Fehler über Fehler: Bei Fortuna Düsseldorf steckte der VfB Stuttgart die vierte Niederlage in Folge ein – die Lage des Vereins in der Bundesliga wird damit immer trostloser.

Düsseldorf - Das Tröstliche am Fußball ist: es könnte immer noch viel schlimmer kommen. Wenn einem Spieler ein Fehler unterläuft, fällt womöglich ein Tor, im dümmsten Fall geht das Spiel verloren. „Wenn aber ein Pilot einen Fehler macht“, sagt der VfB-Manager Fredi Bobic, „dann stürzt die ganze Maschine ab.“

 

Den freien Fall erlebt der VfB glücklicherweise nur im übertragenen Sinne – von „einer Katastrophe“ spricht der Mittelfeldspieler Christian Gentner trotzdem. Denn auch bei Fortuna Düsseldorf haben die Stuttgarter verloren, mit 1:3 (0:2) am Samstagnachmittag. Es war im dritten Rückrundenspiel die dritte Niederlage; und wenn man das 1:3 vor Weihnachten in Mainz dazunimmt, dann wartet der VfB seit inzwischen vier Spielen auf den nächsten Punkt. „Wir dürfen den Ernst der Lage nicht verkennen“, empfiehlt Gentner, „es kann für uns nur darum, den Abstand nach unten nicht zu klein werden zu lassen.“

Die Lage sieht recht trostlos aus

In einigermaßen mildes Licht wird die momentane Situation des VfB allein dadurch getaucht, das der Verein noch im DFB-Pokal und der Europa League vertreten ist – nur dank viel Glück zwar, aber immerhin. In der Bundesliga hingegen stellt sich die Lage recht trostlos dar. Das letzte gute Spiel liegt lange zurück; statt seiner stetigen Aufwärtsentwicklung, die der Trainer Bruno Labbadia gerne beschwört, geht es rapide bergab. Auf Platz 13 steht der VfB, einen einzigen Punkt vor Düsseldorf, einer weitgehend namenlosen, ungleich kostengünstigeren Mannschaft, der leidenschaftlicher Einsatz genügte, um völlig verdient als Sieger vom Platz zu gehen.

Viel länger als sonst ist das VfB-Vereinsgelände Tag darauf verriegelt, während im Besprechungszimmer „Klartext geredet“ wird, wie Bobic anschließend berichtet. Eine Stunde lang quält Labbadia sein Team mit den schlimmsten Szenen des Vortags und dürfte keinerlei Mühe gehabt haben, genügend Anschauungsmaterial zu finden.

Von „dummen Fehlern“ spricht Serdar Tasci, von „viel zu einfachen Fehlern“ Gentner, von „haarsträubenden Fehlern“ Bobic. In jedem Falle waren es Fehler, die vielleicht einer Amateurmannschaft passieren dürfen, keinesfalls aber einem Bundesligateam, das den Anspruch erhebt, um die internationalen Plätze mitzuspielen. Es irritiert zudem, dass sich diese Fehler permanent wiederholen und der VfB nach dem 0:2 in Wolfsburg auch das Spiel in Düsseldorf „einfach hergeschenkt“ hat, wie Labbadia sagt. Und es macht die Sache noch Besorgnis erregender, dass diese Fehler nicht zuletzt jenen Spielern unterlaufen, die aufgrund ihrer Erfahrung eigentlich dafür vorgesehen sind, den anderen den Weg zu weisen.

Fehler über Fehler

William Kvist zum Beispiel hob beim ersten Gegentreffer das Abseits aus und leistete sich vor dem zweiten einen Ballverlust im Aufbauspiel. Für den Dänen mögen noch mildernde Umstände gelten, da er lange verletzt war. Für Sven Ulreich und Serdar Tasci gilt das nicht. Beim dritten Tor ließ der VfB-Schlussmann zum wiederholten Mal einen keineswegs unhaltbaren Schuss passieren, nachdem zuvor der Kapitän einen Fehlpass gespielt hatte. Und so lautete Labbadias Erkenntnis erneut: „Wenn man solche Fehler macht, ist es schwierig ein Spiel zu gewinnen.“

Fehler machten in Düsseldorf allerdings nicht nur die Akteure auf dem Platz, sondern auch der Trainer, auch wenn der seine Aufstellung nicht als solchen verstanden wissen will: „Wir haben einen genauen Plan gehabt, aber der ist nicht aufgegangen.“ Im Nachhinein war es sicher nicht seine beste Idee im offensiven Mittelfeld auf Tamás Hajnal zu setzen, flankiert von Raphael Holzhauser auf links und Tunay Torun auf rechts. Zur erhofften hohen Ballbesitzquote trugen zwar auch sie bei, doch fehlte im Angriffsspiel jegliche Zielstrebigkeit und Kreativität.

„Das war viel zu wenig, das war nichts“

Munterer wurde es erst, als Ibrahima Traoré ins Spiel kam, der aufgrund seiner Schnelligkeit als prädestiniert gilt, einen defensiv ausgerichteten Gegner über außen durcheinander zu bringen. Traoré habe in den beiden vorangegangenen Spielen nicht so gut gespielt, so begründet Labbadia die Maßnahme, den Guineer draußen zu lassen. Hajnal und Torun hingegen dürfen regelmäßig spielen, obwohl sie konstant schwache Leistungen bringen. So sehen sich jene bestätigt, die den Verdacht hegen, Labbadia messe mit zweierlei Maß.

Während der Trainer Torun „eine gute, klare Leistung“ bescheinigt, ist im Falle von Hajnal zumindest bei Bobic die Geduld offenbar zu Ende. Ungewohnt deutlich zählt der Manager den ungarischen Spielmacher an, dessen Vertrag erst vor ein paar Wochen verlängert wurde: „Das war viel zu wenig, das war nichts. Von einem erfahrenen Spieler muss man mehr erwarten.“

Wer die Hoffnung auf eine Trendwende verkörpern soll? Wohl eher nicht die neuen Spieler Felipe und Federico Macheda, die in Düsseldorf debütierten. Felipe zeigte zwar, dass er über eine solide Technik verfügt und kompromisslos im Zweikampf ist. Defizite im Tempo und im Passspiel waren aufgrund der fehlenden Spielpraxis aber ebenfalls unübersehbar. Gleiches gilt für Macheda, dem es an Eifer nicht fehlte, dafür aber am Zug zum Tor. Es vereinfacht die Integration nicht, wenn die Mitspieler mit eigenen Problemen zu kämpfen haben.

Christian Gentner setzt vor dem Heimspiel gegen Werder Bremen am Samstag die Hoffnung daher in die Gesetze der Wahrscheinlichkeitsrechnung: „Irgendwann muss jeder Negativserie zu Ende gehen.“