Abstiegskampf, Managersuche, Ausgliederung: Der VfB-Manager Bernd Wahler hat allerlei Probleme zu lösen. Aber im StZ-Interview entwirft er auch eine Vision, wie die Stuttgarter aus der Krise kommen sollen.

Stuttgart - Egal wie das letzte Vorrundenspiel gegen den SC Paderborn endet – für Bernd Wahler geht die Arbeit auch zwischen Weihnachten und Neujahr weiter. Der VfB-Präsident hat einen Berg ungelöster Probleme vor sich.

 
Wir haben mit Wahler unter anderem über die Nachfolge von Fredi Bobic gesprochen – und über seine Vision, wie der VfB Stuttgart aus der Krise kommen soll.
Herr Wahler, in den vergangenen Jahren hat sich die VfB-Führung kurz vor Weihnachten immer zur Klausurtagung getroffen. Gab es das dieses Mal nicht?
Nein. Wir haben mittlerweile einen regelmäßigeren Austausch zu solchen Themen. Mir waren die Abläufe in der Vergangenheit zu starr. Jetzt ist es mehr ein laufender Prozess. Aber wir haben natürlich wieder unsere Strategiemeetings abgehalten.
Wie sieht Ihre Strategie aus?
Was verstehen Sie unter Strategie?
Einen Plan und ein Konzept, wie es gelingen soll, dem Verein wieder eine bessere Perspektive zu geben.
Es ist keine Frage: wir sind nicht zufrieden damit, wie es hier in den letzten Jahren gelaufen ist. Für mich geht es deshalb darum: was wollen wir machen, damit sich die Situation verbessert? Wir werden ganz sicher Dinge verändern. Das müssen aber nachhaltige Veränderungen sein. In meiner Zeit waren wir bisher meist damit beschäftigt, Feuer zu löschen. Irgendwann müssen wir aus diesem Kreislauf raus.
Wie kann das gelingen?
Wir haben Ende vergangenen Jahres unsere Strategie bekannt gegeben, und an der halten wir fest: Die Jugend ist unsere wichtigste Säule. Dazu gehört das neue Nachwuchsleistungszentrum, die Weiterbildung unserer Trainer, die Position des Nachwuchschefs Rainer Adrion. Wir sind auf einem Weg, auf dem die Durchlässigkeit inzwischen sichtbar wird. Timo Baumgartl ist ein weiteres Beispiel dafür. Von diesem Weg lassen wir uns nicht abbringen, auch wenn die Zeiten schwierig sind.
Der VfB kämpft wieder gegen den Abstieg.
Ich bin hier nicht angetreten, um in kürzester Zeit alles zu zerschlagen und neu aufzubauen. Das ist ein Prozess, der seine Zeit dauert. Ich schaue mir alles genau an und nehme nach genauer Analyse Veränderungen vor. Es werden weitere Veränderungen kommen, da können Sie sicher sein.
Wir sollen sie konkret aussehen?
Die erste große Veränderung liegt hinter uns. Im sportlichen Bereich hat es nicht so funktioniert, wie wir uns das vorstellen. Deshalb haben wir uns von Fredi Bobic getrennt. In Jochen Schneider haben wir einen Mann, der Erfahrung hat und einen guten Job macht. Seine Arbeit beobachten wir weiterhin. Und wir prüfen parallel alle Optionen, um die beste Lösung zu finden.
Jochen Schneider ist also noch immer in der Probephase?
Gegen diesen Begriff wehre ich mich entschieden. Er war Sportdirektor und ist es noch immer. Jetzt übernimmt er noch mehr Verantwortung, und das erwarte ich von jedem Mitarbeiter. Die entscheidende Frage ist: können sich Leute verbessern, die schon hier sind? Oder brauchen wir Impulse von außen? Dies zu entscheiden ist meine Verantwortung.
Schneider ist seit 15 Jahren im Verein. Man müsste ihn doch gut genug kennen.
Ich weiß, was er kann, und jetzt sehe ich, dass er noch mehr kann. Er setzt damit ein Signal – und wir müssen entscheiden, wie wir damit umgehen. Aber er war 15 Jahre im Verein und spricht sich daher auch nicht frei von bestimmten Fehlern, die in der Vergangenheit gemacht wurden. Es kommt darauf an, wie er jetzt damit umgeht. Das ist für mich ein völlig normaler Prozess.
Der Prozess dauert recht lange. Fredi Bobic ist Anfang September entlassen worden. Verstehen Sie Leute, die sagen, man kann sich doch nicht von seinem wichtigsten Mann trennen, ohne einen Plan B zu haben.
Nein. Das sehe ich völlig anders. Wir haben doch kein Vakuum. Außerdem halte ich es für nicht ungewöhnlich, sondern für völlig normal, wenn es drei oder sechs Monate dauert, bis man so eine zentrale Position besetzt. Das ist schließlich keine kurzfristige, sondern eine wegweisende Entscheidung. Wir wollen keinen Mann für ein Jahr. Hier geht es um eine Perspektive von mehreren Jahren.