Nach der Wahl zum neuen Präsidenten wird ein Vorwurf gegen den neuen VfB-Chef laut. Er sei von Wolfgang Dietrich als „Drecksack“ bezeichnet worden, schreibt ein bekanntes Clubmitglied in seinem Blog.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Peter Stolterfoht (sto)

Stuttgart - Wolfgang Dietrich hat in seiner Rede versöhnliche Töne angestimmt. Am Ende einer achtstündigen Mitgliederversammlung, in der die ganze Zerrissenheit des VfB Stuttgart offenbar wurde, sagte er am Sonntag, dass er der Präsident aller Mitglieder werden wolle. Also auch von denen, die dem Leonberger Geschäftsmann vor seiner Wahl ablehnend gegenüberstanden.

 

Unmittelbar bevor Dietrich mit 57,2 Prozent der Stimmen zum neuen Clubchef gemacht wurde, sagte Dietrich auch, dass er sich in seinem Führungsstil am bestens beleumundeten Spielführer Christian Gentner orientieren wolle. „Ein Kapitän hält eine Mannschaft zusammen, er eint sie, wenn es Streit gibt, er balanciert Interessen Einzelner aus, er motiviert, er tröstet, schüttet Gräben zu und baut Brücken.“

Nur Worthülsen?

Das sind hehre Ziele. Oder sind es nur Worthülsen? Wenn es stimmt, was das VfB-Mitglied Christian Prechtl aktuell in seinem Blog schreibt, scheint es mit Wolfgang Dietrichs Willen zur Aussöhnung doch nicht so weit her zu sein. Christian Prechtl, Sohn des früheren BW-Bank-Vorstandschefs Manfred Prechtl, gilt als äußert kritisches VfB-Mitglied und eckt mit seinen provokanten Äußerungen immer wieder an. Auf der Hauptversammlung in der Schleyerhalle hat er als Redner dann auch den Aufsichtsrat sowie Wolfgang Dietrich attackiert. Prechtl stellte Fragen, die sich unter anderem um die berufliche Vergangenheit von Wolfgang Dietrich als Darlehensgeber im Profifußball drehten und um einen denkbaren Interessenkonflikt, nachdem dessen Sohn die Geschäfte der Quattrex Sports AG weiterführt. Wolfgang Dietrich hält auch als VfB-Präsident weiterhin Anteile an dieser Firma.

Nach der Wahl wollte Prechtl, wie er in seinem Blog schreibt, Dietrich am Sonntagabend vor dem Podium per Handschlag zum Sieg gratulieren. Der neue Präsident habe dies mit den Worten „Von einem Drecksack wie Ihnen nehme ich das nicht an“ abgelehnt. Der in der Nähe sitzende Ehrenpräsident Erwin Staudt sagte auf StZ-Nachfrage, dass er nicht gehört habe, was die beiden miteinander gesprochen hätten. Weitergehend wolle er sich zu dieser Angelegenheit auch nicht äußern. „Das Geschriebene spricht für sich, ansonsten gibt es von mir keinen Kommentar“, sagt Christian Prechtl und verweist auf seinen Eintrag im Internet. Und eine schriftliche Anfrage beim VfB zum im Raum stehenden Beleidigungsvorwurf beantwortet ein Vereinssprecher so: „Wolfgang Dietrich wird der Präsident aller VfBler sein, mehr gibt es dazu nicht zu sagen.“