Wenn Wolfgang Dietrich bei der Wahl des VfB-Präsidenten durchfällt, steht der Bankmanager Thomas Haas bereit. Allerdings nur unter gewissen Bedingungen.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Peter Stolterfoht (sto)

Stuttgart -

 

Seit 26 Jahren begleitet Thomas Haas den VfB Stuttgart als kritisches Mitglied. Kostproben dieser Haltung gibt er regelmäßig auf den Hauptversammlungen des Fußballclubs, wenn der Schwäbische-Bank-Manager mit der Vereinspolitik hart ins Gereicht geht. Schon oft hat der 59-Jährige das seiner Meinung nach fehlende Demokratieverständnis von Aufsichtsrat und Vorstand angemahnt. Einer seiner Hauptkritikpunkte ist die Tatsache, dass die Clubführung den Mitgliedern immer nur einen Präsidentschaftskandidaten vorschlägt. Haas nennt dies das „Friss-oder-stirb-Prinzip“.

An diesem Sonntag steht bei der Mitgliederversammlung des VfB in der Schleyerhalle allein der umstrittene Wolfgang Dietrich zur Wahl. Sollte der 68 Jahre alte Unternehmer aus Leonberg nicht die erforderliche einfache Mehrheit von über 50 Prozent erhalten, bietet sich Haas nun als Alternative an. Unter zwei weiteren Bedingungen: Zum einen würde er das nur dann tun, wenn entsprechend seiner Forderung auch ein zweiter Kandidat zur Wahl stehen würde. Außerdem kann er sich nicht vorstellen, unter dem bisherigen Aufsichtsrat mit dem Vorsitzenden Martin Schäfer zu kandidieren. Es wird erwartet, dass am Sonntag auch ein Antrag zur Abwahl des Aufsichtsrats zur Abstimmung kommt.

Unter dem derzeitigen Aufsichtsrat würde Thomas Haas nicht kandidieren

„Der Respekt gebietet es, die Mitgliederversammlung abzuwarten und deren Ergebnisse zu akzeptieren“, sagt Thomas Haas gegenüber dieser Zeitung. „Ich kritisiere nicht Wolfgang Dietrich als Kandidaten, sondern das Verfahren und die zahlreichen Fehlentscheidungen des Aufsichtsrats, nicht nur des aktuellen, die auch zum Abstieg des VfB in die Zweitklassigkeit geführt haben.“ Gleichzeitig betont er auch, dass er es nicht gewesen sei, der den Antrag auf Abwahl des Aufsichtsrats im Vorfeld der Versammlung gestellt habe. Neben dem Würth-Vorstandsmitglied Martin Schäfer gehören dem VfB-Aufsichtsrat derzeit Wilfried Porth (Daimler) und Hartmut Jenner (Kärcher) an. Am Sonntag sollen noch die Clubikone Hermann Ohlicher und Franz Reiner (Mercedes-Benz-Bank) und Wolfgang Kuhn in dieses Gremium hineingewählt werden.

Die Sorge, dass der VfB nach einer Abwahl des Aufsichtsrats im großen Chaos versinkt und in der Folge wichtige Sponsoren verliert, hat Thomas Haas nicht. „Es gibt genug Firmen, die dem VfB prinzipiell Geld geben würden, denen es aber schon lange am Vertrauen in die handelnden Personen fehlt“, sagt Haas, der in seinem Vorhaben vom VfB-Fanclub Vision Zukunft unterstützt wird.