Man mag vieles für übertrieben halten, der Polizeiaufwand ist es leider nicht. Es ist nur schwer vorstellbar, wie unbeteiligte Fußballfans, sonst ungefährdet ins Stadion kommen sollen., meint Polizeireporter Wolf-Dieter Obst.

Lokales: Wolf-Dieter Obst (wdo)

Stuttgart - Man kann es auch übertreiben – das sagen viele Fußballfreunde beim Anblick eines polizeilichen Großaufgebots, das scheinbar mit einer Streitmacht aus Legionen und Panzern den Spaß an einem Sport verdirbt und Freunde des gepflegten Ballsports kriminalisiert. Der Fußballfan wird zum Problemfall, zum Sicherheitsrisiko, Zehntausende werden mit ein paar Hundert Chaoten, die den Sport als Spielwiese für die eigene Lust an der Gewalt missbrauchen, in einen Topf geworfen. Doch ist das alles wirklich übertrieben? Ja, es soll Sportarten geben, die ohne strikte Fantrennung auf den Rängen auskommen, ohne Polizeigroßaufgebot, ohne Hasstiraden. Und es soll auch Menschen geben, die mit Fußball überhaupt nichts am Hut haben, die aber im Stau stehen und nur den Kopf darüber schütteln können, dass Tausende einfach eine autobahnähnliche Bundesstraße in Beschlag nehmen dürfen und das alles als friedlicher Ablauf eines Fanaufzugs gewertet wird. Man mag vieles für übertrieben halten, der Polizeiaufwand ist es leider nicht. Es ist nur schwer vorstellbar, wie unbeteiligte Fußballfans, die nur Spaß am Sport haben wollen, sonst ungefährdet ins Stadion kommen sollen.

 

Und für das alles soll auch noch der Steuerzahler aufkommen? Warum können dafür nicht auch die Vereine und Verbände, die Millionen umsetzen, aufkommen? Die Frage stellt sich immer wieder – doch wo ist dann die Grenze? Muss dann auch der Demonstrant einen Polizei-Obolus zahlen? Und der Konzertveranstalter? Nein: Die Gesellschaft muss das aushalten können. Sicherheit ist eine staatliche Aufgabe – und wir müssen sie uns leisten.

wolf-dieter.obst@stzn.de