Roberto Hilbert ist kein Lieblingsspieler von VfB-Trainer Christian Gross. Seine Zukunft in Stuttgart ist daher sehr fraglich.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)
Stuttgart - Das Training ist beendet, und die Sonne lacht vom Himmel. Also lässt sich Roberto Hilbert vor dem Mittagessen kurz auf der Gartenbank hinter dem VfB-Spielertrakt nieder und knetet die roten Einlagen seiner Fußballstiefel. "Ich bin mit meiner Leistung vom Samstag zufrieden. Denn ich habe dem Trainer gezeigt, dass er sich auf mich verlassen kann", sagt der 25-Jährige über seinen Auftritt beim 2:1-Sieg über Mönchengladbach.

Vermutlich ist diese vertrauensbildende Maßnahme nicht das schlechteste gewesen, was dem Fußballprofi Roberto Hilbert aktuell passieren konnte. Denn es war zuletzt selten sonnig im Profidasein des gebürtigen Oberfranken. "Ich hatte in den vergangenen drei Jahren nicht immer eine leichte Zeit", sagt Hilbert, der auch erst dreimal von Beginn an gespielt hat, seit Christian Gross VfB-Cheftrainer ist. In die Startelf gegen Gladbach war Hilbert nur gerückt, nachdem die Stammkraft im linken Mittelfeld, Alexander Hleb, verletzt abgewunken hatte. "Dem Trainer blieb ja fast nichts anderes übrig, als mich zu bringen", sagt Hilbert - und schätzt seine Lage drei Monate vor seinem Vertragsende in Stuttgart damit ziemlich realistisch ein.

Hilbert würde gerne in Stuttgart bleiben


Allzu happige Forderungen wird sein Berater Roger Wittmann also kaum stellen, wenn er sich dieser Tage mit dem VfB-Manager Horst Heldt zum wiederholten Male bespricht, um die Chancen für eine gemeinsame Zukunft auszuloten. Zwar liegen Roberto Hilbert auch Anfragen von anderen Bundesligaclubs sowie von Erstligisten aus dem Ausland vor, zwar beteuert der Profi, dass er und seine Familie "sehr weltoffen" seien - dennoch ist bei dem Gespräch auf der Gartenbank zu spüren, dass das Fußballerherz des Roberto Hilbert weiterhin heftig für den Verein für Bewegungsspiele schlägt.

"Der VfB ist nicht irgendein Club in Deutschland, sondern eine erste Adresse", sagt Hilbert, der im Sommer 2006 von der SpVgg Greuther Fürth kam. Dann ergänzt er: "Ich habe hier zweimal Champions League gespielt und einmal im Uefa-Cup, ich bin Nationalspieler geworden und deutscher Meister. Meine Frau und die drei Kinder fühlen sich in Stuttgart wohl."

Auch für die Gegenseite ist Roberto Hilbert kein Irgendwer, hat sich die Anerkennung erarbeitet. "Wir haben nicht vergessen, was Roberto in der Vergangenheit für den Verein geleistet hat", sagt Horst Heldt. Schließlich ist der 1,82 Meter große Rechtsfuß der einzige VfB-Akteur gewesen, der in der Meistersaison 2006/2007 sämtliche 34 Saisonspiele bestritten hat. Roberto Hilbert erzielte sieben Tore und wirbelte in seinem ersten Bundesligajahr auf dem rechten Flügel derart dynamisch , dass ihn das Fachmagazin "Kicker" zum "bester Spieler Außenbahn offensiv" kürte. Roberto Hilbert wurde Nationalspieler, zählte zu den Lieblingen des Meistertrainers Armin Veh - nur der Himmel schien für den Shootingstar die Grenze zu sein.

Gross will sich nicht einmischen


"Ich bin der Letzte, der nach Ausreden sucht. Ich hatte zwar unter einigen Verletzungen zu leiden - aber ich hatte auch ein Formtief", sagt Hilbert, in dessen Profikarriere es spätestens 2008 erstmals abwärts ging. Sein letztes von bisher acht Länderspielen machte Hilbert im Februar 2008 in Wien beim 3:0 über Österreich. Beim VfB saß der trickreiche Jungstar nun immer häufiger auf der Bank. Und im April folgte letztlich eine Affäre, die Hilbert vielleicht gar die EM-Teilnahme 2008 gekostet hat: Bei einem Testspiel in Rutesheim trat Hilbert nach und beleidigte seinen Gegenspieler, einen Amateurkicker aus der Kreisliga B, obendrein noch ziemlich heftig. Mit dem Verdacht, er habe die Höhenluft nicht vertragen, muss der junge Hilbert, ein Freund opulenter Tätowierungen, seither leben.

"Ich lasse mir vieles vorwerfen. Aber wer behauptet, ich sei hochnäsig und arrogant, der kennt mich einfach nicht", sagt Hilbert. Für seinen Aussetzer hat er sich bei dem Amateurspieler, beim Bundestrainer Joachim Löw sowie bei den VfB-Chefs entschuldigt. Was wird ihm die Zukunft bringen? Dass der Trainer Gross unlängst erklärte, er mische sich in die Verhandlungen um Hilberts Zukunft nicht ein, hält der 25-Jährige für "ein bisschen bedenklich" - Rückendeckung sieht anders aus. Dass der Nürnberger Albert Bunjaku, ein Konkurrent auf der Außenbahn, beim VfB gehandelt wird, hat Hilbert ebenso vernommen. Dagegen steht das Wort des Managers Heldt, die Tür sei für ihn keinesfalls zu. Also wird Hilbert abwarten, wann für ihn in Stuttgart mal wieder die Sonne scheint.

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