Das 0:5 in Dresden hat Spuren hinterlassen. Auch bei Jan Schindelmeiser. Im Interview spricht der Sportvorstand des VfB Stuttgart über das Spiel, die Führungsspieler und die Folgen.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Stuttgart -

 
Herr Schindelmeiser, haben Sie das 0:5 von Dresden bereits verarbeitet?
So eine Niederlage wirkt nach. Die schüttelt man nicht so einfach aus den Kleidern. Auf der langen Rückfahrt zurück nach Stuttgart war die Stimmung im Bus nicht gut, auch das ist klar. Das Trainerteam und ich haben die Zeit genutzt, um uns einige Videosequenzen des Spiels anzusehen – und viele Dinge zu analysieren.
Was ist Ihnen besonders aufgefallen?

Dass man in den ersten 30 Minuten nicht unbedingt davon ausgehen konnte, fünf Gegentore zu bekommen. Wir haben einen Teil der Tore ja selber erzielt. Zudem war Samstag über weite Strecken die Bereitschaft, Zweikämpfe zu führen und zu gewinnen, nicht immer erkennbar. Die Härte und Präzision beim Passspiel haben gefehlt – und wir hatten insgesamt zu wenig Bewegung. Es hat also einiges nicht gepasst. Diese Niederlage können wir nicht einfach so durchwinken. Es gilt, das Spiel aufzuarbeiten und daraus zu lernen. Wir werden die notwendige Dinge besprechen, aber es wird jetzt keine Generaldebatte geben. Wir vertrauen der Mannschaft.

Wo gilt es den Hebel anzusetzen?
Wir definieren uns in erster Linie über die Art und Weise, wie wir Fußball spielen wollen. Das hat zunächst einmal gar nichts damit zu tun, ob wir gewinnen oder verlieren. Das Spiel des VfB soll von Aktivität, Tempo, Laufbereitschaft und einem ausgeprägten Teamgeist geprägt sein. Davon hat man in Dresden insgesamt zu wenig gesehen. Wir waren viel zu passiv. Deshalb müssen wir die Kritik jetzt auch aushalten.
Zu sehen gab es dafür eine äußert wackelige Hintermannschaft.
Die Spieler sind jetzt als Kollektiv in der Pflicht. Bereits am Freitag spielen wir Zuhause gegen den TSV 1860 München. In unserer Mercedes-Benz-Arena wollen wir grundsätzlich immer gewinnen – so oder so. Da ist es egal, ob wir vorher 4:0 wie gegen Fürth gewonnen haben, oder jetzt ein heftiges 0:5 in Dresden zu verarbeiten haben. Ich habe schon nach dem vielen Lob im Anschluss an das Fürth-Spiel gesagt, dass man eine Partie allein nicht überbewerten darf. Das gilt jetzt aber auch nach dieser Niederlage. Das Dresden-Spiel muss aber eine absolute Ausnahme gewesen sein.
Sie haben einen jungen Trainer, der gleich in seinem dritten Zweitligaspiel eine heftige Packung einstecken musste. Ist jetzt von Ihnen besondere Fürsorge gefragt?
Das ist überhaupt nicht nötig. Wir verfolgen alle eine gemeinsame Linie, die wir zusammen mit dem Team auf den Platz bringen wollen. Viel eher beschäftigen mich da die tollen Fans, die mit viel Hoffnung den weiten Weg auf sich genommen haben, und die wir enttäuscht haben. Das ist sehr unbefriedigend.
Der Kapitän Christian Gentner geht voran, auch Kevin Großkreutz ist ein verbaler Antreiber. Aber sonst? Besitzt die Mannschaft zu wenig Typen?
Wir hatten etliche sehr routinierte Spieler auf dem Feld. Profis, die sogar international erfahren sind. Die drei schnellen Tore haben aber auch bei ihnen Wirkung gezeigt. Diese Diskussion würde aber in die falsche Richtung führen. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir uns am Freitag wieder ganz anders präsentieren.