Der VfB Stuttgart steckt mitten im Abstiegskampf. Jetzt muss der Verein der Deutschen Fußball-Liga sagen, was die Folgen eines Abstiegs wären. Die Konsequenzen lassen sich am Beispiel des Nachwuchsstürmers Timo Werner veranschaulichen.

Stuttgart - Beim VfB Stuttgart gibt es in diesen Wochen wenig Grund zum Feiern. Party machen ist nicht Plan A, denn dazu ist die Situation im Tabellenkeller der Fußball-Bundesliga viel zu angespannt. Bis zum 6. März dürfte sich an diesem Zustand zwar nicht viel ändern, aber ein bisschen gefeiert wird an diesem Tag trotzdem – zumindest bei Timo Werner, der dann 18 Jahre alt wird. Als Partygeschenk hat der VfB seinem Talent schon vor einiger Zeit einen Profivertrag angeboten. Das ist Plan A. Doch nach StZ-Informationen sind die Verhandlungen jetzt wegen der bedrohlichen sportlichen Entwicklung der Mannschaft auf Eis gelegt. Werner will abwarten.

 

Bei ihm greift Plan B. Der Stürmer weiß, dass ein Absturz in die zweite Liga seine Karriere erheblich gefährden würde. Deshalb würde er diesen Weg kaum mitgehen – sollte es im Sommer tatsächlich nach unten gehen. So stehen die Fronten zwischen Plan A und Plan B. „Noch haben wir ja fast drei Wochen Zeit“, sagt der Manager Fredi Bobic, um hinzuzufügen, „dass wir schon viele Dinge besprochen haben.“

Das Ziel von Plan A ist, das Eigengewächs langfristig bis 2018 oder 2019 zu binden – ohne Ausstiegsklausel und egal in welcher Liga. Ein entsprechender Entwurf liegt bei Werner auf dem Tisch, da sein aktueller Jugendfördervertrag in einem Jahr ausläuft. Angesichts dessen haben bereits einige Spitzenclubs aus dem Inland und dem Ausland vorsichtig die Fühler ausgestreckt – etwa Borussia Dortmund und der VfL Wolfsburg, die Werner eine andere Perspektive bieten könnten als der VfB.

Was würde ein Abstieg bedeuten?

Allein diese Hängepartie zeigt, in welcher Zwickmühle sich die Verantwortlichen auf dem Wasen gerade befinden. Was greift am Ende – Plan A oder Plan B? Bundesliga oder zweite Liga? Die nächste Saison muss vorbereitet werden, aber solange nicht klar ist, ob der VfB absteigt, ist die Umsetzung schwierig. Die Spieler zögern mit einem Bekenntnis – nicht nur mögliche Neuzugänge, sondern auch Profis aus dem eigenen Kader. Denn nicht jeder Vertrag gilt für die zweite Liga – auch nicht beim einen oder anderen Hoffnungsträger, um den herum der Verein im Falle eines Abstiegs eigentlich sein neues Team aufbauen will. Das wäre übrigens Plan A, wenn Plan B eintreten sollte. Aber die Spieler ohne Zweitligaklausel könnten dann ablösefrei wechseln.

Der Club ist gefangen zwischen Plan A und Plan B. Beide Pläne muss er der Deutschen Fußball-Liga (DFL) im Rahmen des im nächsten Monat anstehenden Lizenzierungsverfahrens vorlegen. Was würde ein Abstieg bedeuten? „Selbstverständlich gehört es auch zu unseren Aufgaben, sich mit einem Worst-Case-Szenario auseinanderzusetzen. Das ergibt sich alleine schon aus den Anforderungen der DFL“, erklärt der Präsident Bernd Wahler, „mehr gibt es dazu allerdings momentan nicht zu sagen.“

Dabei liegt Plan B mit gravierenden Einschnitten in der Schublade. Der Etat für die Profiabteilung würde von rund 40 Millionen Euro auf etwa 25 Millionen gesenkt werden müssen. Wichtige Einnahmen würden wegbrechen, etwa aus dem Fernsehbereich. In der nächsten Saison werden aus diesem Topf 615 Millionen Euro an die 36 Proficlubs ausgeschüttet. Davon entfallen aber 80 Prozent auf die Bundesliga. Den Rest teilen sich die Zweitligisten. So würde es weitergehen mit den Verlusten – über die Zuschauer bis zu den Sponsoren. Einige Partnerverträge weisen eine Zweitligaoption auf, aber für weniger Geld als bisher. Mitarbeiter auf der VfB-Geschäftsstelle müssten deshalb mit der Entlassung rechnen.

Grund zum Feiern würde es bei Plan B also nicht geben. In diese Sinne: wenigstens Timo Werner freut sich auf den 6. März.