Nach dem mühsamen 2:1-Sieg gegen Augsburg blickt der VfB auf das Spiel am Samstag gegen Fürth. Das könnte erneut eine sehr zähe Angelegenheit werden.

Stuttgart - Der Abend endet mit ein bisschen Werbung in eigener Sache. In bunten Farben flimmert die Ankündigung des Europa-League-Heimspiels des VfB gegen Molde FK am 6. Dezember auf der Videowand, verbunden mit der Hoffnung, dass möglichst viele Zuschauer den Weg in die Mercedes-Benz-Arena finden mögen. Das dürfte allerdings wenig daran ändern, dass die Ränge auch diesmal eher spärlich besetzt sein dürften.

 

Es ist nicht so , dass der VfB sein Stadion leer spielen würde. Allzu viele neue Freunde jedoch sind in dieser bisher so wechselvollen Saison nicht dazugekommen. 38 940 Besucher, so lautete am Mittwochabend im Spiel gegen Augsburg die offizielle Zuschauerzahl, die darüber hinwegtäuschte, dass ganz offensichtlich viele mit eingerechnete Dauerkarteninhaber zu Hause geblieben waren. Nicht nur wegen des Schmuddelwetters war dies im Nachhinein betrachtet die richtige Entscheidung.

Augsburg ist in der zweiten Hälfte die bessere Mannschaft

Das 2:1 des VfB gegen den FC Augsburg ist ein größtenteils grausam schlechtes Fußballspiel gewesen, in dem der biedere Tabellenletzte in der zweiten Hälfte sogar die bessere Mannschaft war. Das Ergebnis sei das einzig Positive gewesen, sagte der VfB-Trainer Bruno Labbadia und verwies darauf, dass es schon oft umgekehrt gewesen sei, dass seine Mannschaft gut gespielt und trotzdem verloren habe.

Labbadia verkniff es sich diesmal, die üblichen Erklärungen anzuführen, er sprach weder vom engen Kader noch vom dicht gedrängten Terminplan. Der Trainer wollte an diesem Abend keine Ausreden gelten lassen und den Spielern keine Alibis liefern. Offensichtlich war es auch so, dass der Mannschaft zusehends die Kräfte schwinden, dass sie sich quasi auf der letzten Rille Richtung Winterpause schleppt. William Kvist ist bereits darüber hinaus – wegen einer Überlastungsreaktion des linken Mittelfußknochens ist die Vorrunde für den Dänen bereits jetzt gelaufen. Er muss mindestens vier Wochen pausieren.

Die wichtigen Wochen stehen noch bevor

„Wir sind in einer schwierigen Phase“, sagt der Manager Fredi Bobic. „ich hoffe, die Jungs halten das durch.“ Denn die besonders wichtigen Wochen stehen noch bevor. In den fünf Spielen vor Weihnachten wird sich entscheiden, ob der VfB einerseits auch im neuen Jahr in der Europa League und dem DFB-Pokal mitspielen darf und ob es andererseits in der Liga nach oben oder eher nach unten geht. „Jetzt müssen wir die richtigen Weichen stellen, um auf allen drei Hochzeiten weitertanzen zu können“, sagt Bobic. Fragt sich nur: Wie?

Die Aussichten scheinen auf den ersten Blick günstig. In den Pokalwettbewerben sind Molde und der Zweitligist 1. FC Köln zu Gast in Stuttgart, in der Bundesliga geht es morgen beim Tabellenvorletzten Greuther Fürth weiter. Allerdings sind auch solche Spiele keine Selbstläufer, wenn sich zunehmend geistige und körperliche Müdigkeit einstellen. „Es ist noch immer ein Problem für uns, dass wir nicht so clever sind, das mit Erfahrung zu kompensieren“, sagt der Torhüter Sven Ulreich, während Vedad Ibisevic meint: „Es ist nicht einfach, alle drei Tage gut Fußball zu spielen.“ Und es macht die Sache noch schwerer, dass die von Labbadia so geschätzten Ergänzungsspieler Tamás Hajnal und Tunay Torun nicht (mehr) in der Lage zu sein scheinen, der Mannschaft wirklich weiterzuhelfen. Gegen Augsburg enttäuschten auch sie nach ihren Einwechslungen.

Im Mittelpunkt steht die Regeneration

Man sollte daher besser nicht darauf setzen, dass die Spielweise des VfB in den nächsten Wochen viel attraktiver wird als gegen Augsburg. Irgendwie bis Weihnachten unfallfrei durchkommen, das ist das Motto des VfB, der die letzten verbliebenen Kräfte mobilisieren muss. „Wir werden versuchen, die Mannschaft immer wieder einigermaßen frisch zu bekommen“, sagt Labbadia. Nicht das Training, sondern die Regeneration steht deshalb mehr denn je im Mittelpunkt.

Vedad Ibisevic etwa scheute sich nach dem Spiel nicht davor zurück, in ein Becken mit Eiswasser zu tauchen. Er achte derzeit auch besonders auf seine Ernährung und mache „jeden Tag einen Mittagsschlaf“. Gerade in dieser Saisonphase, sagt der Stürmer, dem gegen Augsburg mit einem Kopfball in der 69. Minute der 2:1-Siegtreffer gelang, sei es besonders wichtig , auf seinen Körper zu achten.

Ibrahima Traoré dagegen, dem anderen Torschützen vom Mittwochabend, ist die Ermüdung nicht anzusehen. Geradezu beschwingt tänzelt der kleine Offensivmann als einer der Letzten aus der Umkleidekabine, freut sich über seine gute Leistung gegen seinen Ex-Club – und hat trotz aller Strapazen noch die Muße, sich mit modischen Details zu beschäftigen: „Die Mütze muss zu den Schuhen passen“, sagt Traoré und deutet auf seine grüne Basketballkappe, die tatsächlich prächtig mit den grünen Turnschuhen harmoniert.