Zum Jahresabschluss kann der VfB Stuttgart zufrieden mit der bisherigen Saison sein: Mit recht viel Glück und trotz einer durchwachsenen Leistung überwintert man in drei Wettbewerben.

Stuttgart - Es passt sehr gut zur Vorweihnachtszeit, dass es am späten Mittwochabend in der Mercedes-Benz-Arena vor glücklichen Menschen nur so wimmelt. Draußen auf dem Rasen machen sich die Fußballer des VfB Stuttgart auf die Ehrenrunde und verbrüdern sich mit den Fans. Durch die Katakomben marschiert gut gelaunt der Präsident Gerd Mäuser, eine Nikolausmütze auf dem Kopf, ein Fläschchen Feierabendbier in der Hand. Und sogar der Kölner Trainer Holger Stansislawski ist „wahnsinnig stolz“ auf seine Mannschaft, obwohl der Zweitligist gerade mit 1:2 verloren und sich damit aus dem DFB-Pokal verabschiedet hat.

 

Getoppt wird so viel Frohsinn und Zufriedenheit nur durch Bruno Labbadia, den Trainer des siegreichen Stuttgarter Bundesligisten. Ein „Riesenkompliment“ macht er nicht nur den Spielern, sondern „allen Angestellten im Verein“. Großartiges hätten sie geleistet in „diesem schwierigen intensiven, erfolgreichen Jahr 2012“, das mit dem Einzug ins Pokalviertelfinale zu Ende gegangen ist. Und als „Riesenleistung“ wertet es der 46-jährige Trainer, dass sich der VfB mit der Gewissheit in die Weihnachtsferien verabschiedet, auch im neuen Jahr noch an drei Wettbewerben teilnehmen zu dürfen: „Der Verein kann stolz sein, dass wir das hinbekommen haben und eine von nur drei Mannschaften sind, die das geschafft haben.“

Nicht über fehlendes Glück klagen

Borussia Dortmund und der FC Bayern München, der Deutsche Meister und der Rekordmeister, sind die beiden anderen Teams – der VfB befindet sich also in prominentester Gesellschaft. Den anderen Aspiranten, dem FC Schalke, Bayer Leverkusen und Hannover 96, ist auf der Zielgerade der Sprit ausgegangen, sie verloren ihre Pokalspiele. Die Stuttgarter hingegen (die freilich auch die einfachste Aufgabe zu bewältigen hatten) retteten sich mit letzten Kräften ins Ziel. „Wenn man in die Gesichter der Spieler geschaut hat, dann hat man gesehen, wie kaputt alle sind“, sagte der Manager Fredi Bobic nach dem 28. Pflichtspiel in dieser Saison und wollte sich lieber nicht ausmalen, was gegen Köln eine Verlängerung bedeutet hätte.

Mit einigem Glück ist sie den Stuttgartern erspart geblieben – so wie sie sich auch ganz grundsätzlich über fehlendes Glück in dieser Saison nicht beklagen müssen, vor allem im DFB-Pokal. Der Fünftligist Falkensee-Finkenkrug (5:0) war in der ersten Runde der Gegner, ehe in dem FC St. Pauli (3:0) und dem 1. FC Köln zwei Zweitligisten in Stuttgart vorstellig wurden. Und nun durfte Bobic im Presseraum grinsend mitanschauen, wie im Fernsehen Olaf Thon dem VfB mit einem Heimspiel gegen Bochum, den einzig verbliebenen Zweitligisten, das bestmögliche Los bescherte .

Leere Kassen füllen sich

„Gutes Los“, sagte Bobic, vergaß aber nicht, darauf hinzuweisen, dass am 26. oder 27. Februar „ein Gegner kommt, der uns gerne schlagen will“. Das Halbfinale ist trotzdem schon jetzt fest eingeplant. Und als weitere glückliche Fügung ergibt es sich, dass sich die Großkaliber aus München und Dortmund praktischerweise schon im Viertelfinale duellieren. Sprich: auch das Finale in Berlin rückt – mit etwas weiterem Glück – in Sichtweite, da alle anderen verbliebenen Teams nicht als übermächtig angesehen werden müssen.

Das bedeutet dann auch, dass sich die leeren Kassen wieder etwas füllen könnten. Das Geld, das der VfB in den Pokalwettbewerben jetzt noch verdient, ist im Etat nicht eingeplant gewesen und erweitert den Spielraum auf dem Transfermarkt. Gleiches gilt für den Erlös des Innenverteidigers Maza, der auf eine Rückkehr nach Mexiko dringt – ein Wunsch, dem sich der VfB nicht verschließen will. In Benedikt Röcker steht eine interne Lösung für die frei werdende Planstelle bereit. „Für mich gibt es keinen Urlaub“, sagte Bobic, der in der Winterpause zwei Großprojekte in Angriff nimmt: die Vertragsverlängerung mit Bruno Labbadia (die sehr wahrscheinlich ist) und die Suche nach einen neuen Mann fürs Angriffszentrum.

Trainingslager in Belek

Labbadia wiederum genehmigt sich ein paar freie Tage – und legt zuvor Wert auf die Feststellung, dass das Glück, das dem VfB zur Seite stand, nur der Tüchtige habe. Das hat er auch seinen Spielern noch einmal mitgeteilt, die sich gestern um neun zum gemeinsamen Frühstück versammelt, ihre Trainingspläne in Empfang genommen und sich anschließend in den Weihnachtsurlaub verabschiedet haben. „Sie haben es sich verdient, jetzt erst mal ein paar Tage durchzuschnaufen“, sagte der Trainer.

Am 3. Januar trifft sich die Mannschaft wieder, am Tag darauf fliegt sie ins Trainingslager nach Belek. Den großen Wunsch fürs neue Jahr formuliert Bruno Labbadia schon vor Weihnachten: „Ich wünsche mir, dass das Glas hier in Stuttgart künftig halb voll und nicht immer halb leer ist.“ Ganz leer ist momentan der Akku aller Beteiligten, aber das soll sich bald wieder ändern.