Mit seinen emotionalen Ausbrüchen sorgt der VfB-Trainer Alexander Zorniger für große Diskussionen. Auch der frühere Sportdirektor Fredi Bobic hat sich zu Wort gemeldet – und fällt ein vernichtendes Urteil.

Stuttgart – Eines muss man Alexander Zorniger lassen: Er hat es geschafft, den VfB wieder einmal zu einem bundesweiten Gesprächsthema zu machen. Jedenfalls gibt es seit dem Wochenende kaum einen Fußballfreund mehr, der nicht über die emotionalen Ausbrüche des VfB-Trainers diskutieren würde, der nach dem 2:2 in Hoffenheim seinen Stürmer Timo Werner verhöhnt hatte. Endlich mal ein authentischer Fußballtrainer, der die Spieler nicht in Watte packt, sagen die einen. Geht gar nicht, das eigene Personal auf diese Weise zu brüskieren, sagen die anderen.

 

„Dem Bundesligageschäft nicht gewachsen“

Eindeutig zur zweiten Fraktion gehört ein alter Bekannter beim VfB: Fredi Bobic, der frühere Sportdirektor. In seiner wöchentlichen Kolumne im Internetportal „Sport 1“ attackierte Bobic mit scharfen Worten den VfB-Coach. Der VfB, schreibt er, werde „von einem Trainer geführt, der dem brutalen Bundesligageschäft mit all seinen Nebenkriegsschauplätzen nicht gewachsen zu sein scheint“. Deutlicher kann man einem Trainer die Eignung kaum absprechen. Schon vor dem Spiel in Hoffenheim hatte Bobic im „Kicker“ massive Kritik an Zornigers Spielweise geübt. Als „naiv“ bezeichnete er den Offensivfußball, kein Zufall sei es, dass die Spieler so viele Chancen vergeben: „Diese Chancen erspielen sie sich mit einem Puls von 200. Und wenn du vor dem Tor die Ruhe nicht hast, dann kannst du auch nicht treffen.“

Beim VfB genießt Zorniger auch weiterhin die Rückendeckung des Sportvorstandes Robin Dutt. Er hatte den Trainer nach der vergangenen Saison genau wegen dieser offensiven Spielkonzeption verpflichtet und ihm zudem den Auftrag erteilt, der Mannschaft mit einer neuen Herangehensweise Beine zu machen. Den Spielern, so sagen sie beim VfB, sei es in der Vergangenheit zu gut gegangen, sie hätten ihren Trainern auf der Nase herumgetanzt und bräuchten die ganz kurze Leine, um zum Erfolg zu kommen.

Zorniger denkt nicht daran, sich zu zügeln

Dass Alexander Zorniger, ausgestattet mit einem Dreijahresvertrag, dabei derart kompromisslos vorgehen würde, das dürfte aber auch die VfB-Führung überrascht haben. Inzwischen sorgt seine Außendarstellung auch intern für zunehmendes Befremden. Allerdings wissen sie im Verein auch, dass der Trainer dieser Linie treu bleiben will und notfalls lieber mit fliegenden Fahnen untergeht, als sich zu zügeln. „Ich gebe durch meine Aussagen vielleicht zu viele Angriffsflächen“, sagt Zorniger, „aber das wird sich nicht ändern, hundertprozentig nicht.“