Nach der 1:2-Niederlage gegen Augsburg gerät der Trainer des VfB Stuttgart mächtig unter Druck. Allem Anschein nach muss Labbadia noch in dieser Woche seinen Posten räumen. Auch ein möglicher Nachfolger ist bereits in der Diskussion.

Stuttgart - Und dann kommt sie, die beliebte Reporterfrage, die immer dann gestellt wird, wenn Fußballtrainer in Bedrängnis geraten. Ob Bruno Labbadia auch im nächsten Spiel noch auf der VfB-Bank sitzen werde, will einer nach der 1:2-Niederlage in Augsburg von Fredi Bobic wissen – und erntet einen bitterbösen Blick. „Das ist eine dumme und respektlose Frage“, antwortet der VfB-Manager, dreht sich wutschnaubend um und geht.

 

In den gut zweieinhalb Jahren, in denen Labbadia beim VfB im Amt ist, haben der Trainer und der Manager gemeinsam manche Krise gemeistert. Mit Vehemenz verhinderte Bobic aufkommende Debatten über den Coach stets im Keim und sprach entsprechende Machtworte. Nun ist er offenbar müde geworden, seinem wichtigsten Mitarbeiter ein weiteres Mal den Rücken zu stärken. Allem Anschein nach muss Labbadia noch vor dem wichtigen Europa-League-Rückspiel am Donnerstag gegen Rijeka seinen Posten räumen. Als möglicher Nachfolger gilt der U-17-Trainer Thomas Schneider, aber auch eine externe Lösung ist nicht ausgeschlossen.

Ein Fernsehinterview sagt Labbadia kurzfristig ab

Kurz nach seinem kleinen Wutausbruch hat sich Bobic wieder beruhigt und kehrt zurück in die Katakomben des Augsburger Stadions. Er könne und wolle keine schnellen Antworten auf die erneute Krise und zur Zukunft des Trainers liefern, „schließlich reden wir immer noch über Menschen“. Am späten Abend hat er noch einen Fernsehtermin, anschließend werde er „nach Hause fahren und in Ruhe nachdenken“. Und: „Wenn wir eine Entscheidung treffen, dann treffen wir sie gemeinsam.“

Mit ernster Miene bringt währenddessen Bruno Labbadia die Pflichttermine nach einem Bundesligaspiel hinter sich – aller Voraussicht nach zum vorerst letzten Mal. Er sucht keine Ausreden, er sagt auf der Pressekonferenz, man habe in der zweiten Hälfte zwar „eine andere Mannschaft“ gesehen. Den katastrophalen Auftritt vor der Pause aber beschönigt er nicht, die erste Hälfte sei „der Schlüssel des Spiels gewesen“, sein Team habe sie „komplett verschlafen“. Auf tiefer gehende Fragen zu seiner eigenen Situation hat er kein Verlangen – ein Fernsehinterview mit dem Südwestrundfunk sagt Labbadia kurzfristig ab.

Die Fans haben den Daumen längst gesenkt

„Wenn du verlierst, hast du schlechte Argumente“, sagt Bobic. In der Bundesliga wartet der VfB nach drei Niederlagen noch auf den ersten Punkt und ist in der Tabelle Vorletzter; in der Europa League droht das Aus. Es ist eine erschütternde Bilanz, ein verheerender Start in eine Saison, in der alles besser werden sollte. Schließlich hat der VfB das Ziel ausgegeben, sich auf direktem Wege für den Europapokal zu qualifizieren. „Wir haben hohe Ansprüche“, sagt Bobic, „denen müssen wir uns stellen.“

Die Fans haben den Daumen längst gesenkt – stürmische „Bruno raus“-Rufe waren schon während des Spiels zu hören und begleiteten den Trainer nach dem Schlusspfiff beim Gang in die Kabine. Man mag sich nicht ausmalen, was am Donnerstagabend passieren würde, sollte der VfB mit Labbadia aus der Europa League ausscheiden. „Wir müssen gegen Rijeka weiterkommen“, sagt Bobic. Diese Aufgabe dürfte einem neuen Trainer zufallen.