Cacau hat angekündigt, dass er den VfB Stuttgart verlassen will. Der Stürmer sieht hier keine Perspektive mehr für sich. Interessenten gibt es offenbar schon – im In- und im Ausland.

Stuttgart - Der Mann mit den grün-weißen Fußballschuhen nimmt auf der linken Seite plötzlich Fahrt auf. Mit höchstem Tempo zieht er dann nach innen, um Vedad Ibisevic (27) mustergültig zu bedienen. Der hat keine Mühe, diesen Angriff zu vollenden. Es ist der letzte Treffer im Trainingsspiel auf dem Vereinsgelände. Ibisevic bedankt sich bei Cacau (31), der ihm die Vorlage gegeben hat. Beide jubeln gemeinsam – aber aller Voraussicht nach nicht mehr lange. Denn nach der Einheit am Freitagvormittag reicht Cacau beim VfB sein Abschiedsgesuch ein.

 

Lächelnd verlässt er das Feld – und er lächelt noch immer, als er sich anschließend den Frust über die vergangenen Monate von der Seele redet. Cacau wirkt befreit, da sein innerer Schwebezustand beendet ist und sein Frust nun zu einer Entscheidung geführt hat. Sie ist gegen den VfB ausgefallen. Der Weg dahin war mühsam und zog sich über mehrere Wochen hin. Aber nun hat Cacau etwas zu verkünden. „Ab sofort bin ich offen für andere Clubs“, sagt er. Dann holt er aus und erzählt, warum. Nach der für ihn bitteren Rückrunde, in der er meist auf der Ersatzbank saß, und dem Schlag mit der EM-Ausbootung „habe ich den Urlaub gebraucht, um zur Ruhe zu kommen und um mir Gedanken zu machen, wie es weitergehen soll“, sagt Cacau. Am Strand in Brasilien suchte er nach den Ursachen der Entwicklung. Gefunden hat er das: „Der Hauptgrund dafür, dass alles so eskalierte, war, dass ich beim VfB nicht mehr auf meiner angestammten Position spielen durfte“, sagt Cacau.

„Ich werde mich umhören.“

Zuletzt ist er entweder gar nicht oder als einziger Stürmer eingesetzt worden. „ Aber da kann ich meine Stärken nicht entfalten“, sagt Cacau, „das hat zu meiner Unzufriedenheit und zu den ganzen Diskussionen beigetragen – bis zu dem Punkt, an dem ich heute bin.“ Dieser Punkt besagt, „dass ich nun zwar keine verrückten Sache mache. Aber ich werde mich umhören und umschauen und auf dem Markt sehr genau die Alternativen zum VfB prüfen.“

Damit hat er spätestens nach seinem Gespräch mit Bruno Labbadia begonnen, das nach dem Ende der Ferien in Brasilien stattgefunden hat. Cacau hat dem Trainer erklärt, dass er sich entweder als zweite Spitze oder auch als zurückhängende Spitze sieht. „Nur dann habe ich Freude und kann der Mannschaft helfen“, sagt Cacau.

Die Antwort von Labbadia bestärkte ihn jedoch in seinen Wechselabsichten. Laut Cacau erwiderte der Trainer, „dass andere Spieler momentan vor mir stehen“ – weil es im VfB-System keinen zweiten Stürmer gibt und in der Rolle hinter den Spitzen Támas Hajnal agiert. Aber noch mal draußen sein, das will Cacau nicht. „Dass ich beim VfB in der Rückrunde nicht oft gespielt habe, hat mich die EM gekostet“, sagt er.

Anfragen aus Brasilien, Spanien und Mönchengladbach

Deshalb hört er sich um. In Brasilien steht er bei einigen Vereinen auf der Liste. Dort fließt im Vorfeld der WM 2014 im eigenen Land viel Geld in den Fußball. „Brasilien ist reizvoll und interessant“, sagt Cacau, „doch ich glaube, im Augenblick ist das noch nichts für mich – vielleicht später.“ Wann später ist? Wieder lacht Cacau. „In zwei Stunden“, sagt er und guckt auf seine Uhr, „oder in zwei Jahren.“ Anfragen gibt es auch aus Spanien – und von Borussia Mönchengladbach, wo er Marco Reus (nach Dortmund) ersetzen könnte. Näheres dazu wohl in Kürze.

Der VfB muss sich darauf einstellen, dass er einen Nachfolger braucht. „Wir planen mit Cacau, aber ich bin kein Hellseher und weiß nicht, was in den nächsten Wochen passiert“, sagt der Manager Fredi Bobic. Immerhin hat ihm die Vereinsführung nach StZ-Informationen bereits zugesagt, dass er die zu erwartende Ablöse von vier bis fünf Millionen Euro wieder ausgeben kann. Kontakte zu möglichen neuen Stürmern hat Bobic schon geknüpft. Jetzt wird er sie intensivieren – und Cacau die seinen. „Ein paar Anrufe habe ich schon erhalten“, sagt er. Dann zieht er seine bunten Kickstiefel aus und lächelt noch einmal.