Fünfter Sieg in Serie, Tabellenführung ausgebaut: Der VfB Stuttgart ist derzeit nicht aufzuhalten. Auch nicht von einer Verletzung des Top-Torjägers Simon Terodde.

Sport: Gregor Preiß (gp)

Stuttgart - Die rechte Augenbraue war dick geschwollen, das Nasenbein war deutlich verändert, und weil die ganze Woche über auch noch der Oberschenkel geschmerzt hatte, war es keine Selbstverständlichkeit, in welch fröhlichem Gemütszustand Simon Terodde am Sonntagnachmittag auf dem Rasen der Mercedes-Benz-Arena stand. Der deutlich lädierte Stürmer des VfB Stuttgart hatte gemeinsam mit seinen Teamkollegen gerade den 1. FC Kaiserslautern 2:0besiegt, zusammen hatten sie die Tabellenführung in der zweiten Liga ausgebaut, also grinste Terodde und sagte: „Der Schädel brummt, aber das nehme ich gerne in Kauf.“ Schließlich war er mal wieder der entscheidende Mann aufseiten des VfB gewesen. „Er war unser Dosenöffner“, sagte Hannes Wolf – nach einem Spiel, das einem Geduldsspiel gleichgekommen war.

 

Der Stuttgarter Trainer, der seine Mannschaft auf zwei Positionen verändert hatte (Jean Zimmer für den verletzten Kevin Großkreutz, Josip Brekalo für Julian Green), sah jedenfalls lange Zeit eine Partie, die der VfB zwar jederzeit kontrollierte. Er musste aber auch feststellen: Die ganz großen Möglichkeiten resultierten aus der Überlegenheit nicht. Entsprechend forderte der Coach in der Pause auch ein wenig mehr Zug zum Tor – und seine Mannschaft folgte ihm aufs Wort. Die Dominanz wurde noch größer, die Lauterer kamen kaum mehr aus der eigenen Hälfte, und als dann Emiliano Insua den Ball nach innen flankte, stand Terodde mal wieder goldrichtig. „Zum Glück hat er mir auf den Fuß geflankt“, scherzte der Führende der Torjägerliste (15 Treffer) später, denn in dieser 58. Minute spielte er bereits mit gebrochener Nase.

Zusammenprall mit Ewerton

Vor der Pause war Terodde mit dem FCK-Abwehrspieler Ewerton zusammengestoßen, in der Kabine hatte er sich „nicht so gut gefühlt“. Draußen bleiben wollte er aber auch nicht. „Von einem Heimspiel willst du keine Minute verpassen“, erklärte er.

Also spielte er weiter – und machte ein Tor, „das nicht viele machen“ (Gegenspieler Tim Heubach). Emiliano Insuas Flanke erreichte Simon Terodde gerade noch so mit der rechten Fußspitze, dem Ball gab er so aber genau die richtige Richtung, FCK-Torhüter Julian Pollersbeck streckte sich vergeblich – das Abwehrbollwerk war endlich geknackt, weil dieses Zusammenspiel zwischen Insua und Terodde bereits zum sechsten Mal zu einem Treffer geführt hatte. Und wenig später durfte Torgarant Terodde dann auch runter. „Als Trainer“, sagte Hannes Wolf, „habe ich schließlich auch eine Schutzfunktion.“ Und nun auch eine recht komfortable Tabellensituation.

Weil der eingewechselte Berkay Özcan in der 87. Minute alles klarmachte, freute sich der VfB nämlich nicht nur über einen souveränen Erfolg gegen die eher harmlosen Roten Teufel. Wolfs Team baute auch seine beeindruckende Serie aus. Fünf Spiele, fünf Siege – so lautet die bisherige Rückrundenbilanz, die ansonsten kein anderes Team in den drei deutschen Profiligen vorweisen kann. Und: Eine solche Siegesserie sahen die VfB-Fans zuletzt am Ende der Meistersaison 2007. In der Tabelle ergibt das einen Fünf-Punkte-Vorsprung auf Rang zwei (Hannover 96), auf den Dritten (Union Berlin) sind es sechs Punkte Differenz. Der VfB-Express rollt also weiter in Richtung Bundesliga. Dennoch hüten sich alle Verantwortlichen an der Mercedesstraße, die Lage für eine Vorentscheidung im Rennen um den Aufstieg zu halten.

Nächster Halt: Braunschweig

„Wenn man davon redet, kann sich das in den Köpfen festsetzen“, sagte Jean Zimmer und mahnte: „Deshalb sollten wir das nicht tun.“ Hannes Wolf erinnerte sich daran, wie er als Spieler mit dem 1. FC Nürnberg II einst ein Neun-Punkte-Polster in den letzten sechs Saisonspielen verspielte. Also konzentrieren sich Spieler und Trainer lieber auf die anstehende Aufgabe. Die ist schließlich knifflig genug.

Am nächsten Montag (20.15 Uhr/Sport 1) ist der VfB bei Eintracht Braunschweig zu Gast. Der derzeit Viertplatzierte hat am Freitag seinen Abwärtstrend gestoppt und will noch einmal rankommen an den VfB. Die Stuttgarter ihrerseits können sich bei einem Sieg noch deutlicher von Platz vier absetzen – und vermutlich trotz dessen gebrochener Nase auf Simon Terodde bauen. „Ich habe mega Bock auf das Spiel“, sagte der Stürmer, der wegen seiner Oberschenkelprobleme lange gar nicht an einen Einsatz gegen den FCK geglaubt hatte. Zunächst hat er an diesem Montag aber einen Arzttermin.

VfB Stuttgart - 2. Bundesliga

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