Erstmals seit Dezember 2014 gelingt Timo Werner wieder mal ein Tor – das 2:1 in Hannover. Dabei war der Stürmer des VfB Stuttgart bis vor kurzem noch außen vor.

Hannover – Wohin nur mit der Freude, was tun im Moment des großen Glücks? Timo Werner entscheidet sich für den denkbar weitesten Weg. Zu Michael Meusch, dem kleinen Zeugwart, der ganz außen auf der VfB-Bank sitzt, läuft der Stürmer, nachdem er mit zitterndem Fuß den Ball über die Linie gedrückt hat. Meusch sei für ihn „eine Art Vaterfigur“, sagt Werner, er habe sich bedanken wollen.

 

In der Kabine bedankt sich Timo Werner später nach dem 3:1-Sieg in Hannover auch beim Rest der Mannschaft, obwohl der Dank eigentlich ihm selbst gebührt. Der U-21-Nationalspieler hat nicht nur das 2:1 geschossen, sondern auch Christian Gentners Ausgleichstreffer vorbereitet – er war also so etwas wie der Mann des Abends. Doch wäre all das nicht möglich gewesen, „wenn mich die Mannschaft in den vergangenen Monaten nicht so toll unterstützt hätte“.

Um viele Erfahrungen reicher

Es ist eine schwere Zeit, die hinter Timo Werner liegt. Das lange Warten auf das nächste Tor (das letzte erzielte er im Dezember), die harten Worte des VfB-Trainers Alexander Zorniger („Ich bin doch nicht sein Kindermädchen“), die Verbannung aus dem Kader beim Auswärtsspiel in Berlin – all das geht nicht spurlos vorbei an einem, der zwar schon 66 Bundesligaspiele bestritten hat, noch immer aber erst 19 Jahre alt ist.

Es sei nicht schön gewesen, aus dem Kader zu fliegen, erklärt Werner, „aber jetzt kann man sagen, dass es mir weitergeholfen hat“. Es habe „klick in meinem Kopf“ gemacht. Seither gebe er im Training noch mehr Gas, setze sich aber auch nicht mehr so stark unter Druck. Dass das Leben nicht nur aus Fußball besteht, daran hat sich Werner erinnert, als er das unverhofft freie Wochenende mit Freunden verbrachte.

Ist jetzt also wieder alles gut? Werner hat auch in Hannover manch Zweikampf verloren und sich für manch falschen Laufweg entschieden. Aber er hat wieder das Tor getroffen, das ist das Wichtigste. Die Zeit der großen Leiden ist vorerst vorbei, Zorniger sagt: „Ich freue mich wahnsinnig, dass er die Kiste gemacht hat.“