Vedad Ibisevic wartet seit Januar auf ein Tor und ist beim Spiel gegen den FC Bayern München schon zur Pause ausgewechselt worden. Wechselgerüchte dementiert der VfB-Stürmer jedoch mit Nachdruck.

München/Stuttgart - Die Gelegenheit zur Attacke schien günstig. Als letzter Mann hatte Holger Badstuber in der Spielhälfte des FC Bayern den Ball am Fuß und keine richtige Anspielstation. Also machte sich Vedad Ibisevic mit schnellen Schritten auf den Weg, um den Münchner Verteidiger unter Druck zu setzen. Der erhoffte Erfolg jedoch blieb aus. Badstuber schob den Ball lässig durch Ibisevic’ Beine und eröffnete den nächsten Münchner Angriff.

 

Der Tunnel, wie diese Höchststrafe im Zweikampf von Fußballern genannt wird, war bei der 0:2-Niederlage des VfB nicht der einzige Tiefschlag für den Bosnier. Weitaus bitterer dürfte für ihn gewesen sein, dass er schon bei Halbzeit ausgewechselt wurde, obwohl er der einzige Stürmer war und sein Team 0:1 hinten lag. Das passte irgendwie zu seiner Situation, denn es läuft gerade nicht gut für Vedad Ibisevic.

Eine stattliche Quote: 47 Tore in 100 Spielen

Der Torjäger, der im Januar 2011 von der TSG Hoffenheim, dem nächsten Gegner des VfB, nach Stuttgart gekommen war, hat sich einige Verdienste um den Verein erworben. Im ersten halben Jahr stellten nicht zuletzt seine Tore den Klassenverbleib sicher. Und auch in der darauffolgenden Saison traf Ibisevic fast wie am Fließband. In exakt 100 Pflichtspielen für den VfB hat er 47 Tore erzielt, was eine mehr als stattliche Quote ist. Auf sein nächstes Tor aber wartet der 30 Jahre alte Stürmer seit inzwischen mehr als einem halben Jahr.

Aus dem Tritt geriet Ibisevic im vergangenen Februar, als er mitten im Abstiegskampf nach einer Tätlichkeit im Spiel gegen den FC Augsburg die Rote Karte sah und für fünf Spiele gesperrt wurde. Vom Verein bekam er eine Geldstrafe von 20 000 Euro, die Ibisevic ebenso wenig verstand wie den Unmut der Fans, der ihn seither begleitet. In den entscheidenden letzten Spielen der Vorsaison war er unter Huub Stevens zum ersten Mal in seiner Zeit beim VfB nur Reservist. Unter Armin Veh durfte Ibisevic in dieser Saison zwar bisher immer von Beginn an spielen, seine Leistungen aber waren (wie die der meisten anderen VfB-Spieler ) schwach.

Wäre eine Trennung die bessere Lösung gewesen?

Beträchtlich ist mittlerweile die Entfremdung zwischen den Fans und dem Torjäger a. D., der aufgrund seines Naturells und seiner Spielweise zum großen Publikumsliebling nicht taugt. Donnernden Applaus gab es am Samstag in München nur, als der Stadionsprecher seine Auswechslung verkündete. „Er ist momentan eben in einer schwereren Phase, aber das wird sich auch wieder ändern“, sagt der VfB-Manager Fredi Bobic. Trotzdem wird man das Gefühl nicht los, dass es für alle Beteiligten die beste Lösung gewesen wäre, hätte der VfB seinen Mittelstürmer in der Sommerpause in allen Ehren verabschiedet.

Die Möglichkeit wäre nach der Weltmeisterschaft da gewesen. Der englische Erstligist West Ham United wollte den WM-Torschützen gerne verpflichten, auch in der Türkei gab es Interessenten. An Ibisevic wäre ein Wechsel nicht gescheitert. Doch soll es am Ende der neue Trainer Armin Veh gewesen sein, der sein Veto eingelegt hat. Er wollte den Stürmer nicht abgeben, weil Mohammed Abdellaoue längerfristig ausfällt und der junge Timo Werner, wie der Trainer meint, noch Zeit braucht.

Der Vertrag mit Ibisevic wurde bis 2017 verlängert

Als Gegenleistung für den verwehrten Wechsel bekam Ibisevic Anfang August vom VfB überraschend einen neuen Vertrag, dessen Laufzeit um ein Jahr bis 2017 ausgedehnt wurde. „Ich spiele sehr gerne für den VfB, deshalb freue ich mich über das Vertrauen“, so ließ Ibisevic mitteilen. Bei Timo Werner hingegen soll die Freude nicht ganz so groß gewesen sein. Er war davon ausgegangen, als neuer Stürmer Nummer eins aufgebaut zu werden. Von Beginn an durfte er in dieser Saison aber noch nicht spielen.

Wirbel machte vergangene Woche ein angebliches Interview mit Ibisevic, das in Italien veröffentlicht wurde. Darin wurde der Spieler so zitiert, dass er höhere Ambitionen als der VfB hege und an einen Wechsel in der Winterpause denke. Alles frei erfunden, schrieb Ibisevic anschließend auf seiner Facebook-Seite, er habe „nie gesagt, dass ich höhere Ansprüche habe oder dass ich wegwill“. Und überhaupt: „Die Medien, besonders in Stuttgart, wollen ein falsches Bild von mir zeigen.“ Man hätte gerne genauer nachgefragt. Doch nach dem Spiel in München entschwand Vedad Ibisevic wieder einmal wortlos.