Der eine ist neu im Team, der andere erholt sich gerade erst von seiner Schulterverletzung. Gemeinsam wollen die beiden Österreicher Martin Harnik und Florian Klein in der kommenden Saison die rechte Angriffseite des VfB Stuttgart aufmischen.

Sport: Carlos Ubina (cu)

Stuttgart - Die Hand ging immer mal wieder zur linken Schulter. Vor allem wenn Martin Harnik im Testspiel gegen Eskisehirspor kurz zuvor auf dem Rasen oder gar in der Bande des Lindenstadions gelandet war. Der erste Stresstest für Körper und Kopf war das für den Fußballer des VfB Stuttgart nach seiner Schulteroperation Anfang Mai. Und er hat ihn im Trainingslager in Mayrhofen-Hippach bestanden. Auch, wenn Harnik drei Monate und viele Rehaeinheiten nach dem Eingriff sein Gelenk immer noch abtastet. Unbewusst läuft das, aber zusehends in der Gewissheit, dass es wieder stabil ist, den Belastungen auch standhält.

 

„Ich habe die Schulter schon noch im Kopf“, sagt Harnik, „aber ich muss das wieder aus den Gedanken bekommen.“ Auch die Bilder davon, wie er sich die Schulter in Hannover auskugelte, hat der 27-Jährige noch vor Augen. Wie Christian Gentner danach unbeholfen versuchte, das Ding wieder an seinen Platz zu drücken. Doch darüber kann Harnik mittlerweile seine Späße machen – und sah keinesfalls die Gefahr, dass sich Gentner wieder als Sanitäter betätigen könnte, als er in die Bande krachte. „Da hätte wahrscheinlich sein Wadenmuskel wieder zugemacht, wenn er zu mir gesprintet wäre“, sagt Harnik über den pausierenden Kapitän.

Er selbst fühlt sich trotz Trainingsrückstands auf einem guten Weg zurück zu alter Stärke. Wichtige Treffer hatte Harnik im Abstiegskampf der vergangenen Saison erzielt und sich auch verletzt noch für die Mannschaft aufgeopfert – bis der Klassenverbleib gesichert war. Nun geht es darum, eine Wiederholung zu vermeiden, oder wie Harnik es ausdrückt: „Einen guten Start hinzulegen, damit wir eine Euphorie entfachen und nicht gleich wieder in Panik verfallen.“

Harnik und Klein haben Heimvorteil im Trainingslager

Ein Spiel wie gegen den türkischen Pokalfinalisten während des Trainingslagers im Zillertal hilft da weiter – ihm und dem Team. Zumal der Flügelstürmer beim 2:1-Sieg das erste Tor erzielt hat. Schwer war es zwar nicht mehr, den Ball über die Linie zu drücken, nachdem Antonio Rüdiger und Vedad Ibisevic die perfekte Vorarbeit geleistet hatten, aber: so ein Erfolgserlebnis tut gut. Und wenn es in Österreich ist, gleich zweimal für den österreichischen Nationalspieler. „Das ist schon ein kleiner Heimvorteil hier“, sagt Harnik und genießt nicht nur seine ersten Schritte zurück auf dem Platz, sondern ebenso die besondere Aufmerksamkeit, die ihm zuteilwird.

Ebenso wie Florian Klein, dem zweiten Österreicher in der VfB-Elf. Ständig müssen sie Autogramme geben und für Fotos posieren. Wichtiger aber ist, dass sie auf Dauer das neue Stuttgarter Duo auf der rechten Seite bilden könnten – der Austria-Flügel. „Das hat schon ganz gut gepasst“, sagt Klein, „weil wir uns ja schon länger aus der Nationalmannschaft kennen.“ Dort gibt es die gleiche Aufgabenteilung: Klein gibt den offensiven Rechtsverteidiger und Harnik den defensivbewussten Rechtsaußen.

Eine Kombination, die auch dem neuen Trainer Armin Veh gefällt. „Martin Harnik verkörpert mit seiner leidenschaftlichen Art des Fußballs Mentalität. Das suchen und wollen wir doch“, sagt Veh. Zumal er mit Harniks Herz wieder ein Element ins Stuttgarter Spiel bringt, das die Aktionen rund um die beiden Kurzpasskünstler Daniel Didavi (ebenfalls Torschütze gegen Eskisehirspor) und Alexandru Maxim bereichert. Dafür nimmt der Chefcoach dann auch mal die technisch etwas derbere Art Harniks im Umgang mit dem Ball gerne in Kauf.

Harnik kokettiert mit diesen Unzulänglichkeiten, die sich immer wieder in sein Spiel schleichen, verweist aber auch darauf, dass er erst wenige Trainingseinheiten mit Ball am Fuß absolviert hat – und: „Ich will mich nicht nur jedes Mal totrennen, sondern auch spielerisch zum Erfolg der Mannschaft beitragen.“ Unterstützt von Klein, für den er sich starkgemacht hat, um ihn ablösefrei von Red Bull Salzburg nach Stuttgart zu holen.

Nun gewinnt der 27-jährige Neuzugang an Sicherheit, und Veh scheint sich auf der rechten Abwehrseite schon auf den gebürtigen Linzer festgelegt zu haben: „Florian Klein macht das gut, attackiert früh und bringt viel Dynamik rein.“ Was wiederum zu Vehs Vorstellung von einem schnellen Umschaltfußball beim VfB passt.