Der Spaß ist bei den Spielern zum bestmöglichen Zeitpunkt zurückgekehrt: der Kantersieg gegen Hoffenheim löst beim VfB Stuttgart und den Fans die größtmögliche Erleichterung aus.

Stuttgart - Kurz vor Schluss schwappt sie tatsächlich durchs Stadion: die Welle. Im VfB-Fanblock geht es los, über die Gegengerade geht es weiter Richtung Untertürkheimer Kurve, und sogar auf der Haupttribüne erheben sich die Leute von ihren Sitzen – ein bisschen zaghaft zwar, aber immerhin: La Ola hat es in der Mercedes-Benz-Arena seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr gegeben.

 

„Der VfB ist wieder da“, singen nach dem Schlusspfiff die Fans, die sich noch vor einer Woche in Augsburg gezwungen sahen, Parolen aus der Kategorie „Wir wollen euch kämpfen sehen“ oder gar „Wir haben die Schnauze voll“ zu schmettern. Damals hieß der Trainer Bruno Labbadia, nun sitzt Thomas Schneider auf der Bank – und ist so erfreut wie der Anhang. Er klatscht nach dem 6:2-Sieg gegen Hoffenheim mit jedem ab, den er zu fassen bekommt, und sagt: „Da waren viele Dinge dabei, die richtig Spaß gemacht haben.“

Der Spaß ist zum bestmöglichen Zeitpunkt zurückgekehrt. „Stellen Sie sich vor, wir würden jetzt hier sitzen und hätten wieder verloren“, sagt Schneider. Nach den drei Niederlagen zum Ligaauftakt und dem Europa-League-Aus, das dem Trainerwechsel gefolgt war, mag er sich dieses Szenario lieber nicht näher ausmalen. Heilfroh ist der Trainer, dass alle Beteiligten zum Dienstantritt des neuen Präsidenten Bernd Wahler „mit einem guten Gefühl“ in die Länderspielpause gehen können.

Maxim und Ibisevic sind die Gewinner

„Das ist eine Riesenerleichterung für uns alle“, sagt Vedad Ibisevic: „Wir wussten genau, wie wichtig das Spiel für uns ist, und haben einfach Gas gegeben.“ Mit seinen drei Toren ist der Angreifer maßgeblich am Stimmungsumschwung beteiligt gewesen – genau wie Alexandru Maxim, der zwei Tore selbst erzielte und zu zwei weiteren die Vorarbeit leistete. Von Labbadia wurde der Rumäne, der zum Ärger des Trainers mit Übergewicht zu Saisonbeginn aus dem Urlaub gekommen war, auf die Ersatzbank verbannt. „Er hat zu Recht seinen Rüffel bekommen“, sagt VfB-Manager Fredi Bobic, „jetzt hat er sich am Riemen gerissen.“

William Kvist war unter Labbadia sogar gänzlich in Ungnade gefallen und stand kurz davor, den Verein zu wechseln. Nun ist der Däne der ganz große Profiteur des Trainerwechsels. Von Schneider ist er in beiden Spielen zum Stabilisator des zentralen defensiven Mittelfelds auserkoren worden. Kein Wunder also, dass Kvist nun sagt: „Die Idee des neuen Trainers vom Fußball ist genau das, was wir brauchen. Wir sind jetzt wieder konsequenter und haben eine bessere Ordnung im Spiel.“

Auch neben dem Platz hat der Trainerwechsel seine befreiende Wirkung offenbar bereits entfaltet. „Man spürt einen frischen Wind und positive Stimmung“, sagt der Verteidiger Daniel Schwaab. Und der neue Kapitän Christian Gentner berichtet von „großer Freude“, die man „zusammen mit dem Trainerteam“ erlebe.