Ginczeks rechtes Knie ist nach dem Kreuzbandriss offenbar wieder fit. Jetzt hofft der VfB-Stürmer, wieder richtig angreifen zu können – am liebsten schon am Samstag in Hannover. Doch Huub Stevens hält sich noch bedeckt.

Sport: Carlos Ubina (cu)

Stuttgart - Daniel Ginczek muss ein Tausendsassa sein. Ein Typ, dem beim Fußball einfach nichts zu viel wird. Anders ist es jedenfalls nicht zu erklären, was der Angreifer des VfB Stuttgart am vergangenen Samstag geleistet hat, wie er es tatsächlich geschafft hat, drei Spiele in einem zu absolvieren. Das erste davon war ganz offiziell als die Drittligabegegnung zwischen dem VfB II und Großaspach deklariert. Das zweite spielte sich vor allem vor den Augen von Huub Stevens ab, der extra gekommen war, um zu sehen, wie Ginczek in Schuss ist – und das dritte Spiel muss in Ginczeks Kopf abgelaufen sein. Denn genau dort hatte der VfB-Chefcoach noch vor Kurzem das Problem des lange verletzten Stürmers verortet: „Ginczek bekommt sein Knie nicht aus dem Kopf“, hatte eine Boulevardzeitung deshalb getitelt.

 

Wenn man nun alle Eindrücke und Fakten aus diesem Pflicht-Comeback-Therapiespiel sammelt, dann lässt das in erster Linie einen Schluss zu: Ginczeks rechtes Knie befindet sich wieder am rechten Platz seines Körpers und ist nach dem Kreuzbandriss vom 8. Februar 2014 voll funktionsfähig. Denn der VfB II gewann bekanntlich mit 4:1, Ginczek erzielte ebenso bekanntlich zwei Tore, und nun fühlt sich der 23-jährige Profi auch wieder bereit für höhere Aufgaben: „Ich hoffe, dass ich endlich wieder in der Bundesliga dabei bin.“

Ginczek hofft in Hannover dabei zu sein

Allerdings ist noch nicht bekannt, ob Stevens den leidgeprüften Angreifer für das Schlüsselspiel des Tabellenletzten am Samstag bei Hannover 96 berücksichtigt. Der Niederländer benennt seinen Kader für gewöhnlich kurz vor der Abreise und die Aufstellung erst am Spieltag. Um die Spannung im Team hochzuhalten und keinen Spieler in Sicherheit zu wiegen. Auch deshalb ist Ginczek vorsichtig geworden. Schon mehrfach wähnte er sich seit seinem Wechsel im vergangenen Sommer von Nürnberg nach Stuttgart weiter. Und schon mehrfach kam es anders als erhofft.

Erst nach der Wintervorbereitung vor wenigen Wochen, als ihm Stevens eröffnete, dass es immer noch nicht für die Bundesliga reiche. Der Trainer vermisste in den Zweikämpfen die letzte Entschlossenheit und schickte den Stürmer zur Bewährung in die dritte Liga. Trotz seiner Enttäuschung hat Ginczek das klaglos akzeptiert – und zuletzt drei Treffer in zwei Spielen erzielt. Schon im Herbst hatte der Angreifer diesen Umweg genommen und in zwei Spielen zweimal getroffen. Und jetzt?

Ginczek verspricht mehr Wucht im Angriff

„Daniel hat zuletzt viel Anerkennung erfahren. Und in so einer schwierigen Phase wie unserer ist es normal, dass mit einem zweifachen Torschützen Hoffnungen verknüpft werden“, sagt der Sportvorstand Robin Dutt. Wie ein gefühlter Neuzugang könnte Ginczek also gegen die Sturmflaute wirken, dem Spiel im Strafraum mit seinen 1,90 Meter mehr Wucht verleihen – und im Optimalfall den Rest der Elf mitreißen.

So war das ja von Anfang an gedacht, als der VfB den Perspektivstürmer trotz seiner Verletzung für 2,5 Millionen Euro verpflichtete. Tore sollte er erzielen und als Typ den Stuttgartern mehr Profil verleihen. Bislang bringt es Ginczek aber erst auf 195 Bundesligaminuten für den VfB, verteilt über sechs Einsätze. Ein solider Comeback-Wert war das im vergangenen Herbst. Stevens setzte Ginczek in Mainz aus Mangel an Alternativen sogar über die volle Zeit ein. Doch es lief nicht rund – und vor allem er lief noch nicht rund. Weshalb Ginczek einen neuen Anlauf nehmen musste, um in Stuttgart endlich sportlich anzukommen.