Der Augsburger Manager ist erster Wunschkandidat für die Nachfolge von Fredi Bobic. Doch diese Lösung braucht Zeit.

Stuttgart - Die verbleibenden drei Spiele vor der Winterpause sind für den VfB Stuttgart von elementarer Bedeutung. Die Partien in Mainz und Hamburg sowie zu Hause gegen den SC Paderborn haben für den derzeitigen Tabellenletzten der Fußball-Bundesliga nicht allein sportlich wegweisenden Charakter. Aus dem Umfeld des Vereins ist nämlich zu hören, dass die aktuelle Suche nach einem Sportdirektor auch ganz maßgeblich mit den vorweihnachtlichen Ergebnissen der Mannschaft zusammenhängt.

 

Die VfB-Rechnung lautet so: Punktgewinn gleich Zeitgewinn. Je mehr Zähler in den verbleibenden Spielen des Jahres geholt werden, desto wahrscheinlicher ist es, dass es keine schnelle Nachfolgelösung für den entlassenen Sportvorstand Fredi Bobic geben wird. Mit dem einen oder anderen Erfolgserlebnis im Rücken werden voraussichtlich der Interimssportchef Jochen Schneider und der Trainer Huub Stevens in der Winterpause erörtern, wie man die Saison unbeschadet über die Bühne bekommt.

Reuter passt ins Anforderungsprofil

Gleichzeitig würden in diesem Fall der VfB-Präsident Bernd Wahler und der Aufsichtsratschef Joachim Schmidt ihre Bemühungen forcieren, einen Sportdirektor für den VfB zu gewinnen, der in der Winterpause noch nicht zu haben wäre. Nach Informationen der Stuttgarter Zeitung handelt es sich beim Wunschkandidaten um Stefan Reuter. Der Manager des FC Augsburg passt genau ins Anforderungsprofil des VfB: Der 48 Jahre alte Ex-Nationalspieler gilt als kollegialer Typ, der gleichzeitig aber auch Durchsetzungsvermögen und die nötigen Kontakte besitzt. Und die Erfolge des FC Augsburg, der sich in kurzer Zeit in der Bundesliga etablierte, sprechen auch für Reuter. Wer in Augsburg aus wenig viel herausholt, der ist in Stuttgart, wo mehr zur Verfügung steht, richtig, so heißt es. Allerdings läuft sein Vertrag bis 2016, der VfB müsste eine Ablöse bezahlen, um Reuter vorzeitig loszueisen. Gespräche mit dem Kandidaten haben bereits stattgefunden.

Frühestens wäre Reuter allerdings in der nächsten Saison zu haben. Und deshalb stellt man sich beim VfB jetzt die Frage, ob man so lange Zeit hat. Sollte sich nämlich die sportliche Situation vor der Winterpause nicht verbessern, würde sich die Clubführung gezwungen sehen, die schnelle Lösung zu wählen. Auch weil sich Vorstand und Aufsichtsrat nicht dem Vorwurf aussetzen wollen, tatenlos dem Niedergang des VfB zuzusehen.

Dutt hat keine Erfahrung als Bundesliga-Manager

Für den sich verschärfenden Krisenfall kommen eigentlich nur Personen in Frage, die derzeit ohne Anstellung im Fußballgeschäft sind, so wie Robin Dutt. Der 49-jährige Schwabe ist laut „Stuttgarter Nachrichten“ ein Kandidat. Dutt sammelte beim DFB neun Monate lang Erfahrung als Sportdirektor. Dann ist er von seinem Amt zurückgetreten – mit der Begründung, dass er sich nicht als Manager sieht, sondern als Trainer auf dem Platz. In dieser Funktion wechselte er dann zu Werder Bremen, wo er jedoch am 25. Oktober entlassen wurde. Jetzt scheint Dutt einem erneuten Funktionswechsel nicht abgeneigt zu sein.

Allerdings hat er keine Erfahrung als Manager in der Bundesliga – ein Punkt, den Wahler in seinem Anforderungsprofil zunächst weit oben angesiedelt hatte. Im VfB-Aufsichtsrat gibt es deshalb Vorbehalte gegen den Kandidaten Dutt, der mit Erwin Staudt befreundet ist und im Ehrenpräsidenten einen Fürsprecher hat.

Eine Variante ist auch, dass es perspektivisch mit Jochen Schneider in verantwortlicher Position weitergeht – und neben ihm gleichberechtigt mit einem Fußballexperten, der das Potenzial von Spielern zuverlässig einschätzen kann. Die Stärken von Schneider liegen im organisatorischen Bereich, was sich mit den Stärken des Sportfachmannes ergänzen könnte.