Der VfB Stuttgart hat im ersten Jahr als Betreiber die finanziellen Erwartungen übertroffen und vermeldet einen neuen Dauerkartenrekord. Davon profitieren auch die städtischen Finanzen.

Stuttgart - Die Verantwortlichen für den Fußballbetrieb beim VfB Stuttgart haben mit dem sechsten Tabellenplatz in der abgelaufenen Bundesligasaison 2011/2012 ein eher durchschnittliches Ergebnis abgeliefert. Geradezu meisterlich fühlen sich die Vereinsvertreter aber nach ihrer ersten Saison als hauptverantwortliche Stadionbetreiber: Die Übernahme der Verantwortung für die umgebaute Mercedes-Benz-Arena vom städtischen Sportamt am 1. Juli 2011 sei nicht nur ohne Störungen verlaufen, sagen der Präsident Gerd Mäuser sowie der Finanzvorstand Ulrich Ruf und das Vorstandsmitglied Stefan Heim. Ebenso wichtig: die mit dem Umbau und dem Betriebsübergang verbundenen finanziellen Erwartungen – etwa zehn Millionen Euro Mehreinnahmen bei fünf Millionen Euro höheren Kosten gegenüber dem alten Vertrag – seien übertroffen worden.

 

Die Erlöse aus Eintrittsgeldern, Verpflegung und Werberechten von etwa 37 Millionen Euro, über die der Verein nun alleine verfügt, lagen in der ersten Saison in der neuen Arena etwa sieben Prozent über den Annahmen zum Zeitpunkt der Stadionumbaudebatte (2008); ebenso aber die Kosten von etwa elf Millionen Euro – 3,6 Millionen Euro für den Stadionbetrieb sowie 7,3 Millionen Euro Pacht und Steuern. Gegenüber der Saison 2008/2009 hat der VfB sein Ergebnis um ein Drittel verbessern können. Das verdankt er in erster Linie dem gestiegenen Umsatz infolge deutlich höherer Besucherzahlen und gestiegener Nettoticketpreise: Die deutlich attraktivere neue Arena war im Durchschnitt dann nicht etwa nur zu 80 Prozent gefüllt (Annahme war 43.500 Zuschauer), es kamen stattliche 50.500. Zum Vergleich: in der Saison 2008/2009 betrug der Schnitt im alten Daimlerstadion 35 000 Besucher.

Das Defizit fällt nun weg

Mit ausschlaggebend für die Mehrheitsentscheidung vor vier Jahren im Gemeinderat, sich von der Leichtathletik-Laufbahn und der alten Stadiongeometrie zu verabschieden, war der defizitäre Betrieb. Der Stadtkämmerer Michael Föll (CDU) verbuchte jährlich einen Abmangel von 2,6 Millionen Euro, und dabei war die Abschreibung von 3,8 Millionen Euro noch gar nicht berücksichtigt. Zudem lastete das Risiko des Zahlungsausfalls bei einem Abstieg des Hauptmieters VfB in die zweite Liga alleine auf der Stadt – und damit auf dem Steuerzahler.

Das Defizit fällt nun weg. Die Stadt erhält stattdessen in diesem Jahr erstmals einen Erbpachtzins von 800 000 Euro von der kommunalen Stadiongesellschaft, die den Umbau stemmte. Das finanzielle Risiko ist zwar weiterhin vorhanden, reduziert sich aber mit jeder Tilgungszahlung der KG (etwa zwei Millionen Euro pro Jahr), die sich aus Pachtzahlungen der VfB-Stadionbetriebsgesellschaft refinanziert. Außerdem ist die Stadionfinanzierung so „gestrickt“, dass schon 58 Prozent der Pacht ausreichen, um die Kreditraten bezahlen zu können. Der Rest kommt aufs Sparkonto. Ein Jahr in der zweiten Liga wäre also aus Liquiditätsgesichtspunkten zu meistern.

Mehr Dauerkarten als im Vorjahr

Michael Föll zeigt sich zufrieden. Im ersten Jahr habe sich die Hoffnung, die neue Arena werde zum Zuschauermagneten, selbst bei einer mittelmäßigen Saisonleistung erfüllt. Die gute Zuschauernachfrage freut auch den Stadion-KG-Geschäftsführer Martin Rau: Die variable Pacht (7,5 Prozent aus den Nettoticketeinnahmen) liege um etwa 300 000 Euro höher als der Planansatz von 1,1 Millionen Euro. Dazu kommt die jährliche Festpacht von 5,2 Millionen Euro. Die Aussichten seien gut, betont die Vereinsführung. Bereits jetzt seien mehr Dauerkarten abgesetzt worden als im Vorjahr. Damals standen im August rund 29 000 zu Buche. Die Logen und Businessplätze auf der Haupttribüne sind komplett vermietet, es gibt sogar eine Warteliste. In der neu gestalteten Untertürkheimer Kurve seien, so VfB-Präsident Mäuser, die Hälfte der Logen vermietet sowie 75 Prozent der Businesssitze.

Der VfB Stuttgart hat sich zur Sicherheit als Neuling im Stadionbetrieb fremder Hilfe bedient. Die Abnabelung vom Sportamt – nur ein Mitarbeiter wechselte in die Betriebsgesellschaft – begleitete ein externer Berater. Die Firma Imtech sicherte sich bei einer Ausschreibung, bei der der VfB selbst mitgeboten hatte, den Zuschlag fürs „Facility Management“, also für den technischen Betrieb. Die clubeigenen Grün-Experten mähen jetzt erfolgreich für die Betriebsgesellschaft den Stadionrasen: Er hielt – auch dank guter Witterungsbedingungen – die gesamte Saison durch, früher seien zwei Wechsel à 120 000 Euro nötig gewesen, sagte Mäuser. Um im Schatten werfenden Oval eine gleichbleibend hohe Qualität des Rasens zu sichern, wird er künftig parzellenweise künstlich belichtet.