Der Mittelfeldspieler wechselt nach Wolfsburg, wo er einen Vertrag bis 2021 erhält.

Sport: Carlos Ubina (cu)

Stuttgart - Schweren Schrittes ist Daniel Didavi auch am Böllenfalltor vom Platz getrottet. Unzufrieden war er. Mit dem Ergebnis, mit dem Spiel, aber vor allem mit der eigenen Leistung. Wieder hatte er beim 2:2 in Darmstadt nicht zu seinem Rhythmus gefunden – und der Mittelfeldmann des VfB Stuttgart wusste nur zu gut, woran es lag. „Ich brauche einen freien Kopf für mein Spiel“, sagt Didavi.

 

Doch seit einigen Wochen trägt der 26-jährige Bundesligafußballer eine Last mit sich herum, die seinen Aktionen die Leichtigkeit nimmt. Deshalb hat es auf Didavi auch wie eine Befreiung gewirkt, als Robin Dutt das richtige Gespür zeigte und der VfB-Manager direkt nach der Begegnung beim widerborstigen Aufsteiger auf ihn zukam und meinte: Es ist so weit. Schweigen bringt nichts mehr.

Nun hat Didavi am Dienstag direkt nach dem Training über seine Zukunft geredet – und was die meisten in der Branche ahnten, einige auch schon wussten, ist jetzt bestätigt: Didavi geht nach der Saison zum VfL Wolfsburg (die StZ berichtete), ablösefrei und mit einem Vertrag bis 2021 ausgestattet. Das sind zunächst einmal die reinen Fakten.

Doch die Entscheidung ist dem Spielmacher alles andere als leicht gefallen. „Es war die schwerste Entscheidung meines Lebens“, sagt Didavi. Immer wieder kreisten seine Gedanken um diese eine Frage, die kein anderer beantworten konnte: Will ich ewig beim VfB spielen oder möchte ich etwas Neues machen? Bereits im Januar hat Didavi dann schweren Herzens seinen Entschluss gefasst, im Winter-Trainingslager der Stuttgarter an der türkischen Riviera hat er diesen auch Dutt mitgeteilt. In einem sehr offenen, sehr ehrlichen Gespräch, wie Spieler und Manager sagen. Beide Seiten kamen in Belek auch überein, den Wechsel noch nicht zu verkünden. „Wir wollten einfach eine etwas komfortablere Tabellensituation haben, um es zu kommunizieren“, sagt Dutt.

Dürre 15 Punkte hatten die Stuttgarter damals und weder der Verein noch Didavi wollten Unruhe schüren. Doch je länger die Saison lief, um so mehr setzte sich die Erkenntnis durch, dass während des Abstiegskampfes der ideale Zeitpunkt für die Verkündung des Wechsels nicht kommen werde. „Ich wollte nicht mehr herumeiern“, sagt Didavi, der zuletzt immer häufiger nach seiner Zukunft befragt wurde. Letztlich hat der umworbene Linksfuß sich für die Wolfsburger entschieden, weil er den Trainer Dieter Hecking aus gemeinsamen Bundesligatagen in Nürnberg kennt und schätzt. „Und weil der VfL hohe Ziele formuliert, mit denen ich mich voll identifiziere“, sagt Didavi.

International will er spielen, sich vielleicht für die Nationalmannschaft empfehlen, sich aber auf jeden Fall einer neuen sportlichen Herausforderung stellen. „Jeder der mich kennt, weiß, dass das Geld nicht der ausschlaggebende Grund war“, sagt Didavi, der die gleichen Standortfaktoren auch hätte in Leverkusen haben können. Denn bereits vergangenen Sommer hatte Bayer um den Mittelfeldspieler gebuhlt und kurz vor Ende der Transferperiode 15 Millionen Euro an Ablöse geboten.

Doch der VfB widerstand, weil er sich sportlich nicht schwächen wollte. Den Kampf um Didavi aber verlor der Verein für Bewegungsspiele – obwohl er ihm einen langfristigen Vertrag als Spitzenverdiener in Aussicht gestellt hatte. Dutt hätte im Herbst nur einen Knopf betätigen müssen und der Vertragsentwurf wäre ausgedruckt worden, und Didavi hätten diesen nur noch unterschreiben müssen. „Ich wollte aber mit dem VfB nicht herumzocken“, sagt Didavi.

Nicht mit dem Club, für den er seit der F-Jugend spielt (mit Ausnahme einer kurzen Auszeit während der D-Jugend und der einjährigen Ausleihe zum 1. FC Nürnberg). Nicht mit dem Club, der ihn während seiner langen Leidenszeit gestützt hatte. Denn schon zweimal bewegte sich der Techniker wegen seines lädierten Knies am Rande eines Karriereendes. Und der Körper dürfte wohl auch ein Grund gewesen sein, warum Didavi auf dem Transfermarkt nicht bis zum Ende warten wollte, ob sich noch eine bessere Option bietet.

Im Moment fühlt sich Didavi fit, was nicht zuletzt seine Einsatzzeiten sowie seine Erfolgsquoten beweisen. Doch aufgrund eines Knorpelschadens kann bei ihm keiner wirklich voraussagen, wie lange das Knie mitspielt. Die sechs verbleibenden Saisonpartien auf jeden Fall noch für den VfB – und wenn es nach Didavi geht gleich am Samstag gegen den FC Bayern mit der alten Leichtigkeit.