Der lange verletzte Daniel Didavi entwickelt sich beim VfB Stuttgart zur festen Größe – und will dies am Samstag im Pokalspiel beim VfL Bochum untermauern.

Sport: Carlos Ubina (cu)

Stuttgart - Er kann auch anders. Daniel Didavi muss nicht immer mit dem Ball am linken Fuß über den Platz tänzeln, um dann ein Zuckerpässchen aus dem Fußgelenk zu schütteln. Der Mittelfeldspieler des VfB Stuttgart kann auch mal dazwischenhauen, wenn ihm jemand krumm kommt. Dann tut er demjenigen auch weh.

 

Allerdings gehören Rachegrätschen nicht zu den bevorzugten Stilmitteln des Technikers. Doch dass Didavi auf dem Rasen durchaus zur Sache gehen kann, beweist zweierlei. Erstens: der lange verletzte Spieler hat wieder großes Vertrauen in seinen Körper. Zweitens: er kann dem Gesetz des Stärkeren im Fußballdschungel etwas abgewinnen und weicht nicht zurück, wenn er auf Widerstand stößt.

Beide Erkenntnisse sind nicht selbstverständlich. Denn ehe Didavi Ende März beim VfB sein Comeback gab, fehlte er fast zwei Jahre lang. Ein Knorpelschaden im linken Knie machte ihm zu schaffen, ehe ihn Huub Stevens im Abstiegskampf wieder ins Team holte. Zudem stand das 24-jährige Eigengewächs in Stuttgart lange unter Lethargie-Verdacht.

Wichtige Reise nach Benin

Begabung auf jeden Fall, Biss nicht unbedingt. So hieß es einst über Didavi auf dem Wasen. Allein mit Hacke, Spitze, eins, zwei, drei werde es mit der Profikarriere nichts, er müsse schon mehr Willenskraft und Engagement einbringen. Weshalb der gebürtige Nürtinger den Umweg über den 1. FC Nürnberg nahm, um wieder beim VfB zu landen. Dabei spielte er sich in 23 Bundesligaeinsätzen mit neun Toren in den Vordergrund, verletzte sich jedoch im letzten Freundschaftsspiel für die Nürnberger im Mai 2012 schwer.

Jetzt ist Didavi nach zwei Operationen und einer Reise in das Heimatland seines Vaters dabei, sein fußballerisches Potenzial auszuschöpfen. Dort im westafrikanischen Benin stellte der damals lädierte Fußballprofi fest, wie gut es ihm trotz aller Zweifel und Zukunftsängste geht. Gefestigt ist er zurückgekehrt. Und physisch geht es weiter aufwärts.

„Für mich ist es extrem wichtig, dass ich die Vorbereitung voll mitmachen konnte“, sagt Didavi. Ohne Schmerzen bei maximaler Belastung. Das erste Mal in den vergangenen drei Jahren, was seinem und damit auch dem Stuttgarter Spiel guttut. Didavi wirkt in seinem Antritt schneller, in seinen Aktionen dynamischer – ein kompakter Kerl also, der aber über ein feines Füßchen verfügt. „Ich merke schon, dass ich einfach mehr Kraft habe“, sagt Didavi. In den letzten Spielen der vergangenen Saison reichte diese meist nur für eine Stunde, nun entwickelt sich Didavi zu einem Fixpunkt im Mittelfeld. „Ein toller Fußballer“, sagt Armin Veh. Viel mehr sagt der Trainer nicht. Doch es ist klar, dass Didavi wie gemacht scheint für Vehs variablen Systemfußball. Im Zentrum als Verbindungsmann zur Sturmspitze – oder den Angreifern, wenn Veh mehr als nur Vedad Ibisevic in der vorderen Reihe aufbietet.

Gutes Zusammenspiel mit Maxim

In den Testpartien vor dem DFB-Pokalspiel am Samstag (15.30 Uhr) beim Zweitligisten VfL Bochum hat der Trainer aber vor allem im Mittelfeld auf Alexandru Maxim an Didavis Seite gesetzt. Mal rechts, mal links, und mal auch im Wechsel mit Didavi in der Mitte. Zwei Kurzpasskünstler, die versuchen, das VfB-Spiel zu bereichern. Egal in welcher Rollenverteilung. „Es hieß ja oft, dass entweder er oder ich spielen könnten“, sagt Didavi, „aber es hat sich gezeigt, dass es auch gemeinsam geht.“

Wobei es sich auch zeigt, dass Didavi mit seinem Sinn für das etwas einfachere Spiel nach vorne und seiner Art, den schweren Weg nach hinten nicht zu scheuen, im Augenblick der Stabilere von beiden ist. Zusammen bilden sie aber auf jeden Fall auch ein Spezialduo für Standardsituationen. Maxim gilt dann mehr als der Mann für die Freistoßflanken und Eckbälle – und Didavi mit seiner sehr guten Schusstechnik als der Mann für die direkten Angelegenheiten.

Eine sonderbare Flugkurve nimmt der Ball dann oft – fast schon unberechenbar für die Torhüter, weil sich die Kugel hinter der Mauer plötzlich senkt. „Der kann das. Der macht das häufig so“, sagt Veh. Und Didavi trainiert das Freistoßschießen fleißig weiter. Um auf dem Platz zu zeigen, dass er dank seinem Talent die Technik den Tacklings doch vorzieht.