Er kam als Leihgabe von Dortmund zum VfB – für den Mittelfeldspieler Moritz Leitner ein Schritt zurück, um zwei nach vorne zu machen. Nach seiner Knieverletzung ist er wieder fit, wenn es gegen seinen alten Club geht.

Stuttgart - Seinen Platz im Stuttgarter Gesellschaftsleben hat Moritz Leitner schnell gefunden. Im schicken Szenecafé Waranga am Kleinen Schlossplatz verbringt der junge Mann zur Freude der Damenwelt gerne seine freien Stunden – und hat nicht nur dort festgestellt, dass in seiner neuen Heimat viel mehr los ist als in seiner alten: „In Dortmund“, sagt Leitner, „lebt ja fast nur der Fußball.“

 

Davon wird sich der 20 Jahre alte Profi mit dem sonnigen Gemüt wieder einmal überzeugen können, wenn der VfB am Freitagabend (20.30 Uhr) bei der Borussia gastiert. Moritz Leitner, zu Saisonbeginn für zwei Jahre von Dortmund nach Stuttgart ausgeliehen, freut sich sehr auf die Rückkehr, auf das Wiedersehen mit den alten Kumpels, auf „das geile Stadion und die geilen Fans“. Es ist die ganz große Fußballbühne, auf welcher der junge Mittelfeldspieler zeigen will, dass er sich weiterentwickelt hat – und eigentlich gut genug wäre, noch immer beim BVB zu spielen.

Götze, Reus, Bender und mehr: harte Konkurrenz beim BVB

Mit Dortmund ist Leitner deutscher Meister und Pokalsieger geworden, hat in der vergangenen Saison das Finale der Champions League erreicht. Schon mit 18 war er zur Borussia gekommen und hatte zu Beginn häufig gespielt. Dann jedoch wurde die Konkurrenz immer größer, seine Einsatzzeit immer kürzer. Es gab nicht nur Mario Götze und Marco Reus, es gab auch Ilkay Gündogan, Sven Bender, Sebastian Kehl und Nuri Sahin, die um die Plätze im Mittelfeld rangelten. „Das ist nicht so einfach für einen jungen Spieler, der einfach nur kicken will“, sagt Leitner.

Also ist der gebürtige Münchner im Sommer zum VfB gegangen. Es war ein Schritt zurück, um anschließend zwei nach vorn zu machen. Nach vier Monaten in Stuttgart sieht sich Leitner bestätigt: „Wir haben eine genau so tolle Truppe und können auch gut Fußball spielen.“ In vier der ersten fünf Bundesligapartien spielte Leitner von Beginn an und war speziell nach dem Trainerwechsel auf dem Weg, sich unentbehrlich zu machen. Dann jedoch stoppte ihn ein Knochenödem im Knie. Nach vierwöchiger Pause stand er zuletzt gegen den 1. FC Nürnberg (1:1) erstmals wieder im Kader der Stuttgarter.

Nach der Knieverletzung fühlt sich Leitner wieder fit

Ein Tapeverband am Knie ist von der Verletzung übrig geblieben – es erfüllt allerdings nur noch psychologische Dienste, „als Sicherheit für meinen Kopf“. Leitner fühlt sich wieder fit, einem Einsatz gegen seinen alten Club soll nichts mehr im Wege stehen. „Ich will wieder in die Mannschaft, ich will der Mannschaft helfen“, sagt er. Rechts im Mittelfeld könnte er spielen für den zuletzt so glücklosen Martin Harnik; oder auch zentral neben Christian Gentner anstelle von William Kvist, der in den vergangenen Spielen ebenfalls keine Bäume ausgerissen hat.

„Moritz ist vielseitig einsetzbar, er ist frech in seinem Auftreten – das tut uns gut“, sagt der VfB-Manager Fredi Bobic über den Neuzugang – einen der wenigen, der die Erwartungen bislang weitgehend erfüllen konnte. Noch mehr soll aber auch von dem Edeltechniker kommen, dessen fußballerisches Potenzial gewaltig ist. Präsenter muss Leitner auf dem Spielfeld werden und vor allem torgefährlicher. Auch nach insgesamt 72 Einsätzen in der ersten und zweiten Bundesliga wartet er noch immer auf seinen ersten Treffer im Profifußball.

Das Spiel in Dortmund wäre die bestmögliche Gelegenheit für das lang ersehnte Premierentor. Per SMS hält er hin und wieder den Kontakt zum BVB-Trainer Jürgen Klopp und schaut sich ansonsten im Fernsehen die Auftritte der Westfalen an, bei denen er bis 2017 unter Vertrag steht. Die Champions-League-Spiele hat er gesehen, den 3:1-Sieg im Derby am Samstag auf Schalke ebenfalls. „Das ist eine großartige Mannschaft“, sagt Leitner – sieht jedoch keinen Grund, die Punkte kampflos abzugeben. Denn: „Der Ball ist rund.“

Alles ist möglich, soll das heißen – und das gilt auch für die weitere Zukunft des U-21-Nationalspielers. Zwei Jahre läuft sein Leihvertrag in Stuttgart, wie es danach weitergeht, darüber macht er sich noch keine Gedanken: „Zwei Jahre sind im Fußball eine lange Zeit.“ Bis dahin kann viel passieren. In Dortmund, beim VfB – und nicht zuletzt im Leben von Moritz Leitner.