Nach der niederschmetternden Niederlage gegen Borussia Dortmund am Freitagabend schlossen manche Fans die VfB-Spieler bei ihrem schweren Gang in die Kabine gar tröstend in die Arme.

Stuttgart - Trost statt Tumulte, Respekt statt Randale, Beifall statt Buhrufe: Zumindest die maßlos enttäuschten Fans des VfB Stuttgart zeigten nach dem nächsten herben Rückschlag im Kampf um den Klassenerhalt mehrheitlich Erstliga-Reife. Die hartgesottenen Ultras vom „Commando Cannstatt“ schlossen die niedergeschlagenen Profis des schwäbischen Fußball-Bundesligisten bei deren schwerem Gang in die Kurve nach dem niederschmetternden 2:3 (1:2) gegen Borussia Dortmund sogar in die Arme und leisteten erste psychologische Aufbauarbeit. „Dass Fans und Spieler am Ende wieder eine Einheit waren, das gibt Vertrauen, dass wir es zusammen schaffen können“, strich VfB-Trainer Huub Stevens die besondere Bedeutung der Zuschauerunterstützung in diesen extrem schwierigen Zeiten für den Tabellenletzten heraus.

 

Fast rührend hatten sich einige Ultras um den völlig fertigen Jungspund Timo Baumgartl gekümmert. Der Innenverteidiger verschuldete mit seinem Schnitzer das entscheidende 1:3 durch Marco Reus (89. Minute). Schon gegen Hoffenheim hatte der ansonsten meist überzeugende 18-Jährige mit einem haarsträubenden Patzer in der Nachspielzeit den VfB um einen scheinbar sicheren Punkt gebracht. „Der Trost hat natürlich gut getan“, sagte Baumgartl. „Ich weiß, wie sich die Fans fühlen, ich war ja selbst einer.“

Florian Klein meinte: „Es war die wichtigste Erkenntnis des Abends, dass die Fans gemerkt haben, dass wir es nur gemeinsam schaffen.“ Der Österreicher hatte mit seinem Elfmeter zum 1:1 (32.) vorübergehend die Hoffnung auf einen Erfolg genährt. Es war zugleich der erste Heimtreffer für den VfB nach quälend langen 586 Minuten. Georg Niedermeier milderte die Pleite in der Nachspielzeit noch etwas ab (90.+1). Pierre-Emerick Aubameyang (25.) und Ilkay Gündogan (39.) erzielten die ersten Tore für den dominierenden BVB.

Robin Dutt zollte Fans besonderes Lob

Robin Dutt zollte den leidgeprüften Anhängern ein Sonderlob: „Für mich war das ein ganz besonderer Moment, der bei allen Beteiligten viel Energie freisetzen muss. Die Fans haben ein enormes Gespür gezeigt und für sich entschieden, Zuversicht, Entschlossenheit und eine Jetzt-erst-recht-Mentalität zu zeigen“, sagte der Sportvorstand bewegt. „Das war außergewöhnlich, vor allem vor dem Hintergrund, was sie in den vergangenen Jahren hier erlebt haben.“ Tatsächlich verlangt der VfB seinen Fans viel Leidensbereitschaft ab. Nach dem mühsam geschafften Klassenerhalt im Vorjahr unter dem als Feuerwehrmann eingesprungenen Stevens sind die mit hohen Ambitionen in diese Saison gestarteten Schwaben nun sogar Dauergast in der Abstiegszone. Gebetsmühlenhaft wiederholt der erneut als Retter verpflichtete Routinier, dass es dieses Mal noch schwieriger werde - und sieht sich Woche für Woche bestätigt. „Ich bin nur ein Trainer, nur ein Mensch, nicht der Messias“, sagte Stevens nach dem nicht bundesliga-tauglichen Auftritt seiner Schützlinge am Freitagabend. Seine verschiedenen Maßnahmen wie ständige, teilweise auch erzwungene Rotationen und Systemänderungen blieben bislang weitgehend ohne die gewünschte Wirkung.

Auch wenn der Niederländer in der Rückrunde mit einem mageren Pünktchen weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist, gibt es (noch) keine Trainerdebatte. „Solange Huub der Überzeugung ist, dass er es schafft, bin ich auch der Überzeugung“, versicherte Dutt.

Aber mit jedem verlorenen Spiel schwinden die Chancen, sich aus der Abstiegszone befreien zu können. Dutt forderte deshalb für die Partie bei Hannover 96 einen Sieg. Aber selbst im Fall eines Dreiers bliebe der VfB auf einem Abstiegsplatz, denn selbst der Relegationsrang ist derzeit außer Reichweite.