Beim VfB Stuttgart genießt die Verpflichtung eines defensiven Mittelfeldspielers mehr denn je Priorität. Das setzt Michael Reschke, den neuen Sportvorstand des Fußball-Bundesligisten, unter Zugzwang.

Sport: Carlos Ubina (cu)

Stuttgart - Es ist nicht bekannt, ob es diese ominöse Liste in Papierform überhaupt gibt. Und schon gar nicht, ob Jan Schindelmeiser sie kurz vor seinem Abgang in verschwörerischer Absicht noch rasch in eine Schreitischschublade gesteckt hat. Um seinen Nachfolger zu kompromittieren. Klar ist beim VfB Stuttgart nur, dass kein Clubmitarbeiter ein Blatt gefunden hat, auf dem eine Reihe von Namen stehen, die als potenzielle Verstärkungen beim Fußball-Bundesligisten gehandelt werden.

 

Niemand weiß auch so genau, wie Michael Reschke mit so einem Fund in seinem jetzigen Büro umgegangen wäre. Zu vermuten ist allerdings, dass sich der neue Sportchef nicht gleich daran gemacht hätte, die Vorstellungen seines Vorgängers umzusetzen. Reschke hat eigene Ideen und will bei einer unveränderten Scoutingabteilung an der Mercedesstraße nicht in den Ruch gelangen, sich an das Vermächtnis des geschassten Managers zu halten.

Daniel Amartey wurde bisher diskutiert – und jetzt?

So dürfte der Name Daniel Amartey nun eine kleinere Rolle beim VfB spielen und zugleich als Beispiel für den Stabwechsel auf dem Posten des Sportvorstandes dienen. Denn der defensive Mittelfeldspieler von Leicester City ist in den vergangenen Wochen bei den Stuttgartern intern immer diskutiert worden, wenn es um die künftige Besetzung der Sechserposition ging. Der Ghanaer gilt als Fußballkrieger mit guter Balleroberung, spielt einen sicheren Pass und ist erst 22 Jahre alt. Damit passte er – mit Ausnahme der Ablöse – in Schindelmeisers Beuteschema: Spieler, die gleich helfen können, aber ebenso über eine verheißungsvolle Perspektive verfügen.

Und nun? „Entscheidend ist der Dialog mit dem Trainer“, sagt Reschke. Grundsätzlich spielt jedoch der Faktor Erfahrung eine größere Rolle bei Verpflichtungen. Denn die zuletzt glücklich überstandene Pokalpartie bei Energie Cottbus dient vor dem Bundesligastart am Samstag bei Hertha BSC als Bestätigung der These, dass es allein mit Jungprofis nicht gehen wird.

Das Duo der Zukunft, Ebenezer Ofori und Dzenis Burnic, wurde schon vor dem Anpfiff auseinandergerissen, da Burnic aus dem Mittelfeld auf die linke Abwehrseite beordert wurde. Dort stand die 19-jährige Leihgabe zeitweise auf verlorenem Posten, und Ofori betrieb allein in der Zentrale keine Eigenwerbung. Selbst der Regionalligist erkannte schnell, dass er seine Angriffe am besten über die Burnic-Seite vorträgt. Als Alternative für die Elf von Claus-Dieter Wollitz bot sich zudem die Mitte an, da es über diesen Weg im ersten Abschnitt weder eng zuging noch heftiger Widerstand geboten wurde. Es fehlte ein Mann mit Qualität, der die Reihen ordnet und sich im Fall der Fälle selbst in die Zweikämpfe stürzt.

„Wir haben die Konter nicht gut verteidigt“, sagt der Trainer Hannes Wolf und sieht sich in seiner Einschätzung bestätigt: Die Stuttgarter benötigen ein stabileres Gerüst als bisher, um nach dem Aufstieg in der ersten Liga zu bestehen. Darüber herrscht beim VfB seit Monaten Konsens. Entsprechend hat der Chefcoach schon vor Wochen sein Anforderungsprofil für mögliche Zugänge erstellt. Die Prioritäten waren auch gesetzt und Schindelmeiser sollte die Sache mit Leben füllen – was dem 53-Jährigen nur teilweise gelang. Und nun ist das Personal nach wie vor nicht komplett und der Vereinschef Wolfgang Dietrich sah bereits vor knapp zwei Wochen die Notwendigkeit, in der Transferperiode zu handeln.

Was ist mit Sebastian Rode?

Unstrittig ist auch, dass die Komponenten Talent und Routine im Kader besser austariert werden sollen. Was bei der Suche nach Sicherheit einen Kandidaten wie Sebastian Rode für den VfB interessant macht. Bisher war der 26-jährige Mittelfeldspieler mit der Erfahrung von 113 Bundesligaeinsätzen (zuvor Eintracht Frankfurt und FC Bayern München) jedoch nicht bereit, Borussia Dortmund zu verlassen. Obwohl sich Rodes Erwartungen beim BVB nicht erfüllt haben und er nach einer Muskelverletzung schon wieder hinten ansteht.

„Lösungen können vielschichtig sein. Das Idealbild wird sehr schwer machbar sein“, sagt Reschke zur Problematik kurzfristiger Transfers allgemein. Vieles bleibt ja eine Frage des Geldes. Zumal die Stuttgarter auch noch einen Rechtsverteidiger holen wollen. Dass dies Vieirinha vom VfL Wolfsburg wird, ist aber unwahrscheinlich. Zum einen liebäugelt der portugiesische Europameister mit einer Rückkehr zu Paok Saloniki. Mit dem griechischen Erstligisten soll sich der 31-Jährige schon weitgehend einig sein. Zum anderen taucht der Name Vieirinha bislang auf keiner VfB-Liste auf.

VfB Stuttgart - 1. Bundesliga

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