Durch das 1:2 beim FC Augsburg hat es der VfB Stuttgart versäumt, gleich auf mehreren Ebenen zu punkten – in der Tabelle der Fußball-Bundesliga und auch psychologisch.

Sport: Carlos Ubina (cu)

Stuttgart - Raúl Bobadilla ist ein kompakter Kerl. Bei 1,81 Meter Größe erscheint der Stürmer des FC Augsburg fast ebenso breit. Wie ein argentinischer Möbelpacker sieht der 27-Jährige mit seinen vielen Muskeln und Tätowierungen aus – und so spielt er auch Fußball. Mit vollem Körpereinsatz, und einer Rauheit, die sich Bobadilla wahrscheinlich in den Straßen von Buenos Aires angeeignet hat.

 

Die Verteidiger der Bundesliga müssen sich also an Bobadilla abarbeiten, wenn sie den Angreifer stoppen wollen. Doch selbst ein Georg Niedermeier, den sie beim VfB Stuttgart den Niederstrecker nennen, hat es nicht geschafft, den Südamerikaner niederzuringen. So hat Bobadilla nicht nur wegen seines Siegtores den Unterschied ausgemacht zwischen einem Europapokalanwärter und einem Abstiegskandidaten. Zwischen dem Team von FCA-Trainer Markus Weinzierl, das sich seiner Effektivität rühmte – und der Elf von VfB-Coach Huub Stevens, die nach dem 1:2 ihren verpassten Tormöglichkeiten nachtrauerte.

Ein großer Schritt in der Tabelle war möglich

Die vielen verpassten Chancen auf dem Platz ergaben für die Gäste schließlich eine große verpasste Chance im Kampf gegen den Abstieg. „Da waren nicht nur drei Punkte drin“, sagt der Mannschaftskapitän Christian Gentner: „Wir hätten einen großen Schritt in der Tabelle machen und auch weiter Druck auf die direkte Konkurrenz aufbauen können.“

Der VfB wäre punktgleich mit dem Tabellen-15. Hannover 96 gewesen, der weiter keinen Ausweg aus der Abwärtsspirale findet. Doch so bleiben die Stuttgarter Vorletzter. Auch die Mannschaft, die seit September 2013 nicht mehr zweimal hintereinander gewonnen hat, nun seit sechs Auswärtspartien auf einen Sieg wartet – und letztlich die Chance verspielte, als der Gewinner des Spieltages dazustehen.

Dieses psychologische Momentum wäre in diesen düsteren Zeiten an der Stuttgarter Mercedesstraße nicht zu verachten gewesen. 115 VfB-Mitarbeiter hatten sich von dort in zwei Bussen auf den Weg zur Augsburger Arena gemacht. Um die Elf zu unterstützen, Geschlossenheit zu demonstrieren und das gute Gefühl der vergangenen Tage zu stärken. Doch wieder ergab sich nicht mehr als die Erkenntnis, dass die verbleibenden Heimspiele von elementarer Bedeutung sind, angefangen mit dem Besuch des SC Freiburg am Samstag.

Die Freiburg-Partie gilt nicht als Endspiel

Finalcharakter will Robin Dutt der Begegnung mit seinem Ex-Verein aber nicht zusprechen. „Da wird noch nichts entschieden“, sagt der VfB-Manager, der auf den zuletzt gezeigten Aufwärtstrend in der Mercedes-Benz-Arena vertraut. Nicht nur wegen der Siege gegen Frankfurt und Bremen, sondern vor allem wegen der spielerischen Entwicklung und der mentalen Stärke. „Die Mannschaft hat in den vergangenen Wochen gezeigt, dass sie Rückschläge wegsteckt und psychisch stabil ist“, sagt Dutt.

Das ist das Verdienst des niederländischen Trainers, der es zwar noch nicht geschafft hat, die Mannschaft über 90 Minuten fehlerfrei zu halten, doch Stevens gelingt es immer wieder aufs Neue, den VfB gut vorbereitet und mit der notwendigen Zuversicht in das nächste Spiel zu schicken. „Teilweise spielen wir guten Fußball, und die Jungs spüren doch auch, dass hier etwas am Entstehen ist“, sagt Stevens.

Ein Problem ist nur, dass die Niederlage in Augsburg beispielhaft für den Saisonverlauf der Stuttgarter steht. Sie erhalten reichlich Lob, aber keine Punkte. Auch, weil der Torhüter Sven Ulreich vor den beiden Gegentoren keine glückliche Figur abgab. Wie schon öfter griff er auch diesmal nicht voll daneben. Doch er packt in brenzligen Situationen eben auch nicht sicher zu.

So kann die VfB-Mannschaft nur für sich in Anspruch nehmen, mit den Besseren der Bundesliga mithalten zu können. Allerdings weist sie nach wie vor die bittere Bilanz eines Absteigers aus – dank des Torschützen Daniel Ginczek und des erstarkten Filip Kostic mit leichter Tendenz nach oben und der großen Hoffnung, doch noch mindestens zwei schlechtere Teams hinter sich zu lassen. „Wir können nach wie vor alles reparieren“, sagt Gentner. Es bleibt eben nur ein Spiel weniger dafür.