Wer stoppt Franck Ribéry? Weil Khalid Boulahrouz verletzt ist, soll ein VfB-Spieler einspringen, der sonst auf der linken Seite verteidigt.

Stuttgart - Es ist ein ziemlich wagemutiges Unterfangen gewesen, zu dem sich Bruno Labbadia gleich in seinem ersten Spiel als Trainer des VfB Stuttgart entschloss. Als rechten Verteidiger nominierte er Ermin Bicakcic, einen gelernten Innenverteidiger, der zuvor noch kein Bundesligaspiel bestritten hatte und nun Franck Ribéry stoppen sollte. Das war etwas zu viel verlangt vom damals 20-Jährigen. Nach einer Stunde erlöste ihn Labbadia von seiner Aufgabe - an der 3:5-Niederlage gegen den FC Bayern trug Bicakcic freilich keineswegs die größte Schuld.

 

Fast genau ein Jahr später kommen die Bayern am Sonntag erneut nach Stuttgart - und wieder muss Bruno Labbadia hinten rechts improvisieren. Die bisherige Stammkraft Khalid Boulahrouz leidet an einer Reizung im rechten Hüftbeuger und fällt aus. Gleiches gilt für seinen Vertreter Stefano Celozzi - ihn setzt auch weiterhin ein Muskelbündelriss außer Gefecht.

Also wird auch dieses Mal einem Fachfremden die Aufgabe zufallen, die Kreise Ribérys zu stören: dem Linksverteidiger Arthur Boka. Der Ivorer mit Wohnort Pleidelsheim ist schon am Samstag gegen Köln zur Halbzeit für Boulahrouz eingewechselt worden; seinen allerersten Teileinsatz rechts in der Viererkette hatte er Ende August in Berlin absolviert, damals als Vertreter von Celozzi. "Das ist natürlich nicht meine angestammte Seite, aber ich kann dem Team auch dort helfen", sagt Boka.

Boka hat keine Angst vor Ribéry

Als Vorbild nimmt er sich den Münchner Philipp Lahm, der als gelernter Linksverteidiger lange Zeit sehr erfolgreich auf rechts gespielt hat. "Daran sieht man, dass das möglich ist." Vor allem im Offensivspiel empfindet es Boka sogar als Vorteil, rechts zu spielen, "weil ich dann mit meinem starken linken Fuß nach innen ziehen kann", sagt der 29-Jährige. "Ein bisschen komisch" sei dagegen das Spiel nach hinten, "weil man da manchmal nicht so recht weiß, wie man stehen muss". Das wiederum könnte am Sonntag fatale Folgen haben, denn Franck Ribéry ist derzeit in bestechender Form.

Für Angstschweiß sorgt das mögliche Duell dennoch nicht - im Gegenteil: "Ribéry? Das ist doch kein Problem", sagt Boka, "ich kenne ihn noch aus Frankreich und habe auch schon mit der Nationalmannschaft gegen ihn gespielt." Also weiß er ziemlich genau, was zu tun ist, wenn man nicht ständig hinterherlaufen will: "Man darf sich nur auf den Ball konzentrieren und nicht auf seine Bewegungen - dann bekommt man ihn in den Griff ."

Für Boka geht es jedoch nicht nur darum, seinen Gegenspieler am Davonlaufen zu hindern - er muss auch Argumente dafür liefern, weiterhin beim VfB bleiben zu dürfen. Sein Vertrag läuft im Sommer aus, und auf seiner Position links gibt es derzeit kein Vorbeikommen an Cristian Molinaro. Gespräche über eine Verlängerung der Zusammenarbeit hat es noch nicht gegeben, bisher steht nur Bokas Bekenntnis: "Ich möchte gerne beim VfB bleiben. Wenn der Verein will, kann er mich behalten."

Sein Verbleib gilt dennoch als unwahrscheinlich - zumindest als Dauerlösung auf rechts hat Boka schlechte Karten. Der VfB-Manager Fredi Bobic sucht schon länger nach einem neuen Mann - und hat nach StZ-Informationen den Nürnberger Timothy Chandler (21) ins Visier genommen, dessen Vertrag beim Club bis 2013 läuft. In dieser Saison hat der in Frankfurt aufgewachsene US-Nationalspieler noch keine Minute verpasst. Allerdings: bei der 0:4-Niederlage in München konnte auch Chandler nicht verhindern, dass Franck Ribéry ein Tor erzielte.