Vor dem Pokalspiel am Samstag in Bochum muss der VfB Stuttgart noch zwei Trainerschulen zusammenführen: Armin Vehs offensiven Ansatz und Huub Stevens defensive Denke, um Abwehr und Angriff möglichst auf ideale Weise miteinander zu verknüpfen.

Sport: Carlos Ubina (cu)

Stuttgart - Irgendwie ist er doch noch da. Auch wenn ihn seit Wochen niemand mehr leibhaftig beim VfB Stuttgart gesehen hat und alle vermuten, dass er es sich in seinem Häuschen auf Mallorca gut gehen lässt. Oder die Enkel in Berlin besucht. Doch in den Köpfen der Fußballer schwirrt der Geist von Huub Stevens immer noch umher. Er habe ihnen im Abstiegskampf die Augen geöffnet. Das sagen so ziemlich alle Spieler, die in der kritischen Endphase der vergangenen Saison dabei waren.

 

Defensive Denke hat der niederländische Fußballlehrer den VfB-Profis eingetrichtert. Im Mannschaftsverbund versteht sich. Doch wenn der gute alte Stevens das 1:2 im letzten Test gegen Hull City gesehen hätte, dann hätte sein Zettelchen in der Trainingshose kaum ausgereicht, um die Mängel zu notieren. Es herrschte ein mittleres Chaos auf dem Rasen des Stuttgarter Stadions. Die Verständigung zwischen Torhüter Sven Ulreich und der Abwehrreihe klappte ebenso wenig wie die Verbindung zwischen Defensive und Offensive.

Das ist auch Armin Veh nicht entgangen. Doch der neue Trainer pflegt einen anderen Ansatz als sein Vorgänger. „Wir dürfen die Bälle nicht so einfach hergeben“, sagt Veh, „wir müssen unsere technische Überlegenheit ausspielen.“ Solche Sätze sagt der 53-Jährige oft, wenn er sieht, dass seiner Elf die Spielkontrollle entgleitet – oder sie diese erst gar nicht erlangt wie gegen den Club aus der englischen Premier League.

Labbadia und Schneider haben es schon versucht

Vor dem ersten Pflichtspiel am Samstag in Bochum tut der VfB also gut daran, die besten Elemente aus den beiden Trainerschulen Stevens und Veh zusammenführen. Darum geht es ja im Fußball: Abwehr und Angriff möglichst auf ideale Weise miteinander zu verknüpfen. Doch an dieser Aufgabe haben sich schon zuvor Bruno Labbadia und Thomas Schneider abgearbeitet. Denn immer wenn der VfB versuchte, verstärkt nach vorne zu spielen, stieg die Durchlässigkeit in den hinteren Reihen. Und immer wenn der VfB sich wieder mehr nach hinten orientierte, schaffte er es kaum, den Ball vorne abzuliefern.

Vieles im Stuttgarter Spiel bleibt also vor dem Pokalauftritt beim Zweitligisten eine Frage der Balance. „Wir wollen natürlich nach vorne spielen, müssen hinten aber auch konsequent sein“, sagt Christian Gentner. Der Kapitän kam ebenso wie das ganze Team nach einer Systemumstellung (von 4-2-3-1 auf 4-4-2) in der Halbzeit besser in Tritt. Gut war es allerdings nicht. Was sich auch dadurch erklären lässt, dass der VfB am Tag der offiziellen Saisoneröffnung nicht in den Wettkampfmodus fand. Erst das Training mit Kindern aus dem Fritzle-Club, dann die Mannschaftspräsentation, ständige Autogrammwünsche und Ablenkungen bei der Fan- und Familiensause – das macht die Beine zwar nicht sonderlich schwer, aber den Körper ziemlich träge.

„Das Selbstvertrauen ist nicht das Problem“

Da überschlug sich nach harten Vorbereitungswochen kein Profi vor Tatendrang in einem Testkick. Weshalb sie beim VfB nach der Niederlage gegen Hull und vor der Pflichtspielpremiere in Bochum nicht schon jetzt über den Verlust von Selbstvertrauen klagen wollen. „Das ist nicht das Problem“, sagt Gentner.

Das erste Problem könnte der VfL Bochum an sich sein, der durch seinen 5:1-Erfolg in Aue auch in Stuttgart aufhorchen ließ. Ein Weckruf. Und wenn man Martin Harnik glaubt, dann sind es deren schon zwei. Denn der Außenspieler sieht in der verpatzten Generalprobe gegen Hull ebenfalls einen Weckruf, „dass wir in der Defensive mehr als Team arbeiten müssen.“

Spielverlegung Das ursprünglich für Sonntag, 28. September, angesetzte Heimspiel des VfB Stuttgart gegen Hannover 96 findet nun einen Tag früher, samstags um 15.30 Uhr, statt.