Der Ukrainer spielt beim VfB in Darmstadt, weil er größer als sein Konkurrent Timo Werner ist.

Darmstadt - Was für ein Glück für Artem Kravets (26), dass er so eine richtig lange Latte ist. Immerhin 1,89 Meter misst der Stürmer aus der Ukraine. Wäre er nur ein paar Zentimeter kleiner, hätte er am Samstag eben Pech gehabt und in Darmstadt nicht gespielt. „Wir haben wegen der Körpergröße unserer Gegner anders aufstellen müssen als sonst“, sagt Jürgen Kramny. Der Trainer des VfB Stuttgart reagierte damit auf die bekannte Kopfballstärke der Hessen, die in der zweiten Hälfte trotzdem noch den Ausgleich zum 2:2 erzielten – klar, mit einem Kopfball.

 

Alles Kopfsache? Die Rechnung von Kramny ist nicht ganz aufgegangen, zumal es Kravets eigentlich nur auf eine einzige gute Aktion gebracht hat: Bei seiner Vorarbeit zum 2:1 durch Lukas Rupp, als er den Ball zurücklegte – per Kopf. Ansonsten ist er vorwiegend dadurch aufgefallen, dass er viele Zweikämpfe verloren hat, was dann wiederum Timo Werner (20) von der Ersatzbank aus verfolgen musste. Er misst nur 1,80 Meter. Deshalb spielte Kravets. Neun Zentimeter machten den Unterschied – eine Zentimeterentscheidung also.

Erst in der 87. Minute wurde Werner eingewechselt. Ohnehin hatte er da schon eine schwierige Woche hinter sich, nachdem ihn der Manager Robin Dutt am Dienstag aufgefordert hatte, eventuelle Wechselabsichten angesichts der angespannten sportlichen Lage zurückzustellen. Dabei sprach Werner nie davon, dass er den VfB im Sommer verlassen möchte.

Und zu allem Überfluss saß er dann auch noch draußen in Darmstadt, wo er im Stadionheft als größtes VfB-Talent seit längerer Zeit angekündigt worden ist. Kein Wunder, dass er direkt nach dem Schlusspfiff kommentarlos in der Kabine verschwinden wollte. Im Laufschritt und ohne nach links und rechts zu schauen machte er sich auf den Weg, doch ein Betreuer stoppte ihn vor den Katakomben und schickte ihn wieder zurück auf den Platz. „Timo darf ruhig auch mal sauer sein“, sagt Kramny.

Kravets sagt an diesem Tag auch noch etwas – nämlich „dass ich froh über meinen Einsatz gewesen bin.“ Für 500 000 Euro hat ihn der VfB im Winter von Dynamo Kiew ausgeliehen, wo er zwar noch einen Vertrag bis 2018, aber eigentlich keine sportliche Perspektive mehr besitzt. Und in Stuttgart? Der nächste Gegner heißt FC Bayern. „Dann muss ich nicht mehr auf die Körpergröße meiner Spieler achten“, sagt Kramny.