Rainer Adrion ist der Nachwuchschef des vfB Stuttgart. Er spricht über die Veränderungen bei den Trainern im Jugendbereich.

Sport: Dominik Ignée (doi)

Stuttgart - Laut Rainer Adrion (61) hat es einige Gespräche mit Domenico Tedesco und Andreas Hinkel gegeben. Aber die beiden erfolgreichen Trainer verlassen den VfB Stuttgart im Sommer.

 
Herr Adrion, lohnt sich Leistung beim VfB eigentlich nicht mehr?
Natürlich lohnt sich Leistung grundsätzlich immer. Wir wollen nicht nur Spielertalente fördern, sondern auch Trainertalente finden und nach vorne bringen.
Warum wurden dann die Verträge der Trainer Domenico Tedesco und Andreas Hinkel nicht verlängert, die mit den B-Junioren die Tabelle der Bundesliga anführen?
Unsere B-Junioren präsentieren sich in der Tat hervorragend. Sie haben jetzt zwölf Spiele hintereinander gewonnen. Das ist auch das Verdienst des Trainerteams. Wir haben ihr Talent schon früh erkannt und ihnen deshalb den Einstieg in diesen Beruf und die weitere Entwicklung ermöglicht. Und es gab auch Gespräche über die Fortsetzung der Zusammenarbeit.
Wie verliefen diese Gespräche denn?
Sie haben schon im vergangenen Jahr begonnen. Der Plan war von beiden Seiten derselbe – wir wollten die beiden Trainer behalten. Domenico Tedesco hatte zusätzlich den Wunsch, die Trainerlizenz zu machen. Auch das haben wir berücksichtigt – und uns beim DFB dafür eingesetzt, dass er zu dem Lehrgang in Köln zugelassen wird.
So ist es dann ja auch gekommen.
Aber diese Entscheidung ist erst kurz nach Ostern gefallen. Deshalb ist da ein gewisser Zeitdruck entstanden. Wir waren mit ihm so verblieben, dass er nächste Saison nicht mehr Cheftrainer unserer B-Junioren sein wird, wenn er an dem Lehrgang teilnehmen darf – aber dass alles so bleibt, wie es ist, wenn seine Bewerbung abgelehnt wird.
Das heißt, Sie haben ihm aber keine Perspektive beim VfB aufgezeigt für den Fall, dass er den Lehrgang in Köln besucht?
Doch, wir haben über einige Möglichkeiten gesprochen, wie wir das nächste Jahr unter diesen Umständen gestalten könnten.
Das hat Tedesco offenbar nicht überzeugt. Jetzt geht er nach Hoffenheim – zu einem Rivalen. Schmerzt das nicht besonders?
In unseren Gesprächen war nicht zu spüren, dass bei ihm ein anderer Verein mit im Rennen ist. Das hat er nicht erwähnt. Aber so ist das Geschäft heutzutage eben.
Warum ist es mit Andreas Hinkel zu keiner Einigung gekommen? Er ist eine Identifikationsfigur für die Fans und hätte doch die Chefrolle von Tedesco zumindest mal für ein Jahr übernehmen können.
Diese Variante kam von ihm erst in einer späten Phase der Gespräche ins Spiel. Bis dahin sind wir davon ausgegangen, dass Andreas Hinkel weiter Co-Trainer ist – egal unter welchem Chefcoach. Er hatte zudem den Wunsch geäußert, zusätzlich Erfahrungen in anderen Bereichen zu sammeln, zum Beispiel im Management und in der Presseabteilung.
Warum erhielt Hinkel dann am Ende nicht den Zuschlag als Chef der B-Junioren?
Er war da ein Kandidat – mit einigen anderen Bewerbern. Aber bevor die Entscheidung gefallen ist, hat er gesagt, dass er uns verlassen will – leider.
Sollte es nicht das Bestreben des VfB sein, Leute wie Andreas Hinkel an sich zu binden?
Das sehe ich genauso. Alles ist korrekt und ehrlich abgelaufen. Wenn er sich wieder für eine Aufgabe bei uns interessieren sollte, stehen ihm weiter alle Türen offen.