Als die Spieler des VfB Stuttgart am Boden liegen, melden sich die Fans lautstark zu Wort. Wie die Reaktion der Fußballer nach den Spiel zeigen, hilft ihnen die Aufbaumaßnahme aber nicht über die Enttäuschung hinweg.

Sport: Carlos Ubina (cu)

Stuttgart - Der Manager macht sich gleich an die Aufbauarbeit. Selbst noch fassungslos über die Ereignisse schreitet Fredi Bobic auf den Rasen und tätschelt nach der bitteren 1:2-Niederlage des VfB gegen den FC Bayern München so ziemlich jeden Stuttgarter Spielerkopf. Es muss ja weitergehen. Irgendwie. Auch das Publikum beweist ein gutes Gespür und weiß nur zu gut, was die VfB-Mannschaft nach ihrem couragierten und leidenschaftlichen Auftritt benötigt: Aufmunterung in der höchsten Phonstärke, die in der Mercedes-Benz-Arena zu erreichen ist.

 

Nachdem es nach dem Siegtreffer durch Thiago in der Nachspielzeit für einen Moment totenstill war im weitem Rund, melden sich die VfB-Fans aus der Cannstatter Kurve lauter als zuvor an diesem Abend zurück. Sie wollen ihrer Elf auf keinen Fall das Gefühl geben, dass sie in diesem schweren Augenblick allein da steht. Auch die meisten anderen Zuschauer erheben sich von ihren Sitzen und klatschen Beifall. Denn so wie gestern Abend haben sie ihren VfB schon lange nicht mehr gesehen.

Kampfstärke der Stuttgarter haut den Schiedsrichter um

Doch die VfB-Spieler sind nur schwer zu trösten. „Es ist wie verhext. Wir haben nach der Pleite gegen Mainz eine Superreaktion gezeigt und gut verteidigt. Diese Niederlage gegen die Bayern haben wir nicht verdient“, sagt der Linksverteidiger Konstantin Rausch. Auch sein Mittelfeldkollege Moritz Leitner lobt die Einstellung des Teams: „Wir haben vor dem Spiel gesagt, dass wenn die Bayern gewinnen, dann muss es ihnen wenigstens weh tun.“

Die Partie bot auf Stuttgarter Seite auch viel Kampf und insgesamt acht Gelbe Karten. Da haute es in einer Szene selbst den Schiedsrichter um. Als es nach einem harten Einsteigen von Martin Harnik gegen Dante zur Rudelbildung kam, setzte es Manuel Gräfe nach einem unbeabsichtigen Stoß für einen Augenblick auf den Hosenboden. Dennoch behielt er den Überblick.

Lob vom Großmeister des Fußballs

Auf Münchner Seite hat hinterher zumindest der Präsident seine Selbstsicherheit schnell wiedergefunden. „Ein Spiel dauert bekanntlich 90 Minuten“, sagt Uli Hoeneß unmittelbar nach dem Abpfiff, „manchmal aber auch 93.“ 92 Minuten lang hatten die Münchner aber wenig Spaß gehabt – bis Thiago traf. „Das war natürlich ein wunderschönes Tor von mir, aber vor allem war wichtig, dass wir bis zum Schluss an uns geglaubt haben“, sagt der Spanier.

Dagegen scheint man im VfB-Lager den Glauben an einen guten Fußballgott zu verlieren. „Ich weiß nicht, was wir verbrochen haben, dass wir so eine bittere Niederlage kassieren“, sagt Thomas Schneider. Der Stuttgarter Trainer sah seine Elf als die aggressivere. „Der VfB hat viele Zweikämpfe gewonnen und gute Chancen kreiert“, gesteht der Bayern-Coach Pep Guardiola.

Nur können sich die Stuttgarter auch von diesem Lob nichts kaufen. „Am Ende stehen nach einer mitreißenden Vorstellung wieder null Punkte. Das ist das, was mich ärgert. Egal, ob es die Bayern sind oder nicht“, sagt Bobic – und blickt schon weiter. Bis zum Samstag in Leverkusen soll die Niedergeschlagenheit vertrieben sein.