Beim VfB Stuttgart gibt man sich Mühe, nach der 0:2-Niederlage beim FC Bayern München das Positive herauszustellen. Doch die Lage der Schwaben ist ziemlich düster.

München - Zumindest am Reiseproviant fehlt es nicht, als der Mannschaftsbus des VfB am Samstagabend ganz hinten in den Stau Richtung Stuttgart einfädelt. Eben hat Uwe Bickel, der Busfahrer, noch ein Tablett voller Wurst- und Käsebrote in sein Gefährt getragen, danach folgt auch noch ein Berg von Bananen. Nur eines ist auf der Rückfahrt aus München wie üblich nicht an Bord: ein Erfolgserlebnis.

 

Diesmal hat der VfB beim FC Bayern mit 0:2 (0:1) verloren – es war die zwölfte Niederlage gegen den Rekordmeister hintereinander. Lichtjahre liegen mittlerweile zwischen beiden Vereinen, weshalb niemand erwarten konnte, dass der angeschlagene VfB ausgerechnet in München neues Selbstvertrauen schöpft. Die Niederlage ist folglich keine Schande.

Den Bayern genügt Dienst nach Vorschrift

Und dennoch war es arg wenig, was die Stuttgarter boten, zumal die Bayern mit ihren vielen Verletzten und den müden Weltmeistern von der Bestform noch sehr weit entfernt sind. Mit anderen Worten: mit ein bisschen mehr Mut und Entschlossenheit wäre in diesem Stadium der Saison eine Überraschung durchaus möglich gewesen. Doch reichte den Münchnern um ihren neuen Mittelfeldchef Xabi Alonso Dienst nach Vorschrift, um zu einem ungefährdeten Sieg zu kommen und gleichzeitig Kräfte zu schonen für den Auftakt der Champions League.

Wie weit in Stuttgart die Ansprüche inzwischen gesunken sind und mit wie wenig der VfB derzeit schon zufrieden ist, das dokumentieren hinterher viele Analysen. Das Ergebnis sei in diesem Falle „nicht entscheidend“ gewesen, sagt der Angreifer Martin Harnik, „wichtiger war, dass wir sehr fleißig waren und einiges probiert haben“. Der Manager Fredi Bobic freute sich zu sehen, „wie sich die Jungs in jeden Ball reingestürzt haben“. Und der Rechtsverteidiger Florian Klein fand es „positiv, dass wir ein bisschen was entgegengesetzt und lange das 0:1 gehalten haben“.

Rüdiger und Romeu sind die Lichtblicke

Es wäre ungerecht, dem Team das Bemühen abzusprechen. Wahr ist auch, dass die Defensive in München weitgehend stabil stand – der Innenverteidiger Antonio Rüdiger und Oriel Romeu als Sechser vor der Abwehr waren die besten VfB-Spieler. Allerdings reicht es eben nicht, nur Gegentore zu verhindern. Wer in der Bundesliga ein Spiel gewinnen will, muss sich Chancen erarbeiten. Zumindest momentan bedarf es jedoch einiger Fantasie, sich vorzustellen, dass diese VfB-Mannschaft in der Lage ist, ein Spiel selbst zu gestalten und regelmäßig vors Tor des Gegners zu kommen.

„Das Offensivspiel ist unsere größte Baustelle“, sagt Martin Harnik. Unklar aber bleibt, wie sie geschlossen werden könnte. „Wir brauchen Erfolgserlebnisse“, sagt der VfB-Trainer Armin Veh – weiß aber auch, dass Siege nicht vom Himmel fallen: „Sie kommen nur, wenn man mehr Risiko geht und unberechenbar ist.“ Davon aber ist die Mannschaft sehr weit entfernt, was auch am Schwächeln der Führungsspieler liegt: Im zentralen Mittelfeld ist der Kapitän Christian Gentner (Veh: „Von ihm muss mehr kommen“) vor allem mit sich selbst beschäftigt. Gleiches gilt für den Angreifer Vedad Ibisevic, den der Trainer in München schon zur Pause vom Feld nahm.

„In der Offensive kriegen wird nichts gebacken“, klagt Rüdiger. Und so passt es als Randnotiz irgendwie ins triste Gesamtbild, dass in Julian Schieber und Shinji Okazaki zwei ehemalige VfB-Stürmer an der Spitze der Torjägerliste liegen.

Als nächstes geht es gegen Hoffenheim und Dortmund

Nach drei Spielen stehen ein Punkt und ein Tor auf dem VfB-Konto. Angesichts der schweren Auswärtsspiele in Gladbach und München mag das zwar noch kein Grund sein, in völlige Panik zu verfallen. Die Alarmglocken aber läuten vor den nächsten Spielen gegen Hoffenheim und in Dortmund bereits ziemlich kräftig. „Jeder muss sich bewusst machen: wenn wir so weiterspielen, wird es die gleiche Saison wie vergangenes Jahr“, sagt Antonio Rüdiger. Nach Lage der Dinge könnte es dieses Mal sogar noch schwerer werden, den Absturz zu vermeiden – auch wenn Harnik darauf verweist, dass „noch viele Spiele bleiben, um die Situation zu verbessern“.

Christian Gentner weiß schon jetzt, was die Stunde geschlagen hat: „Wir müssen uns an die Fakten halten und dürfen uns nichts vormachen“, sagt der Kapitän: „Je früher wir uns das eingestehen, desto besser ist es.“