Weil das Duell zwischen dem VfB Stuttgart und dem FC Bayern München an diesem Samstag längst ausverkauft ist, reiben sich die Schwarzmarkthändler die Hände. Ein altes Problem, gegen das der VfB nun mit schärferen Geschützen vorgehen will.

Sport: Gregor Preiß (gp)

Stuttgart - Der Fan von der Haupttribüne hatte noch ein dringendes Anliegen. Ganz zum Schluss der jüngsten Veranstaltungsreihe „VfB im Dialog“ lud er seinen Ärger an Marketing-Vorstand Jochen Röttgermann ab: „Es ist frustrierend, wenn man auf der Haupttribüne in der zehnten Reihe sitzt und umzingelt ist von gelben Jacken.“

 

Der Anhänger der Weiß-Roten ärgerte sich trotz des 2:1-Sieges gegen Borussia Dortmund über die Vielzahl an schwarz-gelben Fans, die sich auch in den neutralen Zuschauerbereichen breit gemacht hatten. Obwohl offiziell nur ein Zehntel des Kartenkontingents, also knapp 6000, dem Gastverein aus Dortmund zuging.

Der Verdacht – und der Vorwurf – der in dem Lamento des Anhängers mitschwang, lautete: Wieder einmal haben sich viele Gästefans auf dem Schwarzmarkt mit Karten eingedeckt, die eigentlich VfB-Fans vorbehalten waren. Schließlich waren die Tickets für die Partie gegen den BVB vor vier Wochen bereits nach dem Mitglieder-Verkauf weitgehend vergriffen. Doch viele Mitglieder des VfB Stuttgart nutzen die Gelegenheit aus, sich bei Top-Spielen eine goldene Nase zu verdienen. So, wie es sie es schon beim Erwerb des limitierten Stadt-Trikots getan haben. Das war bei Ebay der große Renner.

160 statt 60 Euro für das Bayern-Spiel

An diesem Samstag, wenn der FC Bayern München um 15.30 Uhr zum Jahresausklang in der Mercedes-Benz-Arena aufschlägt, wird es den Fans mit dem Brustring im Herzen nicht anders ergehen als gegen Borussia Dortmund. Auch wenn das Stadion dieses Mal in einheitlichem Weiß-Rot gehalten sein wird – mindestens ein Drittel, so lehrt die Erfahrung aus früheren Duellen, wird am Samstag zum ungeliebten Rekordmeister aus München halten. Auf der Haupttribüne und in allen anderen Blöcken, die Cannstatter Kurve einmal ausgenommen. Denn der einstige Südgipfel, mit knapp 5,5 Millionen Besuchern in 98 Begegnungen bis heute das bestbesuchte Bundesliga-Duell, zieht noch immer. Und sorgt für Festtagsstimmung unter den Schwarzmarkthändlern.

Für über das Doppelte des regulären Preises wurden die Karten vorab im Internet gehandelt. So auf der Gegengeraden, wo auf Ebay 160 Euro statt des Ursprungspreises von 60 Euro geboten wurden.

Der Verein ist sich des Problems bewusst. „Seit dem Aufstieg ist ein verstärkter Schwarzmarkthandel zu beobachten“, bestätigt der für das Ticketing zuständige Röttgermann. Kein Wunder, bei einem Zuschauerschnitt von über 55 000 und einer Auslastung von fast 95 Prozent. Wie schon gegen den BVB stieß auch das Bayern-Spiel laut Röttgermann auf eine „deutliche Übernachfrage“.

Das fördert die Gier – und kurbelt den Schwarzmarkt an. Den der Straßenhändler vor dem Stadion, gegen die die Vereine der Bundesliga trotz des Verbots eines überteuerten Weiterverkaufs in ihren allgemeinen Geschäftsbedingungen wenig in der Hand haben. Als zulässige Höchstsgrenze gelten 20 Prozent. In der Praxis fällt die (Preis-)Kontrolle freilich schwer.

Verkäufern drohen happige Strafen

Anders verhält es sich im Internet. Bei Ebay oder auf anderen Verkaufsportalen wie Viagogo lassen sich die Aufpreise nachvollziehen. Die Bundesliga-Clubs, die pro Saison von einem Schwarzmarktumsatz im sechsstelligen Bereich ausgehen, setzen schon seit längerem Spürhunde auf die schwarzen Schafe an. „Wir fischen bei Ebay regelmäßig welche raus“, sagt Röttgermann. „Gänzlich verhindern lässt sich der unerlaubte Handel dadurch aber nicht.“

Weshalb der Club nun noch schärfere Geschütze auffahren will. In Zusammenarbeit mit der Anwaltskanzlei Becker Haumann Mankel Gursky betreibt der VfB künftig gezielt Recherche auf dem Markt der Kleinganoven.

Überführten Verkäufern droht eine Vertragsstrafe plus Anwaltskosten. Außerdem müssen sie eine Unterlassungserklärung unterzeichnen. Wiederholungstäter und gewerbliche Händler werden für die Zukunft vom Ticketerwerb ausgeschlossen. Ein Vorgehen gegen die Plattformen wäre nach Auskunft des VfB rechtlich nur dann möglich, wenn der Club künftig seine Eintrittskarten ähnlich wie bei Weltmeisterschaften nur noch personalisiert ausgeben würde. Das gilt aber als unpraktikabel.

Anders als der Hamburger SV, der überteuerte Tickets schon an den Einganstoren sperren ließ, will der VfB Schwarzmarkt-Einkäufer aber nicht ausschließen. Erst ein Vermögen hinblättern um dann doch nicht ins Stadion kommen – diese Doppelbestrafung ist in Stuttgart nicht vorgesehen. Rechtlich bewegt man sich mit dieser Methode im Graubereich. Nach Ansicht von Experten wäre sie aber das wirksamste Mittel.

VfB Stuttgart - 1. Bundesliga

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