Der VfB Stuttgart trennt sich in einem lupenreinen Abstiegskampfduel 0:0 von Hertha BSC Berlin. Für die Stuttgarter ist das der nächste Schritt in Richtung zweite Liga.

Stuttgart - Die 90 Minuten sind vorüber, es steht nur 0:0, doch in der Mercedes-Benz-Arena wird es noch einmal laut. Eine rote Sieben leuchtet auf der elektronischen Tafel des vierten Schiedsrichters am Spielfeldrand – sieben weitere Minuten Hoffnung für den VfB also, doch noch zum ersehnten Heimsieg gegen Hertha BSC zu kommen. Allein: auch die lange Nachspielzeit verstreicht, ohne dass ein Stuttgarter ins Tor treffen würde. „Jeder wollte von der ersten Minute an den Bock umstoßen. Es ist sehr enttäuschend, dass sich die Mannschaft nicht belohnt hat“, sagte der VfB- Sportvorstand Robin Dutt.

 

Wieder kein Sieg, wieder kein Erfolgserlebnis – auch nicht in dem fundamental wichtigen Abstiegsduell gegen Berlin. Das 0:0 ist zu wenig für den VfB und womöglich auch für den Cheftrainer Huub Stevens, der seine Entlassung fürchten muss. Egal wer nächsten Freitag in Leverkusen auf der Bank sitzen wird – der Abstieg in die zweite Liga nimmt konkrete Formen an.

Huub Stevens hatte auch dieses Mal nichts unversucht gelassen, um die Wende herbeizuführen. Unter der Woche verbreitete er im Training auffallend gute Laune, um den Spielern etwas von dem gewaltigen Druck zu nehmen. Und bei der Aufstellung wählte der Niederländer wieder die offensive Variante: Mit Daniel Ginczek im Angriffszentrum und dahinter Alexandru Maxim, Timo Werner sowie Filip Kostic, der den gesperrten Martin Harnik ersetzte.

Lupenreiner Abstiegskampf

Das Motto des Abends war von Beginn an klar: klassischer, lupenreiner Abstiegskampf mit allem, was dazugehört. Ein Publikum, das frenetisch jeden gewonnenen Zweikampf bejubelt; und zwei Mannschaften, die nicht über die größten spielerischen Mittel verfügen, aber verbissen um jeden Ball kämpfen. Dem VfB war nicht viel vorzuwerfen, er tat das, was man von ihm erwarten konnte. Die Stuttgarter waren vor 45 420 Zuschauern die aktivere Mannschaft und versuchten immer wieder vor das Berliner Tor zu kommen. Einen ersten Schuss von Kostic aus 18 Metern hielt der Hertha-Torwart Thomas Kraft (6.). Dann traf Werner, sehr engagiert, aber meist glücklos, zweimal aus aussichtsreicher Position den Ball nicht richtig (10./14.). Und bei einem Kopfball von Christian Gentner war erneut Kraft zur Stelle (19.). Damit allerdings hatte der VfB zunächst sein Pulver verschossen.

Die ersatzgeschwächten Gäste konzentrierten sich im Wesentlichen auf die Defensive – wurden mit zunehmender Spielzeit aber etwas mutiger. Valentin Stocker, vor Saisonbeginn auch vom VfB umworben, vergab die beste Chance, als er mit einem Schuss von der Strafraumgrenze an Sven Ulreich scheiterte (26.). Nicht allein diese Szene offenbarte wieder Unsicherheiten in der VfB-Hintermannschaft, in der sich vor allem der Linksverteidiger Adam Hlousek manche Schwäche leistete.

Hektik in Hälfte zwei

Zu Beginn der zweiten Hälfte nahm die Hektik weiter zu. Georg Niedermeier rempelte kräftig den Hertha-Keeper Kraft an, der sich bei Gentner revanchierte und den VfB-Kapitän vor die Brust stieß. Kraft sah Gelb – viel zu wenig aus Sicht der VfB-Spieler, die sich an Harniks Platzverweis in der Vorwoche erinnerten. Immerhin hatten die Fans nun einen Buhmann gefunden und pfiffen den Berliner Torwart bei jedem Ballkontakt nach Kräften aus – zumindest bis der benommen ausgewechselt werden musste. Auch das gehört zu den Gepflogenheiten im Abstiegskampf. Das spielerische Element spielte nun endgültig keine Rolle mehr. Hertha stand noch tiefer und wehrte sich mit Händen und Füßen. Der VfB mühte sich, doch fiel ihm wenig ein, um den Abwehrriegel zu brechen. Nur per Zufall landete der Ball nach 63 Minuten vor Daniel Ginczek, der aus fünf Metern drüberschoss und damit die bis dahin beste Chance des Spiels vergab. Es war die einzige auffällige Szene des VfB-Stürmers, der kurz darauf für Vedad Ibisevic Platz machen musste.

Nur noch sporadisch kam die Hertha nach vorne – und hatte trotzdem plötzlich die ganz große Gelegenheit, den VfB ins Verderben zu stürzen: Nur ganz knapp schoss Nico Schulz freistehend am Tor vorbei, nachdem zuvor Salomon Kalou die gesamte VfB-Abwehr genarrt hatte (79.). Doch fühlte sich auch das 0:0 wie eine Niederlage an. Christian Gentner gab sich dennoch kämpferisch: „Die Mannschaft und die Moral sind intakt. Wir haben nach vorne gespielt und alles versucht. Das werden wir auch weiter tun.“