Im ersten Spiel unter Thomas Schneider scheitert der VfB Stuttgart in den Play-offs mit einem 2:2 an HNK Rijeka – und offenbart altbekannte Schwächen. Die Partie in der StZ-Analyse.

Stuttgart - Thomas Schneider schaut ungläubig auf die jubelnden Spieler von HNK Rijeka. Bitterer hätte das erste Spiel des neuen VfB-Trainers nun wirklich nicht enden können. Das gibt’s doch nicht, denkt sich der 40-Jährige in diesem Moment. Die Stuttgarter kassierten gerade den Treffer zum 2:2 in der Nachspielzeit und sind damit nach der 1:2-Niederlage im Hinspiel bereits in den Play-offs zur Europa League ausgeschieden. So ist der erste große VfB-Wunsch, der mit Thomas Schneider verbunden wurde, nicht in Erfüllung gegangen. Der ersehnte Stuttgarter Befreiungsschlag, er ist am Donnerstag ausgeblieben.

 

Dabei hat alles so gut angefangen. Bereits vor dem Anpfiff war eine positive Grundstimmung spürbar. Die Spieler suchten beim Aufwärmen die Nähe zu den Zuschauern, winkten ins Publikum, versicherten sich der Unterstützung der Fans und erhielten aufmunternden Applaus. „Aufbruchstimmung“ war in der mit 30 000 Zuschauern für Stuttgarter Europa-League-Verhältnisse sehr gut gefüllten Mercedes-Benz-Arena das am häufigsten benutzte Wort im ersten VfB-Spiel nach Bruno Labbadia.

Umbruchstimmung herrschte dann in der Startelf. Auf fünf Positionen veränderte Schneider die Mannschaft: am spektakulärsten dabei die Rückkehr von William Kvist. Für ihn rücke Arthur Boka aus dem defensiven Mittelfeld zurück auf die linke Abwehrposition. Doch wie verwandelt spielte der VfB Stuttgart in der Anfangsphase nicht. Nur langsam wagten sich die Gastgeber in die Offensive. Martin Harnik, Arthur Boka und Ibrahima Traoré hatten in den ersten 25 Minuten lediglich Schusschancen aus der Kategorie „nicht zwingend“.

Altbekannte Abstimmungsprobleme in der VfB-Defensive

Der VfB ging engagiert ans Werk, spielerisch war jedoch noch nicht der große Unterschied zu den vorangegangenen Spielen zu erkennen. Und dann gab es in der 30. Minute etwas Altbekanntes zu sehen: Abstimmungsprobleme in der VfB-Abwehr. Der in der Innenverteidigung aufgebotene und sehr unsicher wirkende Benedikt Röcker spitzelte den Ball an seinem herauseilenden Torwart Sven Ulreich vorbei. So war der Weg frei für Rijekas zuverlässigen Torjäger Leon Benko, der den Ball zum 0:1 einschieben durfte.

Kurios, das hat aber auch der VfB in seinem Repertoire, genauer gesagt: Christian Gentner. Erst dribbelte er, dann stürzte er. Was ihn aber nicht davon abhielt, den Ball kniend über den im Hinspiel noch so starken, diesmal aber sehr schwachen kroatischen Torwart Ivan Vargic zum 1:1 ins Tor zu bugsieren (33.). Jetzt durften die leidgeprüften Stuttgarter Fans endlich mal jubeln, hatten sie doch zuvor schon gelungene Kurzpässe beklatscht.

Kleine Hoffnung auf Europa-League-Teilnahme bleibt

Der VfB war zurück im Spiel, doch das machte plötzlich HNK Rijeka. Sven Ulreich musste zu Beginn der zweiten Hälfte in höchster Not mit dem Fuß abwehren. Thomas Schneider reagierte und brachte Timo Werner. Und mit ihm nahm das Stuttgarter Spiel auch wieder mehr Fahrt auf. Aber nicht genug. Jetzt kam auch noch Mohammed Abdellaoue in die Partie. Das Tor zum Stuttgarter 2:1 machte allerdings Luka Maric. Die scharfe Hereingabe von Ibrahima Traoré lenkte der Kapitän der Gäste vor dem einschussbereiten Vedad Ibisevic ins eigene Tor (75.). Die Partie lief fortan in Richtung Verlängerung. Aber dann passierte es – in der dritten Minute der Nachspielzeit. Dem bis dahin besten Stuttgarter Spieler unterlief ein fataler Abspielfehler. Ibrahima Traoré fabrizierte die Einladung zum Ausgleich. Und Goran Mujanovic schloss zum 2:2 ab. Ein Stadion in Schockstarre. Aus und vorbei, die Europa-League-Saison ist für den VfB beendet, noch bevor sie richtig begonnen hat. Ausgeschieden gegen einen Außenseiter aus Kroatien.

Das gilt es jetzt auch noch alles aus den Köpfen der Stuttgarter Spieler zu bekommen, die sich so schnell wie möglich auf die Heimpartie am Sonntag gegen Hoffenheim einstellen müssen. „Dann dürfen uns solche Fehler nicht mehr passieren“, sagte Thomas Schneider, der sich seinen Start beim VfB anders vorgestellt hatte. Ihm bleibt jetzt nur die kleine Hoffnung per Los für das gesperrte Team von Fenerbahce Istanbul in die Gruppenphase zu kommen.