Nun ist der große VfB Stuttgart zum zweiten Mal in vier Jahren nur knapp dem Abstieg entkommen. „Eine beschissene Saison“, sagt Martin Harnik – und sieht den richtigen Zeitpunkt gekommen, um alles zu hinterfragen.

Stuttgart - Am Ende des Tages wirft Martin Harnik (26) den Blick noch einmal zurück ins Jahr 2010. Damals war er Zweitligaspieler von Fortuna Düsseldorf und bekam ein Angebot „des großen VfB“. Er habe es selbst kaum glauben können und gedacht, zu einem Verein zu kommen, „der jedes Jahr international spielt“.

 

Nun ist der große VfB zum zweiten Mal in vier Jahren nur knapp dem Abstieg entkommen; wieder liegt „eine beschissene Saison“ hinter Harnik und dem Rest des Clubs. „Ich bin es leid“, sagt der Stürmer – und sieht den richtigen Zeitpunkt gekommen, um alles zu hinterfragen. Wohlkalkuliert tut er das und übt so fundamentale (Selbst-)Kritik, wie man sie von einem Profi selten erlebt.

Endgültig sei der Punkt erreicht, an dem es ein Weiter-so nicht mehr geben dürfe. „Es muss im Verein ein Umdenken stattfinden“, sagt Harnik, „jeder muss seine Karten auf den Tisch legen, jeder Spieler und jeder Mitarbeiter.“ Nicht nur nach vorne dürfe sich der Blick richten, sondern vor allem zurück auf all das, was schiefgelaufen sei.

Harnik will Probleme intern ansprechen

Der Mannschaftsgeist sei lange Zeit schlecht gewesen, bis vor Kurzem hätten „viele nur an sich gedacht“. Dazu hätten „die Trainer- und Hierarchiewechsel“ beigetragen, „viel zu radikal“ fand Harnik zu Beginn der Saison „die Entscheidung aus der oberen Etage“, alles auf die Jugend zu setzen. Diesen Weg findet er zwar „grundsätzlich sympathisch“, der Schnitt sei aber „zu krass“ gewesen: „Es ist doch klar, dass da der eine oder andere abhebt.“

Harnik weiß, dass auch er mit wechselhaften Leistungen dazu beigetragen hat, dass der VfB im Abstiegskampf gelandet ist. Nun will er tatkräftig dabei mithelfen, dass in Zukunft vieles besser wird. „Es ist jetzt wichtig, dass wir Spieler uns Gehör verschaffen“, sagt Harnik und hofft, „dass vom Verein unser Feedback eingeholt wird“. Es gebe „einige Punkte, die mir sauer aufgestoßen sind“. Intern will er sie ansprechen – und legt Wert darauf, dass es ihm nicht darum gehe, schmutzige Wäsche zu waschen: „Der Verein ist mir ans Herz gewachsen, daher mache ich mir Gedanken.“

Zu Beginn der Rückrunde hat Harnik seine Sorgen schon einmal öffentlich geäußert – und sich kurz darauf auf der Tribüne wiedergefunden. „Das ist mir um die Ohren geflogen, obwohl es richtig und wichtig war.“ Weiteres Ungemach droht ihm diesmal vorerst nicht. Heute wird er an der Schulter operiert, die Saison ist beendet.