Eigentlich ist ein Unentschieden gegen Berlin zu wenig für den VfB Stuttgart. Dennoch hält die Vereinsführung an Trainer Huub Stevens fest – und betont die positiven Aspekte der Mannschaftsleistung am Freitagabend.

Stuttgart - Huub Stevens hat hoch in den Himmel geschaut. Von dort kam der letzte Ball im Spiel gegen Hertha BSC – aber keine Hilfe. 0:0, eine Enttäuschung. Mit ernstem Gesicht hat Stevens dann noch in Richtung der VfB-Fans applaudiert und ist anschließend in den Katakomben der Mercedes-Benz-Arena verschwunden. Allerdings war es nicht das letzte Dankeschön des Trainers.

 

Stevens bleibt – vorerst. Obwohl ein Punkt eigentlich zu wenig für den Tabellenletzten der Fußball-Bundesliga war. Doch der Sportvorstand Robin Dutt bemühte sich, unmittelbar nach dem Abpfiff gegen die Berliner sofort die positiven Aspekte der Stuttgarter Leistung herauszustreichen. Gelaufen waren sie, gekämpft hatten sie, nur getroffen hatten sie wieder nicht.

„Es läuft das gleiche Ritual wie in den vergangenen Wochen ab“, sagte Dutt, „Huub Stevens und ich werden uns zusammensetzen und das Spiel analysieren.“ Und danach soll es mit Stevens weitergehen. Obwohl im Vorfeld vieles darauf hingedeutet hatte, dass Stevens seine Arbeit nur bei einem Sieg fortsetzen darf. „Ich lasse mir jedoch nicht von außen sagen, was ich zu tun habe“, erklärte der Sportchef.

Stevens will bis zum Saisonende durchhalten

Nun bereitet Stevens die VfB-Mannschaft auch auf das nächste Spiel in Leverkusen vor. Denn auch Stevens beugt sich dem Druck von außen nicht und geht unbeirrt seinen schweren Weg. „Ich kann über die Trainerfrage nur noch lachen“, sagte der Niederländer. Vor Kurzem habe er über eine mögliche Vertragsverlängerung in den Zeitungen gelesen, jetzt über seine bevorstehende Entlassung. Spätestens zur neuen Saison soll Stevens durch Alexander Zorniger (zuletzt RB Leipzig) abgelöst werden.

Bis dahin will Stevens jedoch durchhalten, und der Verein will am Trainer festhalten. Auch, weil er das Risiko fürchtet, dass der Neue angesichts der prekären Situation schnell verschlissen werden könnte. Denn Zorniger soll der Mann für den Neuaufbau sein und nicht für die heikle Rettungsmission. „Robin Dutt und ich pflegen ein offenes und klares Verhältnis“, sagte Stevens. Und bisher hätten sie nicht über seine Ablösung gesprochen.

Das wird nun auch nicht gleich passieren. Dennoch kann sich der VfB-Vorstand nicht über mangelnde Baustellen beklagen. Denn nachdem sich die Führungsriege erst neu sortiert hat, verlässt nun Jochen Schneider den Verein – auf eigenen Wunsch und offenbar im Unfrieden. Offiziell befindet sich der Sportdirektor zwar noch im Urlaub in der Schweiz, allerdings soll Schneider, der seit 1999 für die Stuttgarter tätig ist, seinen Schreibtisch schon geräumt haben. Mit einer Rückkehr rechnen sie auf der Geschäftsstelle jedenfalls nicht mehr, da die Kompetenzen des Sportdirektors beschnitten werden sollen.

Doch das will Schneider nicht mitmachen, nachdem er nach der Trennung von Manager Fredi Bobic die sportliche Leitung vorübergehend übernommen hatte. Nur zähneknirschend machte er Anfang Januar dann Platz für Dutt. Und nur drei Wochen nach der Präsentation des neuen Sportvorstands gab der VfB-Präsident Bernd Wahler bekannt, dass Stefan Heim (Finanzen) und Jochen Röttgermann (Marketing) in den Vorstand aufrücken. Oliver Schraft (Kommunikation) vervollständigt seither die fünfköpfige Geschäftsleitung – nur für Schneider, der zuvor dem aufgelösten erweiterten Vorstand angehört hatte, war kein Platz in der ersten Reihe.