Armin Veh hat beim VfB seinen Rücktritt als Cheftrainer erklärt. Nun kommt wohl wieder Huub Stevens – der Trainer, der die Stuttgarter in der vergangenen Saison vor dem Abstieg gerettet hat.

Stuttgart - Sicher ist es reiner Zufall gewesen, dass Huub Stevens (60) ausgerechnet am vergangenen Sonntagvormittag erstmals nach langer Zeit wieder im Fernsehen aufgetreten ist und eine Jobbewerbung abgegeben hat. Es fange wieder an zu kribbeln – „und ich kann mir vorstellen, doch wieder eine Mannschaft zu übernehmen, wenn sich die Gelegenheit ergibt“, sagte Stevens. Er konnte in diesem Augenblick ja noch nicht wissen, dass Armin Veh ein paar Sunden später nach der 0:1-Niederlage gegen den FC Augsburg seinen Rücktritt verkünden würde und dass der VfB Stuttgart deshalb jetzt einen neuen Trainer braucht. So ist die von Stevens beschworene Gelegenheit viel schneller gekommen als er wohl selbst gedacht hat.

 

Nach StZ-Informationen sind nur noch Details wie die Vertragslaufzeit zu klären – dann ist das Comeback des Niederländers perfekt. Schon am Freitag beim SC Freiburg könnte Stevens auf der Bank des VfB sitzen, von dem er sich erst am 10. Mai nach der 0:1-Niederlage beim FC Bayern verabschiedet hatte – als Retter, der den Klassenverbleib gesichert hatte. Das ist auch jetzt wieder das einzige Saisonziel des Clubs, der interimsmäßig von den Veh-Assistenten Armin Reutershahn und Reiner Geyer betreut wird. Priorität habe klar, „dass wir erstklassig bleiben“, sagt der Präsident Bernd Wahler, „das heißt, dass wir einen Trainer brauchen, der Erfahrung mit dieser Situation hat.“ Also einen wie Stevens.

Er soll für Schadensbegrenzung sorgen – eine Mission, die er bei seinem ersten Auftritt in Stuttgart erfüllt hat. Noch heute schwärmen die Verantwortlichen beim VfB von der Akribie des Trainers, der sich regelmäßig schon morgens um acht mit seinem kompletten Stab auf dem Clubgelände zum Frühstück getroffen hat. Eine halbe Stunde später mussten bereits die Spieler erscheinen – und wie die Ansprache unter der Woche ausgefallen ist, hat Stevens dann immer vom Ergebnis der Partie zuvor abhängig gemacht. Er lebte eine sehr professionelle Einstellung vor und sorgte auch dafür, dass wieder mehr Stabilität in die VfB-Mannschaft einkehrte.

Es muss wieder ein Feuerwehrmann her

Zwar liest sich auch seine Bilanz mit elf Punkten aus zehn Begegnungen nicht gerade wie eine echte Erfolgsgeschichte, aber diese Ausbeute reichte, weil Braunschweig, Nürnberg und Hamburg in der Endphase so gut wie gar keinen Zähler mehr verbuchen konnten. Aber obwohl die Aufgabe erfüllt war, trennten sich die Wege. Stevens wollte eine Auszeit, um Kräfte zu sammeln – und der VfB glaubte, mit einem Coach wie Armin Veh seine Philosophie von einer offensiven Spielweise besser umsetzen zu können. Das Resultat ist bekannt – Rang 18.

Ein Feuerwehrmann muss also wieder her – zumindest bis Sommer. Das ist die Wahlersche Priorität. Es bedeutet jedoch nicht, dass es für die Zeit danach keine Planspiele gibt – wenn der Abstieg verhindert wird. In diesem Fall wäre Thomas Tuchel eine Option, mit dem der VfB in losem Kontakt ist. Ob mehr daraus wird, würde von den Perspektiven abhängen, die der Verein bietet. Tuchel wird das beobachten.

Auch die Suche nach einem Bobic-Nachfolger läuft noch

Diese Aussichten zu verbessern ist dann Aufgabe des neuen Managers, der seit der Entlassung von Fredi Bobic am 24. September gesucht wird. Die Besetzung sei eine Entscheidung von enormer Tragweite, sagt Wahler, der ankündigt, beim Auswahlverfahren auch innovativ über den Tellerrand hinauszublicken. Dabei ist ein Landsmann von Stevens ins Blickfeld gerückt: Henk Veldmate (57), der diese Position von 1998 bis September diesen Jahres beim FC Groningen bekleidet hat. Seitdem arbeitet er dort als Scoutingchef.

Veldmate gilt beispielsweise als Entdecker von Arjen Robben. Weiter holte er 2006 den heutigen Weltstar Luis Suarez aus Montevideo nach Groningen, wo er es mit bescheidenen finanziellen Mitteln schaffte, das Team in der niederländischen Ehrendivision zu etablieren. Dabei gab es verschiedentlich Berührungspunkte mit Stuttgart, zuletzt im Sommer beim Transfer von Filip Kostic. In seiner Heimat gilt Veldmate als Mann mit einem funktionierenden internationalen Netzwerk, was für den VfB besonders wichtig ist.

Denn der Club hat erkannt, dass die Verbindungen der eigenen Scoutingabteilung nicht ausreichend sind, um auf dem hart umkämpften Markt bestehen zu können. Da wäre Ralf Becker als Leiter gefordert, aber seit seinem Amtsantritt 2012 tut sich wenig bis nichts. Das ist übrigens auch schon Huub Stevens aufgefallen, der auf die Defizite bei seinem Abgang im Mai intern hingewiesen hat. Seine Aussagen dürften dann auch jetzt bald wieder auf dem Wasen gehört werden.