Der Stürmer hat sich in der dritten Liga Jahr für Jahr gesteigert. Doch das allein garantiert noch keinen Profivertrag beim Fußball-Bundesligisten VfB Stuttgart.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Stuttgart - Den bunten Hund hat er abgelegt. Unbewusst, wie Soufian Benyamina sagt. Seine roten Kickschuhe besitzt er jedenfalls nicht mehr, jetzt spielt er in schlichtem weiß – und lässt Tore sprechen. Als dem Mittelstürmer des VfB Stuttgart II am vergangenen Samstag mit einem Kopfball beim 1. FC Saarbrücken der vermeintliche Führungstreffer wegen Abseits aberkannt wurde, „hat mich das schon geärgert“. Weil damit der mögliche Sieg verpasst wurde, nicht weil es sein siebter Treffer in Folge gewesen wäre – und somit ein neuer Rekord in der dritten Liga. „Das hat davor ja auch niemanden interessiert.“

 

Also bleibt es bei einem Dutzend Tore in Serie – und elf insgesamt. Keine schlechte Bilanz. Die ist umso erstaunlicher, nachdem der 22-Jährige zuvor in fünf Partien leer ausgegangen war und schon in der Kritik stand. Zu wenig Einsatz, zu wenig Leidenschaft. Dabei sagt Benyamina: „Gefühlt renne ich in jedem Spiel.“ Auch sein Trainer Jürgen Kramny gab die Hoffnung nie auf und sagte: „Als Stürmer wird man an Toren gemessen, zuletzt hat er sehr viel an sich gearbeitet.“ Mit Erfolg. Wobei Benyamina den nicht nur an sich selbst festmacht, sondern an der ganzen Mannschaft. „Ich denke, die hat sich gesteigert – und davon profitiere ich.“ Er bekommt mehr Bälle im Zentrum – und macht jedes Jahr ein paar Tore mehr.

Der gebürtige Berliner darf nun in der Sturmmitte ran

In der ersten Saison beim „kleinen“ VfB traf er siebenmal, letztes Jahr waren es schon neun Treffer – und nun elf allein in der Vorrunde. Woher das kommt? „Es ist sicher erfreulich, dass ich mich Jahr für Jahr gesteigert habe“, sagt der gebürtige Berliner, „aber das liegt auch an der Position.“ In der Vergangenheit musste er des öfteren auf die rechte Außenbahn weichen, „aber ich glaube, der Trainer hat gemerkt, dass ich als gelernter Stürmer nach vorne gehöre.“ -

In der Jugend hat er in Berlin bei der Hertha und später bei Union gespielt, über Carl Zeiss Jena landete er dann in Stuttgart. Die Umstellung fiel ihm nicht schwer. Denn Stuttgart sei doch mehr Großstadt als Jena, so der Spieler mit algerischen Wurzeln Väterlicherseits. Zudem gilt der VfB als gute Adresse im Nachwuchsbereich. „Ich habe den Schritt auf keinen Fall bereut, denn ich wollte mich hier weiterentwickeln. Das ist mir gelungen.“

Der ersehnte Sprung zu den Profis indes bisher nicht. „Ich habe zwar ein paar Mal oben mittrainiert, aber so richtig dabei war ich nicht“, sagt Benyamina. Ob sich das sich in Zukunft ändert, ist fraglich. Stuttgarts Manager Fredi Bobic hat sämtliche Gespräche auf die Zeit nach Weihnachten gelegt. „Natürlich beobachten wir seine Entwicklung genau“, sagt der Personalplaner, „wir werden in der Winterpause entscheiden, ob er eine Perspektive hat.“ Falls nicht, wird er den Verein verlassen, so viel steht fest. „Ich kann mir nicht vorstellen, noch ein Jahr in der zweiten Mannschaft zu spielen.“ In der zweiten Liga indes schon.

Sein Bruder Karim Benyamina spielt beim Karlsruher SC

Wenn auch nicht unbedingt beim möglichen Aufsteiger Karlsruher SC, wo sein älterer Bruder Karim unter Vertrag steht. Das würde kaum gut gehen. Einst in der Jugend von Union haben sie mal im Training gegeneinander gespielt, „da gab es schon Ärger, wenn ich den Ball nicht zu ihm rübergespielt habe“, erinnert sich Soufian.

Ansonsten ist das Verhältnis gut, nicht nur aufgrund der momentanen räumlichen Nähe. Zum Abschluss des Jahres geht es am 15. Dezember ins Wildparkstadion, davor steht am Freitag (19 Uhr) noch die Partie gegen Kickers Offenbach an. Ein Heimspiel, zumindest auf dem Papier, angesichts des mageren Zuschauerzuspruchs im Gazi-Stadion. Benyamina hat sich daran gewöhnt, gibt aber zu: „Die Kulisse vermisst man als Spieler schon.“

Dennoch will er noch ein paar Tore für sich sprechen lassen: Schließlich verbessert das die Verhandlungsposition – egal mit welchem Verein.