In Belek dürfen die Talente Alexander Riemann, Antonio Rüdiger und Raphael Holzhauser bei den Profis des VfB Stuttgart vorspielen.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Belek - Alexander Riemann wird noch hart an sich arbeiten müssen, wenn er eines Tages an die Erfolge seines oberbayerischen Mentors herankommen will. Denn Ludwig "Wiggerl" Kögl absolvierte immerhin 148 Spiele für den FC Bayern. Und im Mai 1992 hat Kögl im Trikot des VfB Stuttgart im letzten Saisonspiel in Leverkusen kurz vor Schluss seinem Kapitän Guido Buchwald vom linken Flügel aus den Ball butterweich auf den Kopf geflankt. Buchwald traf zum 2:1 - und die Stuttgarter waren Deutscher Meister.

 

Genau wie sein Berater Ludwig Kögl ist Alexander Riemann, 19, aus dem oberbayerischen Mühldorf am Inn ein schneller, dribbelstarker Außenstürmer - und er ist neben Raphael Holzhauser und Antonio Rüdiger einer von drei Feldspielern im Trainingslager des VfB in Belek, die noch kein Bundesligaspiel absolviert haben. Natürlich ist die Freude daher sehr groß gewesen, als Jürgen Kramny, der Trainer des Stuttgarter Drittligateams, im Dezember in die Kabine kam und das Trio Riemann, Rüdiger und Holzhauser beiseite nahm. "Ihr fahrt Anfang Januar mit den Profis ins Trainingslager", hatte Kramny damals gesagt.

"Lebe deinen Traum, und er wird wahr."

"Da gehst du natürlich sehr gut gelaunt in den Weihnachtsurlaub", erzählt Alexander Riemann, der einst auf Vermittlung von Kögl von Wacker Burghausen zur B-Jugend des VfB stieß. Nun steht er gemeinsam mit den beiden anderen (vorerst) an der Spitze eines Auswahlprozesses, der in der VfB-Jugendabteilung alljährlich durchgeführt wird. Nur jeweils die Hälfte eines Jahrgangs wird dabei zwischen der U13 und der U19 in die nächste Altersstufe übernommen. Und nur wenige schaffen anschließend den Sprung in die U23, die Drittligamannschaft des VfB.

"Lebe deinen Traum, und er wird wahr", so steht es in tätowierten arabischen Schriftzeichen auf dem linken Unterarm von Alexander Riemann geschrieben. Tatsächlich ist der Blondschopf seinem Ziel, sich als Fußballprofi in der Bundesliga zu etablieren mit der Reise nach Belek noch einen Schritt näher gekommen. Denn er hat sich auch unter den vielen Talenten beim VfB II durchgesetzt. Dass sich aber nicht jedes der hochgelobten Stuttgarter Talente wie etwa Kevin Kuranyi, Serdar Tasci, Mario Gomez oder Sami Khedira, die einst die bundesweit bekannte VfB-Premiummarke "Die jungen Wilden" prägten, automatisch bei den Profis durchsetzt, zeigt etwa das Beispiel Manuel Fischer

Ab in die erste Liga

Der Stürmer schoss den VfB in der Saison 2007/2008 im letzten Spiel durch ein Tor gegen Bielefeld in den UI-Cup - und spielt heute beim FC Bayern München II in der Regionalliga. Bei Alexander Riemann soll es anders laufen: "Wenn ich das aus mir raushole, was ich kann, dann werde ich in der ersten Bundesliga spielen", sagt er.

Auf dem Weg dorthin ist auch der dunkelhäutige Verteidiger Antonio Rüdiger, 18, Sohn eines Deutschen und einer Afrikanerin aus Sierra Leone, dessen Bruder Sahr Senesie Profi bei Wacker Burghausen ist. "Noch als Zehnjähriger war ich sehr dick und habe mich nicht bewegt", erzählt Rüdiger, der letztlich auf Anweisung der Mutter vom Bruder zum Fußball mitgenommen wurde. Inzwischen ist der gelernte Innenverteidiger, der in der Viererkette auch rechts spielen kann, ein athletischer Akteur. "Antonio ist ein unangenehmer Gegenspieler, aggressiv und zweikampfstark. Manchmal glaubst du, du rennst gegen eine Wand", sagt Raphael Holzhauser, der dritte im Bunde der VfB-Hoffnungsträger.

"Ein bisschen Geduld mitbringen."

Im Gegensatz zu Riemann und Rüdiger besitzt Raphael Holzhauser in Sachen Trainingslager schon etwas Erfahrung: Immerhin war der Blondschopf aus Österreich, der in der Heimat als eine der größten Nachwuchshoffnungen gilt, bereits im Sommer in Leogang mit dabei. Für einen Einsatz in der ersten Liga hat es für den groß gewachsenen, 18 Jahre alten Mittelfeldspieler aber noch nicht gereicht. "Es ist schwer, an Spielern wie Kuzmanovic oder Gentner vorbeizukommen", sagt Holzhauser, der einen Profivertrag bis 2015 hat.

Legt man die Trainingseindrücke in Belek zugrunde, wo keiner im Vergleich mit den etablierten Kräften herausragte, wird es aber noch eine Weile dauern, ehe Holzhauser, Riemann und Rüdiger für den Trainer Bruno Labbadia eine Verstärkung sind. "Unser Umfeld muss ein bisschen Geduld mitbringen", sagt der Manager Fredi Bobic: "Ich bin mir aber sicher, dass wir einige der Jungs in den nächsten Jahren in der Bundesliga spielen sehen werden."