Der VfB Stuttgart spielt nicht sehr ansehnlich, dafür springt häufiger etwas heraus. Derweil sucht Manager Bobic neues Personal.      

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Stuttgart - Weil Tamás Hajnal ein durchaus ehrgeiziger Sportsfreund ist, war nach dem Schlusspfiff in Bremen neben der Freude über die Punkteteilung auch eines kleines bisschen Verzweiflung in seinem Gesicht abzulesen. Immerhin zählt es mit zu den Hauptfunktionen des kleinen Ungarn, die Offensivkräfte des VfB Stuttgart, namentlich den Mittelstürmer Pawel Pogrebnjak wie auch seine beiden Nebenspieler Martin Harnik und Shinji Okazaki, in Szene zu setzen.

 

„Wir haben gut angefangen“, erzählte Hajnal nach dem 1:1 beim SV Werder vom Geschehen auf dem Fußballplatz: „Wir haben Druck gemacht und den Gegner laufen lassen.“ Doch spätestens nach 25 Minuten – und das hat nicht nur der einstige Karlsruher Regisseur gemerkt – hat es einen Riesenbruch im Stuttgarter Spiel gegeben. „Am Ende war es so“, sagte Hajnal, den die medizinische Abteilung trotz einer Oberschenkelzerrung für 72 Minuten fit bekommen hatte: „Egal, wie ich es versucht habe, ob hoch oder flach – ich konnte die anderen viel zu selten erreichen.“

Es hat mangels Offensivkraft schon einer gewaltigen Portion Glück und eines bestens aufgelegten Torhüters Sven Ulreich bedurft, dass der VfB nach einem Tor von Hajnal (13.), das Torsten Frings (34.) zum 1:1 egalisierte, wenigstens einen Punkt aus Bremen mitnahm. „Spielerisch muss man bei uns Abstriche machen“, sagte der VfB-Trainer Bruno Labbadia – bat dabei aber um Nachsicht. „Auf unsere Außen Harnik und Okazaki lasse ich beispielsweise nichts kommen, weil sie sehr gut nach hinten arbeiten.“

Die fußballerischen Biedermänner der Liga

Sicherheit zuerst – das ist das Leitmotiv des VfB. In Bremen hielten vor allem die beiden Innenverteidiger Serdar Tasci und Georg Niedermeier, der durch seine Kopfballstärke zu gefallen wusste, die Abwehr zusammen – und sie hielten den VfB damit im Spiel. Denn allein Tasci musste zweimal auf der Linie klären. Matthieu Delpierre, der Kapitän, wird somit wohl weiter auf der Bank schmoren müssen. „Das ist bitter“, sagte Labbadia, „aber es war keine Entscheidung gegen ihn, sondern eine für die beiden anderen. Mit Niedermeier und Tasci hatten wir zuletzt zählbaren Erfolg.“

Weil auch Khalid Boulahrouz auf der rechten Seite der Viererkette wie Cristian Molinaro links ordentlich spielten, freute sich der VfB über den Saisonpunkt Nummer 30. Somit punktet die Stuttgarter Equipe eifrig weiter. Bei drei Siegen und zwei Unentschieden wanderten zuletzt elf Punkte auf ihr Konto. In den vergangenen fünf Spielen hat der VfB zudem nur drei Gegentore kassiert. „Jetzt kommt am Samstag Kaiserslautern. Wenn wir gewinnen, können wir ein wenig durchatmen“, sagte Zdravko Kuzmanovic.

Auf mitreißenden Fußball werden die VfB-Fans vermutlich aber auch gegen die Pfälzer verzichten müssen. Schließlich zählt die Labbadia-Elf derzeit zu den fußballerischen Biedermännern der Liga. Dies liegt zum einen an der Nervosität der Akteure im Ringen um den Klassenverbleib, anderseits aber auch an ihren Fähigkeiten.

Bobic und Labbadia auf Erkundungstour

So ist etwa der bullige Pogrebnjak mit seinem unermüdlichen Einsatzwillen aktuell ein wichtiger Baustein im VfB-Konzept. Es darf aber zumindest stark angezweifelt werden, dass sich mit dem technisch limitierten Russen ein fürs Publikum ansehnliches Angriffsspiel aufziehen lässt.

„In unserer Situation zählt nur der Nichtabstieg. Wie wir den verhindern, ist zweitrangig“, sagte Labbadia. Dabei ist der Coach weiter gut beraten, das große Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Schließlich werden 33 Punkte, mit denen Hannover 96 in der Abschlusstabelle der Vorsaison auf dem viertletzten Platz landete, diesmal nicht reichen.

Dennoch tut man beim VfB gut daran, bereits jetzt auch die nächste Spielzeit im Auge zu behalten. Daher ist der Manager Fredi Bobic bereits in Asien und England auf der Suche nach neuem Personal gewesen. Auch am Sonntag fehlten sowohl Bobic als auch Labbadia bei der Autogrammstunde des „Fritzle-Clubs“ für die jüngsten VfB-Fans. Beide waren auf Erkundungstour.