In einer Klassepartie bereitet der VfB Stuttgart seine Tore beim 3:3 in Hamburg am Sonntagnachmittag stets über die gleiche Seite vor – über links. Für den erhofften Sieg haben sich die Stuttgarter in der Defensive aber zu viele Fehler erlaubt.

Hamburg - Langsam trudelte der Ball ins Aus. Gut abgeschirmt von William Kvist. Es passierte also nichts mehr in der Nachspielzeit – und bedeutete das unspektakuläre Ende einer spektakulären Partie. Der VfB Stuttgart bot am Sonntag beim Hamburger SV mit dem 3:3-(2:1-)Unentschieden eine erlebnisreiche Vorstellung. Wobei der schwäbische Fußball-Bundesligist sogar dreimal in Führung lag.

 

„Bei so einem Spielverlauf auswärts willst du am Ende natürlich auch als Sieger dastehen“, sagte Fredi Bobic. Aber auch dem VfB-Manager war klar, dass sich die Stuttgarter in der Defensive zu viele Fehler erlaubt hatten, um zu gewinnen und in der Tabelle auf den fünften Platz zu springen. Dazu kam noch eine Rote Karte für Antonio Rüdiger (84.). Der Innenverteidiger ließ sich zu einer Tätlichkeit gegen Rafael van der Vaart hinreißen (siehe auch „Leberhaken mit Langzeitwirkung“).

Eine gewisse Enttäuschung also am Ende einer Partie, in die der VfB hervorragend gestartet war. Und das mit dem einfachsten aller Angriffsmittel: einem Doppelpass. Das Zusammenspiel zwischen Vedad Ibisevic und Alexandru Maxim führte dann auch gleich zum 1:0 (3.). Maxim ließ dabei dem HSV-Torhüter René Adler mit seinem überlegten Rechtsschuss keine Chance.

Ein klarer Plan

Mit der Führung im Rücken zeigten die Stuttgarter, dass sie einen klaren Plan hatten. Mit einer guten Mischung aus frühem Stören und Sich-immer-wieder-geschickt-fallen-Lassen, kontrollierten sie das Geschehen. Nach einer schnellen Kombination schoss Ibisevic vorbei (15.).

Alles hätte für den VfB auch wunderbar weitergehen können, da der Torhüter Thorsten Kirschbaum den Schuss von Hakan Calhanoglu gut parierte (16.). Doch es folgte der fatale Auftritt von Kvist. Erst vertändelte der Däne den Ball gegen Calhanoglu, dann rutschte er beim Nachsetzen gegen Tolgay Arslan aus. Ein Doppelfehler – und schwups lag der Ball im VfB-Netz (22.). Torschütze: Pierre-Michel Lasogga. Es war der fünfte Treffer der Leihgabe aus Berlin für die Hamburger.

Doch im sechsten Ligaspiel unter dem Trainer Thomas Schneider bewiesen die Stuttgarter nicht nur, dass sie fußballerische Fortschritte gemacht haben, sondern ebenso, dass sie stabiler geworden sind. Nach dem Ausgleich ging es so erst einmal wieder darum, Ruhe und Sicherheit in die eigenen Aktionen zu bekommen.

Über links

Mit Ballgeschiebe hielt sich der VfB allerdings nicht zu lange auf. Und wie gefährlich die Stuttgarter bei Standardsituationen sind, bekam auch der HSV zu spüren. Eine Freistoßflanke von Maxim verlängerte Christian Gentner mit dem Kopf – 2:1 (37.). Anschließend hätte Ibisevic die Führung noch ausbauen können (42.). Die Szene verdeutlichte aber, dass die Stuttgarter ihre besten Angriffe über die linke Seite vortrugen. Dort stieß neben Ibrahima Traoré auch immer wieder Maxim in die Freiräume.

Auf der Gegenseite lief es aber anfangs nicht anders. Auch der HSV war links stärker als rechts, was vielleicht damit zu tun hatte, dass Gotoku Sakai einige Probleme offenbarte, später dann aber auch Arthur Boka gegen den eingewechselten Maximilian Beister. Eine Hereingabe von Marcell Jansen verwertete Beister zum 2:2 (55.). Ein Tor, das so gar nicht zum Spielgeschehen passte, weil der VfB die Mannschaft mit der besseren Struktur auf dem Platz war. Zumindest vorübergehend. Denn immer wenn die Stuttgarter die Sache im Griff zu haben schienen, fiel ein Gegentor.

Das war auch nach der erneuten Führung so. Erst kam der VfB mit seiner Masche über links wieder zum Erfolg, weil dem von Ibisevic bedrängten Johan Djourou nach der Traoré-Flanke ein Eigentor unterlief (64.). Dann gelang van der Vaart das 3:3 (67.). „Die Gegentore sind teilweise zu leicht und zu schnell gefallen“, sagte Schneider – was das aufregende Spiel in der Traineranalyse zumindest für die Defensivarbeit sachlich auf den Punkt brachte.