Bei der 1:3-Niederlage auf Schalke tritt der VfB Stuttgart erstmals mit seinem endgültigen Kader an. Und muss feststellen: Zur absoluten Bundesligareife fehlt noch ein Stück.

Sport: Gregor Preiß (gp)

Stuttgart - Wieder ordentlich gespielt, doch wie schon in Berlin kassiert der Aufsteiger auch auf Schalke eine vermeidbare Niederlage. „Wir haben erneut Lehrgeld bezahlt“, sagt VfB-Coach Hannes Wolf, „das ist nur okay, wenn wir auch daraus lernen.“ Fakt ist: Vor dem Spiel gegen den VfL Wolfsburg ist der Fußballlehrer des VfB Stuttgart an vielen Stellen gefordert, um seine Mannschaft bundesligareif zu trimmen.

 

Weniger Fehler

Manchmal sind die banalsten Erkenntnisse die aufschlussreichsten. So meinte Kapitän Christian Gentner nach der Niederlage auf Schalke: „Fehler werden anders bestraft, wenn die Gegner nicht mehr Aue oder Sandhausen heißen.“ Wohl wahr. Vermutlich war Josip Brekalo mit seinen Gedanken statt auf Schalke noch in Liga zwei, als er zu einem Querpass in Nähe des eigenen Strafraums ansetzte. Sein schlechter Klärungsversuch führte zum Strafstoß, der die 1:3-Pleite einläutete. Beim zweiten Gegentor leistete die VfB-Abwehr Torschütze Naldo freundlich Geleitschutz., „Dieser Fehler tut richtig weh“, haderte Wolf mit seiner Elf, die schon in Berlin früh in Rückstand geraten war. „Das Zaubermittel ist, individuelle Fehler abzustellen“, sagte Sportvorstand Michael Reschke, der auch eine Erklärung für die vielen Leichtfertigkeiten hatte: „Das hängt mit Erfahrung zusammen.“ Auf Schalke standen aber genügend Spieler auf dem Platz, die zwischen Sandhausen und Schalke sehr wohl unterscheiden können.

Größere Offensivpower

Noch immer ist der VfB um Ordnung in der Defensive bemüht. Gegen Schalke stand zum dritten Mal im dritten Spiel eine veränderte Abwehrformation auf dem Feld, die in den Anfangsminuten schwindelig gespielt wurde. Folge: Der VfB war lange Zeit mit Basisarbeit in der eigenen Hälfte beschäftigt, die Kür – das Spiel nach vorne – blieb auf der Strecke. Eine Steigerung gegenüber der 0:2-Auftaktniederlage bei Hertha BSC war zwar erkennbar, unterm Strich bot die Offensive aber zu wenig, um die Fehler vor dem eigenen Tor wettzumachen. Was auch mit Simon Terodde zusammenhängt. Der Torjäger kommt nicht in Tritt, hat Pech beim Abschluss, ist bei seinen Gegenspielern abgemeldet oder Leidtragender schlechter Zuspiele. „Er hat sich Chancen erarbeitet, deswegen bin ich zuversichtlich, dass er auch bald wieder trifft“, bemüht Hannes Wolf das Prinzip Hoffnung. Selbiges hat er beim am Knie verletzten Daniel Ginczek aufgegeben – zumindest was eine Rückkehr am Samstag (15.30 Uhr) gegen den VfL Wolfsburg betrifft. Der Trainer rechnet mit einer weiteren Ausfallzeit von zwei bis drei Wochen.

Mehr Überraschungsmomente

Ja, es war phasenweise ganz nett anzuschauen, wie der VfB den Ball in seinen Reihen laufen ließ. Ein bisschen Schalker Kreisel, nur leider nicht besonders zielführend. Vor, quer, zurück – der Aufsteiger verlor sich in der Ineffizienz. Ein Grund: Es fehlt an zündenden Ideen, an Überraschungsmomenten, wie sie die Stuttgarter in der zweiten Liga immer wieder entfalteten, wenn gerade mal nicht viel zusammenlief. In der Bundesliga scheinen die Jungs von Hannes Wolf aber stark in ihren taktischen Vorgaben verhaftet zu sein. Josip Brekalos Spiel zum Beispiel wird für den Gegner irgendwann durchschaubar, und auch bei Dennis Aogo wussten die Schalker Abwehrspieler spätestens nach der fünften Flanke, wo die sechste, siebte und achte landen wird. Erst der spät eingewechselte Anastasios Donis brachte im Angriff eine gewisse Unbekümmertheit ins Spiel, genauso Santiago Ascacibar bei seinem ersten Auftritt für den VfB. Der Argentinier brauchte keine zwei Minuten, um mit einem Tackling zu zeigen: Hallo, hier bin ich! Ein bisschen mehr Biss und Aggressivität können gewiss auch nicht schaden.

Höheres Tempo

Besonders angetan war das Schalker Publikum nicht vom Auftritt seiner Mannschaft, die sich nach der frühen Führung aufreizend passiv und ohne viel Laufbereitschaft präsentierte. Was auch Trainer Domenico Tedesco nicht verborgen blieb, der seine Angriffsspieler dazu ermahnte, bei der Balleroberung auch mal durchzulaufen – „und zwar im Vollsprint“. Nun konnten sich die Gastgeber ihr bisweilen lahmes Tempo insofern erlauben, als sie sich letztlich auf ihre individuellen Fähigkeiten verlassen konnten, die zum Sieg führten. Beim Aufsteiger hingegen, so scheint es, wäre ein bisschen mehr Tempo im Spiel kein Fehler. Doch so richtig schnell läuft der Ball selten, was beim Aufbau in der Abwehr beginnt und sich über die Außenbahnen bis in die Sturmreihe fortsetzt. Und wenn, werden die Aktionen oft ungenau, wie bei Chadrac Akolo (ungeachtet seines sehenswerten Treffers zum 1:1). Hannes Wolf bemühte vor dem Start in die Bundesligasaison ständig Vokabeln wie Geschwindigkeit, Aktivität und Athletik – Elemente, die es beim Liga-Neuling zur Konkurrenzfähigkeit in besonderem Maße erfordert.

VfB Stuttgart - 1. Bundesliga

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