Der Offensivspieler aus Serbien will sich nicht in die lange Liste der Stuttgarter Fehleinkäufe in der jüngeren Vergangenheit einreihen.

Stuttgart - Da muss Filip Kostic (22) jetzt aber gar nicht lange überlegen. „Am Samstag“, antwortet er spontan, als er gefragt wird, wann er denn sein zweites Bundesligator für den VfB Stuttgart erzielen werde. Bisher war er nur ein einziges Mal erfolgreich, beim 1:1 am 13. Dezember in Mainz. Das ist eine recht bescheidene Ausbeute für einen Offensivspieler, doch gegen Freiburg wird nun ja nachgebessert, sagt Kostic in einem Ton, der nicht den geringsten Zweifel zulässt. Punkt.

 

Dass er überhaupt so forsch und selbstbewusst auftritt, wäre vor ein paar Wochen noch undenkbar gewesen. Da saß er meistens auf der Bank. Inzwischen vermittelt er jedoch den Eindruck, dass er sportlich und auch atmosphärisch angekommen ist beim VfB, der ihn im Sommer aus Groningen geholt hat. Aber Vorsicht, denkt sich Huub Stevens da wahrscheinlich dennoch. Zwar beginnt der Coach seine Ausführungen über Kostic auch mit einem kleinen Lob („Momentan befindet er sich oben auf der Welle“), doch der zweite Teil des Satzes lautet dann vielsagend so: „Solange das so ist, gibt es kein Problem.“

Sonst schon? Der Trainer weiß, dass es auf der Welle eventuell auch wieder nach unten gehen kann und dass es unabhängig davon ohnehin viel zu früh für ein abschließendes Urteil ist. Kostic hat zuletzt drei oder vier ordentliche bis gute Leistungen abgeliefert – mehr aber nicht. Allerdings unterscheidet er sich dadurch immerhin bereits von nicht wenigen Einkäufen des VfB in der jüngeren Vergangenheit, die ausnahmslos enttäuscht haben und praktisch gar keine Lichtblicke aufzuweisen hatten: von Mohammed Abdellaoue über Sercan Sararer, Konstantin Rausch, Karim Haggui, Tunay Torun, Federico Macheda, Tim Hoogland und Felipe Lopes bis zu Mamadou Bah oder Marco Rojas (die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit).

Unglückliche Transferpolitik

Ein weiterer Fall ist Carlos Gruezo, der vor einem Jahr wie aktuell auch Kostic ein paar vielversprechende Ansätze zeigte und Anlass zu Hoffnungen gab. Mittlerweile ist er jedoch seit Monaten in der Versenkung verschwunden und schafft seit geraumer Zeit nicht einmal mehr den Sprung in den Kader. Dabei ist Gruezo nicht die einzige Neuverpflichtung des VfB, die stark angefangen hat, um dann bald stark nachzulassen. In diese Kategorie fallen weiter etwa William Kvist, Cristian Molinaro, Gotoku Sakai und Vedad Ibisevic.

In der Summe hat diese unglückliche Transferpolitik entscheidend mit dazu beigetragen, dass der Club abgerutscht ist und auf Rang 17 der Tabelle steht – mit dem Rücken zur Wand im Abstiegskampf. Daneben wurde auf diese Weise für die 15 aufgelisteten Spieler auch viel Geld in den Sand gesetzt, insgesamt rund 20 Millionen Euro. Fehlinvestitionen. Und Kostic? „Er hat seine Qualitäten.“ Das ist die Meinung von Stevens, aber sie könnte genauso von seinem Vorgänger Armin Veh sein, der sich im Sommer für das Engagement von Kostic eingesetzt hat. Experten unter sich. Billig ist er damals mit einer Ablöse von sechs Millionen Euro nicht gewesen. Hinzu kommt, dass der FC Groningen bei einem Weiterverkauf des Spielers noch 15 Prozent der Ablöse erhalten würde.

Das Ziel: Die Champions League

Ein Schnäppchen sieht anders aus, aber im Augenblick sendet Kostic auf dem Platz positive Signale, die am Ende dazu führen könnten, dass er sein Geld wert ist. Dabei hatte er wie 2012 bei seinem Wechsel von FK Radnicki aus der serbischen Liga nach Groningen enorme Schwierigkeiten, beim VfB in die Gänge zu kommen. Kostic fremdelte. Alles war neu für ihn – die Sprache, die Mentalität, die Umgebung und die Bundesliga, „die einem Spieler viel mehr abverlangt als die Liga in Holland“, sagt Kostic.

Froh ist er gewesen, dass er in Stuttgart auf Ibisevic getroffen ist, der ihm anfangs bei der Eingewöhnung sehr geholfen habe – als Dolmetscher oder auch bei der Wohnungssuche. Dafür ist er ihm dankbar. „Deshalb würde ich ihm gerne etwas zurückzahlen“, sagt Kostic, „beispielsweise mit einer Torvorlage.“ Das ist aber nicht ganz so einfach, weil Ibisevic von Stevens kaum noch eingesetzt wird – im Gegensatz zu Kostic, für den der VfB nach wie vor „ein großer Verein ist, bei dem ich lauter Freunde habe.“ Und wie es sich für einen großen Club gehört, will der mit einem Vertrag bis 2019 ausgestattete Kostic mittelfristig dahin, wo sich die Elite standesgemäß versammelt – in die Champions League. „Das ist mein Ziel“, sagt er.

In der Königsklasse würde er dann vermutlich auch Arjen Robben vom FC Bayern begegnen, mit dem er in Holland verglichen wurde. Robben hat seine Karriere einst auch in Groningen gestartet. Allerdings schießt er mehr Tore als Kostic – aber das ändert sich ja jetzt.