Unter Jürgen Kramny erlebt der VfB Stuttgart einen sportlichen Aufschwung, aber der Trainer denkt immer nur an das nächste Spiel – in diesem Fall an die Partie in Frankfurt.

Stuttgart - Natürlich hat die laufende Saison in der Fußball-Bundesliga nicht erst Ende November mit dem 14. Spieltag begonnen. Aber nur mal angenommen, es wäre so. Dann hätte die Tabelle folgendes Bild: 1. Dortmund (15 Punkte), 2. Bayern (15), 3. Augsburg (12), 4. Leverkusen (11), 5. Hertha BSC (11), 6. VfB Stuttgart (11). Den letzten Platz würde übrigens Wolfsburg (3) belegen. Das heißt, dass der VfB in den sechs Begegnungen seit dem 14. Spieltag mehr Zähler geholt hat als in den 13 Partien zuvor (10) – und das ist dann auch die erste Bilanz von Jürgen Kramny, der die Mannschaft am 24. November als Nachfolger von Alexander Zorniger übernommen hat.

 

Weil die Saison aber weder am 14. Spieltag losgegangen ist noch jetzt nach dem 19. Spieltag endet, haben diese schönen Zahlen für den Trainer wenig Bedeutung. Er denkt nur an den 20. Spieltag, an dem der VfB an diesem Samstag bei Eintracht Frankfurt antreten muss – und damit bei einem Team, das in der fiktiven Tabelle seit dem 14. Spieltag mit sieben Punkten immerhin auf Rang neun liegt. In Wirklichkeit gastiert aber der Tabellen-15. beim 13. der Tabelle. Beide haben 21 Zähler auf dem Konto und nur zwei Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz, den Werder Bremen innehat. „Das zählt. Wir können die Situation realistisch einschätzen“, sagt Kramny.

Drei Siege nacheinander

Damit meint er, dass die Abstiegsgefahr noch keineswegs gebannt ist, obwohl die Mannschaft nun bereits seit fünf Spielen ungeschlagen ist und aktuell drei Siege nacheinander gegen den VfL Wolfsburg, den 1. FC Köln und den Hamburger SV eingefahren hat. Vier Siege in Serie wären in Stuttgart fast schon geschichtsträchtig, da dies zuletzt im Frühling 2011 und damit vor fast fünf Jahren gelungen ist. In Frankfurt hat der VfB jetzt aber die Chance, an diese Phase von damals anzuknüpfen. „Wir gehen die Partie positiv an“, sagt Kramny.

Das ist deshalb so, weil er speziell beim Teamgeist deutliche Fortschritte erkennt – ein Aspekt, der aus seiner Sicht von enormer Wichtigkeit ist. Diese gute Entwicklung macht er vor allem an der neuen Geschlossenheit fest, die der Trainer während der Partie gegen den HSV entdeckte. In Alexandru Maxim und Artem Kravets waren zwei Spieler für den Siegtreffer verantwortlich, die erst kurz zuvor eingewechselt worden waren. Das sei ein gutes Zeichen für das Betriebsklima und das Innenleben, „wenn Leute reinkommen und gleich voll im Geschehen drin sind“, sagt Kramny.

Entwurf auf dem Papier

Daran hält er sich auch mehr als an Statistiken oder Hochrechnungen. Ein Entwurf auf dem Papier sieht so aus: könnte der VfB seinen Punkteschnitt aus den vergangenen sechs Partien halten, käme er am Ende der Saison auf 48 oder 49 Zähler. Mit einer solchen Ausbeute wurde der FC Augsburg im Mai 2015 sogar Fünfter und erreichte die Europa League. Zudem fehlen dem VfB momentan nur noch zehn Punkte zum vierten Platz, der zur Qualifikationsrunde für die Champions League berechtigt. Aber das ist nicht das Thema von Kramny. „Über was haben wir im alten Jahr noch gesprochen?“, fragt er stattdessen – und leitet daraus die Antwort ab: „Gucken wir, dass wir uns da hinten befreien.“

Dazu bleibt noch Zeit. Schluss ist am 14. Mai. Dann werden die Spieltage zusammengezählt – alle 34.