Beim VfB Stuttgart läuft die Planung für den Aufstieg – und die geplante Ausgliederung, die bei Fans umstritten ist. Nun stellten sich VfB-Präsident Wolfgang Dietrich und Co. einigen Gegnern.

Sport: Dirk Preiß (dip)

Stuttgart - Die Entscheidung im Aufstiegsrennen der zweiten Fußball-Bundesliga naht, ebenso der 1. Juni. An diesem Tag entscheiden die Mitglieder des VfB Stuttgart, ob der Verein seine Profiabteilung (ab der U 16 aufwärts) in eine Aktiengesellschaft ausgliedert. 24,9 Prozent der Anteile würde der VfB dann veräußern, in einem ersten Schritt würde die Daimler AG 11,75 Prozent erwerben und 41,5 Millionen Euro zahlen. So weit die Fakten. Die Emotionen sind weit weniger eindeutig.

 

Viele Fans und Mitglieder sehen ebenso wie die Clubführung um Präsident Wolfgang Dietrich die Notwendigkeit dieses Schritts, um wieder Anschluss nach oben zu finden. „Der VfB stößt unter dem Dach eines eingetragenen Vereins früher oder später an Grenzen“, sagte etwa der Steuerberater Roland Häussermann bei einer Diskussionsrunde der „Stuttgarter Nachrichten“ am Donnerstag, an der auch Dietrich und VfB-Finanzchef Stefan Heim teilnahmen. „Ich sehe keinen Weg, wie erfolgreicher Profifußball ansonsten langfristig möglich ist.“ Heim betonte: Um den eingeschlagenen sportlichen Weg uneingeschränkt weitergehen zu können, sei finanzielle Handlungsfähigkeit unabdingbar. Doch es gab auch kritische Stimmen.

„Ausgliederung ist kein Allheilmittel“

Magnus Missel etwa, VfB-Fan und Wirtschaftsjurist, sagte: „Die Ausgliederung ist kein Allheilmittel.“ Und er stellte die Frage: „Ist sich jedes Mitglied eigentlich der Tragweite dieser Entscheidung bewusst?“ Zudem bemängelte er, der VfB Informiere nur über die Vorteile einer AG.

Dietrich und Heim warben derweil erneut für das Vorhaben, den Club mit frischem Kapital auszustatten. Und sie versicherten, das Geld direkt oder indirekt ausschließlich in den sportlichen Bereich stecken zu wollen. Ein Beispiel: Die Modernisierung der Trainingsplätze für die Nachwuchsspieler. Über fünf Millionen Euro sind dafür notwendig – nach einer Ausgliederung wäre Geld da. Auch, um bei Banken Sicherheiten für Kredite bieten zu können.

VfB peilt Mitgliederzahl von 100 000 an

Neben der Daimler AG sollen bis 2019 weitere strategische Partner ins Boot geholt werden. Auf regionale Unternehmen wollen sich Club und Präsident nicht beschränken. Dietrich aber weiß, wie groß die Furcht der Mitglieder vor unliebsamen Gästen im eigenen Haus ist. „Wir brauchen eine starke AG und einen starken e.V.“, sagte er, „den setzen wir aufs Spiel, wenn wir verrückte Sachen machen würden.“ Um den Club weiter zu stärken, peilt er bis zum Ende seiner Amtszeit eine Mitgliederzahl von 100 000 an. In der Verbindung von Kapitalisierung und Tradition, erklärte der Präsident, habe man einen Vorteil gegenüber den reinen Kommerzvereinen.

Inwiefern die Mitglieder künftig im Club mitwirken können, hängt auch von einer Satzungsänderung ab, über die ebenfalls am 1. Juni abgestimmt wird. Diese hängt aber nicht zwingend mit der Ausgliederung zusammen.