Bruno Labbadia bleibt beim VfB. Aber die Stimmung rund um den Verein ist nicht die beste, und auch die Risikobereitschaft des Vereins hat angesichts leerer Kassen weiterhin ihre Grenzen. Auch deshalb spricht Labbadia vom „schweren Weg des VfB“ – den er nun mitgeht.

Stuttgart - Donnernden Applaus soll es am Vormittag in der VfB-Kabine gegeben haben, als Bruno Labbadia seine Mannschaft vor dem Training davon in Kenntnis setzte, auch über die laufende Saison hinaus ihr Chefcoach zu bleiben. Bei so viel Zuneigung ließ sich auch der Trainer selbst nicht lumpen und versicherte seinen Spielern: „Ihr seid einer der Hauptgründe dafür, dass ich hierbleibe.“

 

Nun ist es also vollbracht: Bruno Labbadia hat, ebenso wie sein Assistent Eddy Sözer, seinen Vertrag beim VfB verlängert. Zwei Jahre läuft die neue Abmachung, bis 2015 also. Ein Dreijahresvertrag, von dem zuletzt in der Öffentlichkeit die Rede war, sei „nie ein Thema gewesen“, erklärt der VfB-Präsident Gerd Mäuser, weil „schon zwei Jahre in diesem Geschäft sehr langfristig“ seien. Für den VfB sei dies „eine verantwortbare Vertragslaufzeit“, auf die man sich „in großer Harmonie“ verständigt habe, sagt Mäuser – und kommt zu dem Fazit: „Heute ist ein guter Tag für den VfB.“

Labbadia benötigte einige Bedenkzeit

Es war durchaus eine längere Vorstellung, bis beide Seiten zueinander fanden. Der VfB hat nie einen Zweifel daran gelassen, mit Labbadia längerfristig zusammenarbeiten zu wollen. Der Trainer jedoch hat sich die Entscheidung schwer gemacht, er hat sich viel Bedenkzeit erbeten – und wurde zwischendurch ganz offenkundig von Zweifeln größerer Art geplagt. „Als normaler Bundesligatrainer muss man sich heute die Frage stellen: Gehe ich einen schweren Weg, wie ihn der VfB Stuttgart gehen muss, mit? Oder sage ich: am Arsch geleckt“, hatte Labbadia Anfang Oktober in seiner „Wutrede“ gesagt und damit nicht nur Kritik an der Anspruchshaltung des Stuttgarter Umfelds geübt, sondern, zumindest indirekt, auch am Kurs der Vereinsspitze.

Und noch kurz vor Weihnachten positionierte sich der Trainer in einem großen Interview in der „Süddeutschen Zeitung“, in dem Labbadia die klare Botschaft aussendete, keineswegs bedingungslos beim VfB bleiben zu wollen. „Viele Vereine rüsten auf, wir müssen aufpassen, dass die Kluft nicht zu groß wird.“ Eventuell sei dafür „auch mal ein kalkulierbares Risiko nötig“, sagte er und wollte sich „die Freiheit nehmen und beobachten, welchen Weg der Club einschlagen will“.

Der Sparkurs beim VfB geht weiter

Grundlegendes hat sich seither nicht verändert. Um die Stimmungslage rund um den VfB ist es, wie sich zuletzt beim 0:2 gegen die Bayern gezeigt hat, keineswegs zum Besten bestellt (wofür Präsident Mäuser im Wesentlichen „die negativen Berichte“ in den Medien verantwortlich macht). Und auch die Risikobereitschaft des Vereins hat angesichts leerer Kassen weiterhin ihre Grenzen. „Wir werden auch im nächsten Sommer nicht aus dem Vollen schöpfen können“, sagt Mäuser anlässlich der Vertragsunterzeichnung – und hat dies („Wir wollten mit offenen Karten spielen“) dem Coach auch bei den Vertragsverhandlungen im Trainingslager in der Türkei nicht vorenthalten. „Ich hätte mir gewünscht“, erwiderte Labbadia damals, „dass Sie mir mehr Hoffnung machen.“

Trotzdem hat sich der 46-jährige Fußballlehrer nun entschlossen, „den schweren Weg des VfB“ auch weiter mitzugehen. Denn: „Es ist eine unglaubliche Herausforderung, mit dieser Mannschaft etwas zu entwickeln und weiter aufzubauen“, sagt Labbadia: „Das treibt mich total an“, ja sogar: „Da habe ich total Bock drauf.“

Labbadia findet den VfB einen „richtig schönen Verein“

Natürlich wünsche sich jeder Bundesligatrainer einen möglichst unbegrenzten Handlungsspielraum auf dem Transfermarkt – aber „als Mensch muss man auch lernen, nicht immer zu denken, woanders sei es schöner“. Er habe „nie Zweifel“ an seinem Arbeitgeber gehabt, sagt Labbadia, im VfB habe er „einen richtig schönen Verein“, dessen Ausrichtung seiner eigenen Denkweise im Übrigen sehr entgegenkomme: „Ich bin so erzogen worden, nicht mehr auszugeben, als man auch einnimmt.“

Und so ist Labbadia fest entschlossen, gemeinsam mit dem Manager Fredi Bobic („Ich bin froh und glücklich, dass wir weiter Kontinuität haben“) den VfB trotz bescheidener Mittel wieder ein Stückchen weiter nach oben zu bringen. Das Rezept, wie das in möglichst naher Zukunft zu bewerkstelligen ist, hat sich der Trainer schon zurechtgelegt: „Wir müssen pfiffiger und schneller sein und alles intelligenter machen als die anderen.“ Die Arbeit wird Labbadia also auch weiterhin nicht ausgehen.