Vorbereitung auf die neue Saison: mit allen sieben Neuzugängen ist der VfB Stuttgart ins Training gestartet. Dagegen wurden die Österreicher Raphael Holzhauser und Kevin Stöger verliehen.

Stuttgart - An so einem Prachttag kann es für einen Fußballprofi nicht ganz so schlimm sein, dass die großen Ferien schon wieder vorüber sind. Die Sonne scheint aus einem wolkenlosen Himmel auf das Trainingsgelände; der Rasen ist nach vierwöchiger Intensivpflege in erwartungsgemäß makellosem Zustand; ein Medizinball kommt zumindest vorerst nicht zum Einsatz. Und am Spielfeldrand stehen nur ein paar Schaulustige, die sich darüber amüsieren könnten, dass es Sercan Sararer (23) im Sommerurlaub ganz offensichtlich gut geschmeckt hat. Nichts steht folglich dem Arbeitseifer im Wege, mit dem der VfB Stuttgart am Montag seine Vorbereitung auf die neue Saison begonnen hat.

 

In Abwesenheit einiger Nationalspieler sind am Vormittag 19 Profis pünktlich zum Dienst erschienen, darunter neben Sararer auch die sechs anderen Neuzugänge: Thorsten Kirschbaum (26), Daniel Schwaab (24), Konstantin Rausch (23), Marco Rojas (21), Moritz Leitner (20) und Mohammed Abdellaoue (27) – sie alle absolvieren ihre erste Einheit unter dem VfB-Trainer Bruno Labbadia, sehr zur Freude des Sportdirektors Jochen Schneider: „Es ist erfreulich, dass schon alle Neuzugänge da sind. So früh waren wir noch nie dran.“ Während die Konkurrenz erst allmählich damit beginne, auf dem Transfermarkt aktiv zu werden, habe sein Verein die Personalplanung schon weitgehend abgeschlossen: „Viel wird sich bei uns nicht mehr tun.“

Pünktlich zum Trainingsauftakt hat Schneider zwei weitere Häkchen hinter noch offene Personalien gemacht: Raphael Holzhauser (20) wird für ein Jahr an den Ligakonkurrenten FC Augsburg ausgeliehen, sein österreichischer Landsmann Kevin Stöger (19) geht für zwei Jahre zum Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern.

Mit dem Hang zum Schlendrian

Eine Kaufoption gibt es in keinem der beiden Fälle, weshalb sich Schneider auch nicht vorwerfen lassen will, der Verein habe wieder einmal seine Eigengewächse verscherbelt, anstatt sie in die Profimannschaft zu integrieren. Ansonsten mag der Sportdirektor nie mehr etwas vom Etikett der „Jungen Wilden“ hören, das der zurückgetretene Präsident Gerd Mäuser erfolglos hatte wiederbeleben wollen: „Die Jungen Wilden gab es nur 2003.“

Weniger emotional, sondern rein pragmatisch sieht Schneider die jüngsten Leihgeschäfte. Der Mittelfeldspieler Holzhauser, zweifellos hoch veranlagt, aber bisweilen mit dem Hang zum Schlendrian, habe sich beim VfB in der vergangenen Saison zwar gut entwickelt und 21 Bundesliga-Einsätze bestritten. Nun jedoch sei die Konkurrenzsituation innerhalb des Kaders größer geworden. „Sein Ziel muss lauten: 30 oder mehr Bundesligaspiele in einer Saison.“ Als „prima Schritt“ wertet Schneider den Wechsel in das „ruhige Augsburger Umfeld“, in dem sich zuletzt auch andere Leihspieler wie Jens Hegeler oder die Südkoreaner Ja-Cheol Koo und Dong-Won Ji hervorragend weiterentwickelt hätten. Als gereifter Fußballprofi, so die Hoffnung des VfB, soll Holzhauser nächstes Jahr nach Stuttgart zurückkehren.

Eher an einen dauerhaften Abschied denken sie im Verein in den Fällen von William Kvist (28), Cristian Molinaro (29) und Tamás Hajnal (32), deren Einsatzchancen nach der jüngsten Transferoffensive nicht steigen dürften. Das Problem: „Es gehört immer auch ein Club dazu, der die Spieler aufnimmt“, sagt Schneider. Der VfB wäre gesprächsbereit, ein ernst zu nehmender Interessent hat sich aber noch nicht gemeldet. Kein Anlass zur Sorge, findet Schneider, denn „viele Vereine fangen erst jetzt an, sich Gedanken über ihren Kader zu machen“. Und selbst wenn sich in diesen Gedankenspielen kein Platz für die VfB-Reservisten findet, sei es auch wunderbar: „Dann sind wir happy, dass sie hier sind.“