Die Zeiten, als die VfB-Abwehr regelmäßig Tag der offenen Tür feierte, sind vorbei. Klar ist aber auch: So sicher wie erhofft steht der Defensivverbund auch in Liga zwei noch nicht. Der Trainer hat schon eine Idee, wie das zu ändern ist.

Sport: Dirk Preiß (dip)

Stuttgart - Zwei Spiele, zwei Gegentore – nach einer wahren Horrorbilanz hört sich das nicht an. Und wer die Statistik der vergangenen Saison kennt, der reibt sich vielleicht sogar genüsslich die Hände. Im Bundesligaspieljahr, das mit dem Abstieg des VfB in die zweite Liga endete, kassierten die Stuttgarter die meisten Gegentore aller Teams: Es waren satte 75.

 

„Defensiv ist alles einigermaßen gut geordnet“, sagt Jos Luhukay nach den ersten Eindrücken dieser Saison. Doch der Trainer des VfB weiß auch: Es gab für die jeweiligen Gegner trotz dessen begrenzten Offensivpotenzials durchaus die Möglichkeit, öfter zu treffen. Denn ganz so sattelfest wie erhofft ist die Abwehr des VfB auch in der zweiten Liga noch nicht.

Einerseits ist das verwunderlich, schließlich steht zu drei Vierteln ein Abwehrverbund auf dem Platz, der eigentlich auch den Ansprüchen in der Bundesliga genügen sollte. Florian Klein, Toni Sunjic und Emiliano Insua jedenfalls wurden einst für höhere Ansprüche verpflichtet. Dazu kommt nun der junge Stephen Sama. Andererseits gehörten Klein und Sunjic schon in Abstiegssaison nicht mehr zum Stammpersonal und tun sich im Moment noch dementsprechend schwer, ihre überdurchschnittliche Eignung für die zweite Liga nachzuweisen. Klein hatte aufgrund seiner EM-Teilnahme mit Österreich noch Sonderurlaub, Insua wegen der Geburt seines zweiten Kindes – beide sind noch nicht auf dem erforderlichen Level angekommen. Sunjic dagegen wirkt in Zweikampfsituationen oft übereifrig und ungelenk, so ermöglicht er immer wieder Standardsituationen für die Gegner.

Luhukay erwartet mehr Aggressivität

Und Stephen Sama? Zeigt gute Ansätze in der Spieleröffnung, lässt sich aber immer wieder zu leicht ausspielen, offenbart ab und zu seine Unerfahrenheit und harmoniert noch nicht wirklich prächtig mit seinem Nebenmann in der Innenverteidigung (Sunjic). In der Vorbereitung hatte der 23-Jährige meist an der Seite von Timo Baumgartl agiert, der mit einer Schambeinentzündung auf unbestimmte Zeit ausfällt. Kevin Großkreutz, in der Rückrunde der vergangenen Saison bis zu seiner Verletzung hinten rechts gesetzt, fehlt ebenfalls verletzungsbedingt, und Marcin Kaminski hat sich laut Luhukay noch nicht ausreichend an den deutschen Fußball gewöhnt.

So wird auch im Pokalspiel an diesem Samstag (18.30 Uhr) beim FC Homburg das Quartett aus den ersten beiden Pflichtspielen die Viererkette bilden. Der Trainer stärkt ihr Selbstvertrauen, indem er sagt: „So wie wir verteidigen – das geht in eine gute Richtung.“ Und Verbesserungspotenzial in der Defensivarbeit sieht Luhukay nicht nur bei den gelernten Abwehrspielern. „Wir könnten als Mannschaft noch aktiver und aggressiver verteidigen und so Fehler des Gegners erzwingen“, sagt er, „wir müssen als Block verteidigen, dabei müssen wir noch Fortschritte machen.“ Außerdem sind dem Niederländer seine Spieler noch zu ruhig. Miteinander kommunizieren, sich gegenseitig helfen, das Kommando zur Attacke geben – „da kann noch mehr kommen“.

Am besten gleich im Pokalspiel beim Regionalligisten, wo sich die VfB-Defensive, aber auch die ganze Mannschaft einspielen soll für die weiteren Aufgaben in der zweiten Liga. Den noch größeren Handlungsbedarf sieht Jos Luhukay nämlich, nachdem seine Mannschaft den Ball erobert hat.